„Aha! History“ – warum dürfen Frauen in der Schweiz erst seit 1991 wählen?

[Musik] das bringt der Tag für alle die wissen wollen was heute wichtig ist ein Podcast von Welt herzlich willkommen ihnen allen zu dieser besonderen Folge mein Name ist Antonia Beckermann und ich freue mich sehr dass sie heute zum zweiten Mal bei das bringt der Tag einschalten denn

Heute haben wir zur Feier des Frauentags zusätzlich zu unserer normalen Folge noch etwas anderes für Sie und das Moderieren nicht ich sondern mein Kollege Wim Ort in seinem Podcast aha history 10 Minuten Geschichte spricht er zweimal in der Woche mit Experten über historische Themen die so nicht in unseren Geschichtsbüchern stehen passend

Zum Weltfrauentag hat WM Ort mit einer Wissenschaftlerin darüber gesprochen warum die Schweiz bei der Einführung des Frauenwahlrechts eigentlich so viel später dran war als fast alle anderen Länder außerdem geht es um die Reporterin die als erste den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vermeldet viel Spaß ihnen allen beim Hören

Aha history 10 Minuten Geschichte ein Podcast von Welt wenn wir heute über Frauenwahlrecht sprechen dann geht es ja meist um Länder in denen Frauen keines haben weil sie nicht gleichberechtigt sind aber auch in westlichen Demokratien da waren wählende Frauen bis vor einigen Jahrzehnten überhaupt nicht überall selbst verständlich und besonders spät dran war

Die Schweiz auf Bundesebene wurde das Frauenwahlrecht dort erst in den 70er Jahren eingeführt auf lokaler Ebene dauerte es teilweise noch länger aber warum waren die altitgenossen so spät dran darum dreht sich diese Folge außerdem geht es um eine Frau die in der damaligen Männerwelt des Journalismus die Meldung des Jahrhunderts berichtete Claire

Hollingworth grüzi und hallo zu dieser Folge von aha history schön dass ihr eingeschaltet [Musik] habt das erste Land in dem Frauen zur Wahl gehen durften das waren nicht die USA und auch nicht irgendein europäischer Staat sondern es waren die kuckinseln mitten im Pazifik zwischen Australien und Amerika im Jahr

1893 war das und damit knapp 30 Jahre bevor das Frauenwahlrecht auch hier bei uns in Deutschland eingeführt wurde im Vergleich zur Schweiz sind diese knapp 30 Jahre aber gerade zu schnell denn bei den eitgenossen da dauerte es genau 97 Jahre bevor endlich alle Frauen bei sämtlichen Wahlen abstimmen durften wie

Dann im Jahr 1971 endlich Frauen wählen durften und warum das Recht im letzten Kanton erst 1990 eingeführt wurde darüber spreche ich mit Isabel roher sie hat die Debatten um die letzte Einführung damals vor Ort erlebt und sie forscht seit langem über die Eigenheiten des Schweizer Frauenwahlrechts hallo Frau Rona hallo

Herr Ort fangen wir mal rund um die Jahrhundertwende an da gab es in ganz Europa Diskussionen um die Gleichberechtigung von Frauen die wird es ja auch in der Schweiz gegeben haben wie sah das damals dort aus die Jahrhundertwende zu welchem Jahrhundert ist doch da die Frage denn es geht hier

Tatsächlich nicht ums 20 Jahrhundert die Entwicklung der Demokratie auch mit Blick auf Frauenrechte die setzte schon mal Sat 100 Jahre vorher ein bzw fast 150 Jahre vorher ein wichtiger Punkt war hier natürlich die Französische Revolution wo schon darum ging Bürgerrechte neu zu verhandeln und diese Debatten diesen Prozess sehen wir ganz

Ganz stark im 19 Jahrhundert und tatsächlich in ganz Europa auch in der Schweiz die Schweiz war da also gar nicht hinterher oder verlangsamt in ihrem Demokratisierungsprozess die erste Forderung nach dem Frauenstimmrecht und nach sowas wie sozialer ökonomischer rechtlicher Gleichberechtigung von Männern und Frauen gab es in der Schweiz

Schon Mitte des 19 Jahrhunderts verbirgt 1868 und damit war die Schweiz sogar noch vor Deutschland wo wir so eine Forderung erst 1873 nachweisen können von Hedwig Dom dann müssen wir jetzt aber trotzdem bis dann das Frauenwahlrecht eingeführt wird in Deutschland ein ganzen Schritt nach vorne machen das war dann nach dem

