„Sprache der Gewalt“ – wie funktionieren Konflikte im Nahen Osten?

[Musik]
das bringt der Tag für alle die wissen
wollen was heute wichtig
ist ein Podcast von
Welt schönen guten Morgen es ist Montag
der 22 April ich heiße im garabiga und
ich freue mich dass wir jetzt gemeinsam
in die Woche starten blicken wir dafür
zunächst kurz auf die Nachricht des
Wochenendes das us-reäsentantenhaus hat
am Samstag nach wochenlangem Ringen
weitere Milliardenhilfen für Israel und
für die Ukraine beschlossen die rund 13
Milliarden Dollar für Israel sollen vor
allem in den irondome also die
israelische Luftabwehr fließen wie
absolut essentiell dieser iron Dome für
Israel ist hat der Großangriff Irans auf
Israel am Samstag vor einer Woche
verdeutlicht bei dem wurde Israel
erstmals direkt vom Iran aus beschossen
die Angst vor einer möglichen Eskalation
des Konflikts im Nahen Osten ist seither
groß und weil die Lage vor Ort sehr
komplex ist und viele Akteure eine Rolle
spielen scheinen die nächsten Schritte
schwer vorhersehbar mein Kollege und
weltaußenpolitikredakteur Daniel Dillen
Böhmer hat diese aktuelle Unsicherheit
zum Anlass genommen einmal die Regeln zu
analysieren nach denen Konflikte im
Nahen Osten eigentlich ablaufen und
darüber spreche ich mit ihm heute direkt
hier nach den
Nachrichten ich bin Colin Mock guten
Morgen und das sind unsere wichtigsten
Nachrichten des Tages neuer Zoff in der
Ampelkoalition die SPD kritisiert
Vorschläge der FDP zu tiefen
Einschnitten bei der Sozialpolitik
scharf in einem Papier für den
anstehenden Parteitag schlagen die
Liberalen unter anderem harte Sanktionen
für bürgergeldempfänger sowie ein Ende
der Rente mit 63 vor spdchef klingball
sagte der Bild am Sonntag wenn die FDP
glaubt dass es der Wirtschaft besser
geht wenn es Handwerkern
Krankenschwestern oder Erzieherin
schlechter geht dann IRT sie gewaltig
auch Generalsekretär küert nannte die
Vorschläge im Tagesspiegel eine
Beschimpfung von
Arbeitnehmern in der Union wächst die
Zustimmung für eine Reform der
Schuldenbremse mehrere
Ministerpräsidenten sind inzwischen
dafür dass SPD und Grüne die Reform
zusammen mit der Union gegen die FDP
durchsetzen könnten hält man bei der
Liberalen allerdings für ausgeschlossen
das schließt der Koalitionsvertrag aus
sagte Verkehrsminister Wissing im ersten
im Bund gebe es keine wechselnden
Mehrheiten einige Politiker der
Koalitionspartner sprechen sich auch für
eine Reform der Schuldenbremse aus
darunter Außenministerin berbock von den
Grünen und SPD Verteidigungsminister
Pistorius nach dem grünen Licht für das
milliardenschwere Hilfspaket aus den USA
geht ist heute auch in Europa erneut um
neue Ukraine Hilfen die Außenminister
der EU-Länder wollen bei einem Treffen
in Luxemburg über weitere Unterstützung
beraten zweites großes Thema um das es
gehen soll eine mögliche Ausweitung der
Sanktionen gegen den Iran darauf hatten
sich letzte Woche bereits die EU Staats-
und Regierungschefs geeinigt vor allem
soll es darum gehen die Produktion
weiterer Raketen und drohen zu
stören nach dem Großangriff Irans hatte
Israel vergangene Woche mit Konsequenzen
gedroht am vergangenen Freitag
ereigneten sich dann einige Explosionen
in der iranischen Region Isfahan
US-Medien zurfolge handle es sich um
eine israelische
Vergeltungsaktion laut dem iranischen
Außenminister Hussein Amir abdullahin
sei dies jedoch nicht als richtiger
Angriff zu bewerten und biete deshalb
vorerst auch kein Anlass für weitere
Handlung des Iran in der Momentaufnahme
sieht es gerade also so aus als wollten
Israel und Iran eine Eskalation
verhindern zugleich drohte am abdahin im
Interview mit NBC News allerdings sollte
Israel versuchen eine andere Handlung
gegen unsere Interessen auszuführen dann
werde der Iran sofort und bis zum
Maximum Antworten die Lage bleibt also
höchst explosiv und vor allem
unübersichtlich welche Faktoren
entscheiden könnten wie sich die Lage
nun weiter entwickelt darüber habe ich
mit meinem Kollegen Daniel Dillen Böhmer
gesprochen guten Morgen lieber Daniel
guten Morgen du beschäftigst dich schon
seit vielen Jahren mit der Lage in
narost wie nächste Schritte im
narostkonflikt aussehen könnten dar
herrscht generell und vor allem aktuell
immer viel Unklarheit in deinem Text
schreibst du dass das auch an unserem
Verständnis für die konfliktprinzipien
der Region liegen könnte in wieefern
unterscheiden die sich denn von unseren
westlichen na sie unterscheiden sich
nicht komplett von dem wie Konflikte
anderswo auf der Welt funktionieren auch
im Nahen Osten geht es um Abschreckung
auch im Nahen Osten geht es darum Stärke
zu zeigen und zumindest nach eigenen
Vorstellungen die Situation zu
stabilisieren was glaube ich besonders
ist im Nahen Osten sind folgende Punkte
erstmal sind die Führungen die dort
agieren häufig besonders gefährdet
zumindest subjektiv sind viele
autoritäre Regime die Angst füror der
eigenen Bevölkerung haben die zum Teil
auch gleichzeitig einige energieerein
investieren den Volks Zorn zu Hause zu
managen die wissen dass ihr
militärisches und außenpolitisches
agieren auch immer einen Eindruck von
Stärke oder Schwäche vermittelt der ihre
eigene Sicherheit zu Hause betrifft und
zwar deutlich existenzieller als in
anderen Gegenden der Welt dazu kommt
dass das Gewaltlevel im Nahen Osten
höher ist Abschreckung in Nahen Osten
findet deutlich praktischer statt als
woanders auf der Welt stattfindet das
Beispiel habe ich im Text ja auch
gebracht Abschreckung im Kalten Krieg
zwischen der Sowjetunion und der USA
Bestand letztlich in der abstrakten
Konkurrenz darin dass man möglichst
viele Raketen gebaut hat um dem anderen
zu zeigen dass man noch Schrecklicheres
tun könnte als der andere tun könnte
aber es kam eigentlich nie zu diesem
Krieg nah Osten ist es insofern
praktischer als man das was man tun
könnte anhand von kleinen
Demonstrationen vorführt also man
schießt ein bisschen man tötet ein paar
Menschen so zynisch das klingt um zu
zeigen dass man noch viel mehr schießen
und noch viel mehr töten könnte das
haben wir gemerkt z.B an dem iranischen
Großangriff mit Raketen
Marschflugkörpern und drohen Ende der
vorletzten Woche das war vom Iran her
deutlich ein Signal schaut mal wenn es
wirklich Krieg gäbe dann könnten wir
sowas hier fast jeden Tag noch und wenn
wir noch mal über die Motive sprechen
eine Sache auf die sich von
verschiedensten Seiten immer wieder
berufen wird oder die so grundsätzlich
auch im Mittelpunkt