Ersten Weltkrieg der Fall die Schweiz ist traditionell ja in Kriegen neutral war das dann auch der Grund warum sich damals in der Schweiz nichts tat wo dann z.B in Deutschland das frauenwahrecht icht mit der Weimarer Republik dann eingeführt wurde auf die Frage warum war denn die Schweiz so spät mit der

Einführung des Frauenstimmrechts gibt’s eine ganz einfache Antwort und eine etwas komplexere die ganz einfache Antwort lautet weil die Männer es nicht wollten die Männer wollten nicht dass ihre Mütter Töchter Schwestern Nachbarinnen die gleichen Rechte hatten das muss man so bitter sagen warum war das so da sind wir dann bei der

Komplexeren Antwort weil die Schweiz ein anderes System hatte als beispielsweise Deutschland die Schweiz war eben eine direkte Demokratie und hatte von vorne rein nur den Männern das Stimmrecht zugestanden das heißt eigentlich war die Schweiz eine androkratie denn natürlich kann man nicht von der wirklichen Demokratie sprechen wenn die Hälfte der Bevölkerung

Nicht wahlberechtigt ist und auch sonst rechtlich bei weitem nicht dieselben Möglichkeiten hat wie Männer das heißt diese direkte Demokratie spielt eine ganz ganz zentrale Rolle die übrige Entwicklung der Schweiz die war sehr ähnlich wie in Deutschland also wir sehen ab Mitte des 19 Jahrhunderts gab es Frauen die sich in Vereinen

Zusammengefunden haben oder auch die als Einzelpersonen versucht haben für Rechte zu werben oder Rechte zu erlangen ein ganz spannender Fall beispielsweise sie gilt immer als erste Juristin Europas emilyie Campin Spiri die 1887 eine Eingabe ucht hat über das Bundesgericht in der Schweiz indem sie gesagt hat hey wir haben eine Verfassung

In dieser Verfassung steht alle Schweizer sind vor dem Gesetz gleich und ich will dass ihr feststellt dass auch Schweizerinnen Schweizer sind also dass dieses generische Maskulinum eben auch für die Frauen gilt und das Bundesgericht hat gesagt ihre ihre Haltung ist ganz schön Küh das war das Zitat des Bundesgerichts aber wir sehen

Das nicht so also Schweizerinnen sind keine Schweizer und deswegen war das wieder vom Tisch in Deutschland wurde das Frauenwahlrecht eingeführt weil es wieder zu einer Revolution kam diese Entwicklung hatte die Schweiz eben nicht die Schweiz hatte mehrere Versuche das vor des Stimmvolk zu bringen also für das männliche Stimmvolk weil eben nur

Männer stimmberechtigt waren und die erste Wahl die dann vor das Volk kam war 1959 und da haben zwei Drittel der Wahlberechtigten Bürger gesagt nö wir wollen nicht dass Frauen dieselben Rechte haben wie Männer Anfang der 70er war es dann soweit im Jahr 1971 das Wahlsystem war ja dann gute 10

Jahre später dasselbe wie kam es dann dazu dass es dann eingeführt wurde die Enttäuschung dass es 1959 nicht durchkam war riesig auch in den unterschiedlichen Kantonen in der Schweiz die Schweiz hat ja die Besonderheit dass wir einfach französischsprachigen Teil haben einen italienischsprachigen Teil einen deutschsprachigen und einen klitzekleinen räomanischen Teil der

Französischsprachige Teil insbondere war sehr viel progressiver und da haben die Kantone entschieden nach gut auf Bundesebene wurde es abgeschmettert die Frauen haben da kein Stimmrecht aber wir führen das Stimmrecht ein auf kantonaler Ebene das heißt da gab es einfach ganz viele Beispiele jenseits des Auslandes ne wo die Frauen selbstverständlich schon seit

Jahrzehnten wahlberechtig waren also Deutschland Frankreich Italien da gab es einfach auch innerhalb der Schweiz viele Beispiele die zeigten das funktioniert problemlos das heißt dadurch veränderte sich die die Stimmung im Land und dann stieg natürlich auch der internationale Druck also die Schweiz kam immer mehr in die Situation dass sie sich schlicht

Lächerlich machte im Ausland weil sie der Hälfte ihrer bürgerinn Bürger Menschenrechte verwehrte und wir müssen uns das vor Augen führen die verweig erung des Stimmen und Wahlrechts für Frauen für die Hälfte der Bevölkerung ist keine Lapalie die Verweigerung bedeutete dass Frauen rechten unterworfen waren die Männer gemacht haben ohne auf Frauen Rücksicht zu

Nehmen das zeigt sich auch in einem absolut frauenverachtenden Eherecht was in der Schweiz tatsächlich noch bis 1988 galt also Frauen die geheiratet haben haben ihre BürgerInnen Recht an der Garderobe ab gegeben sie hatten kein Bestimmungsrecht wo sie sich aufhalten durften sie hatten nicht das Recht arbeiten zu gehen ohne die Unterstützung

Ihres Ehemannes zu haben also es war bodenloses Unrecht und die Schweiz kam da auch immer mehr unter Druck und als es zur zweiten Abstimmung kam 1971 haben immerhin zwei Drittel der Männer dann gesagt doch wir wir haben es verstanden Frauen müssen dieselben Rechte haben wie wie Männer aber ein

Drittel hat immer noch gesagt nö sehen wir eigentlich nicht ein und es ist immer noch eine Wunde in der in der Schweizer Geschichte denn natürlich macht das etwas mit uns bzw hat das auch noch Auswirkung die bis heute spürbar sind weil Frauen bis vor 50 Jahren eben äh nicht dieselben Möglichkeiten hatten

Und auch nachher diese Prozesse s haben ja erst begonnen also Frauen in den Parlamenten Frauen in Führungsposition der Wirtschaft Frauen in entscheiderpositionen der Öffentlichkeit der Medien da hat die Schweiz eben ein Aufholprozess dann gestartet aber wir wir sind immer noch nicht soweit dass wir eine gleichberechtigte Gesellschaft werden und das hat mit unserer

Geschichte zu tun das Wahlrecht auf Bundesebene das war dann 1971 endlich eingeführt in einigen Kantonen gab es damals eben auch schon das kantonale Wahlrecht aber so ganz gegessen war die Diskussion trotzdem immer noch nicht oder die meisten Kantone haben dann nachgezogen und das direkt damit auch auf auf kantonaler Ebene also kommunaler

Ebene würde man auf in Deutschland sagen eingeführt aber nicht alle Kantone gewährt haben sich insbesondere zwei kleine Kantone Halbkantone in der Ostschweiz abenzell außerroden und innerroden außerroden hat dann gerade noch so die Kurve gekriegt Ende der 80er und das Frauenstimmrecht einführen lassen also auch da kam es vors männliche stimmenvolk und die Männer

Haben gesagt doch wir stehen jetzt dazu Frauenstimmrecht kommt aber der Kanton abenzell innerroden der hat sich weiterhin geweigert und tatsächlich ist es meine erste politische Erinnerung ich selber komme aus der Ostschweiz ich war 10 Jahre alt als ich mitbekommen habe dass 1989 eine Frau in abenzell in Roden dieses Spielchen einfach nicht mehr

Mitmachen wollte lustigerweise hat sie den selben Nachnamen wie ich Theresia Roha wir sind aber nicht verwandt und sie hat beschlossen den juristischen Weg zu beschreiten hat sich erst ans Kantonsgericht gewendet und gefordert dass das jetzt sofort eingeführt wird dann natürlich auch in der Schweiz gilt Bundesrecht schlägt kantonsrecht aber es

Wurde abgeschmettert und sie ist vors Bundesgericht gezogen in einem langwierigen und sehr schmerzhaften Prozess in dem sie auch tatsächlich persönlich bedroht wurde ihre ihre Kinder mussten damals sogar mit Polizeischutz zur Schule gebracht werden und am Ende hat’s dann geklappt dauerte aber tatsächlich lange die die abenzellerinnen durften erst

1991 das erste Mal ihre Stimme gleichberechtigt bei einer Wahl auf auf kantonaler Ebene abgeben 1991 Isabel Rona vielen vielen Dank für Ihre Einblicke ich danke Ihnen aus der Schweiz geht’s jetzt an die deutsch-polnische Grenze im Spätsommer 1939 damals war Nazi Deutschland kurz davor das Nachbarland zu überfallen und eine

Reporterin war die erste die mit etwas Hilfe von Mutter Natur die Zeichen der Zeit richtig deutete wer diese Frau war und wie sie den bevorstehenden Kriegsausbruch aufdeckte darum geht es [Applaus] [Musik] jetzt es waren andere Zeiten damals im früherbst 1939 nicht nur stand die Welt kurz vor dem Ausbruch des größten Krieges der

Menschheitsgeschichte sondern auch die Rolle der Frau war eine völlig andere als heute ob Diktatur Monarchie oder Demokratie in den Gesellschaften waren Frauen damals vor allem dafür da den Haushalt zu schmeißen und natürlich um Kinder zu bekommen und anschließend großzuziehen und so schien auch der Lebensweg von Claire hollingworth vorgezeichnet zu

Sein zwar zeigte sie schon in jungen Jahren großes Interesse für Kriegsführung und für das Schreiben ihre Eltern hielten aber nichts von einer solchen Karriere und schickten ihre Tochter auf eine Hauswirtschaftsschule später verlobte sie sich auch noch zu einer Heirat kam es aber nicht stattdessen begann sie für

Ein Institut aus dem Umfeld der UN Vorgängerorganisation League of Nations zu arbeiten später ging sie nach Zagreb um dort zu studieren und schlug bald darauf eine journalistische Laufbahn ein als die Nazis im Jahr 1938 das Sudetenland annektierten da verhalf clire hollingworth tausenden von Flüchtlingen zu Visa sodass sie über

Polen auf die britischen Inseln entkommen konnten den britischen Geheimdienst war sie ein bisschen zu engagiert sass sie ihren Job verlor doch ihre Bemühungen die machten den Chefredakteur des Londoner Daily Telegraph auf sie aufmerksam im August 1939 stellte er sie für die Zeitung ein und damit genau in der Zeit als sich die

Lage an der deutschpolnischen Grenze immer mehr zuspitzte nur wenige Tage nach ihrem Dienstantritt wurde hollingworth nach Polen geschickt um über diese zu berichten und dort gelang ihr dann das was in englischsprachigen Medien bis heute als der Scoop of the century gilt sie lie sich ein Auto mit Fahrer für

Erkundungsfahrten entlang der Grenze und wurde dabei sogar nach Deutschland eingelassen unter aufgewähten kamouflagenetzen entdeckte sie dort ein massenhaftes Aufgebot an Panzern und anderen Fahrzeugen für den bevorstehenden Kriegseinsatz so meldete der Telegraph am 29 August 1939 auf seiner Titelseite 1000 Tanks amassed on Polish border 10 divisions reported ready for Swift

Stroke nur ein paar Tage später machten sich die besagten 1000 Panzer auf den Weg und der zweite Weltkrieg begann auch an diesem 1 September 1939 war Holling die erste die es den britischen Behörden meldete sie rief die Botschaft in Warschau an und als man ihr dort nicht glauben wollte da hielt sie

Kurzer handand den Telefonhörer aus dem Fenster wo gerade deutsche Truppen und Panzer vorbeimarschierten mit ihren Nachrichten vom Kriegsbeginn war ihr in Großbritannien bereits der Legendenstatus sicher nachdem sie gerade mal eine gute Woche gearbeitet hatte doch ihre Karriere die hatte eben erst begonnen in den folgenden Jahrzehnten sollte sie

Von der Gründung Israels und den dazugehörigen Konflikten Berichten aus Vietnam und noch 50 Jahre später war sie live dabei als die chinesische Staatsführung Proteste von Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking mit tödlicher Härte niederschlagen ließ eine bemerkenswerte Frau diese clire hollingworth un ein eindrucksvolles spel dafür dass die

Lange Unterdrückung der Frau durch den Mann ein ganz großer Unfug war ich hoffe für Euch ist dieser Podcast kein Unfug und wenn doch dann schreibt es mir an history@belt.de ich freue mich natürlich auch über positives Feedback und ich freue mich wenn ihr uns auf den Plattformen ein Abo und eine Bewertung

Darasst danke euch fürs zuhören und bis zum nächsten Mal [Musik] ه

08.03.2024

Schon vor über 100 Jahren wurde erstmals der Weltfrauentag begangen. Damit gibt es den Feiertag länger als das aktive und passive Frauenwahlrecht in weiten Teilen der Welt. Besonders lange brauchte die Schweiz beim Wahlrecht für beide Geschlechter. Wie das kam, hat Wim Orth im WELT-Geschichtspodcast „Aha! History“ untersucht.

“Das bringt der Tag” ist der Nachrichten-Podcast von WELT.

Wir freuen uns über Feedback an dasbringtdertag@welt.de.

Hörtipp: Die wichtigsten News an den Märkten und das Finanzthema des Tages hören Sie morgens ab 5 Uhr bei „Alles auf Aktien” – dem täglichen Börsen-Shot aus der WELT-Wirtschaftsredaktion. Mehr auf welt.de/allesaufaktien

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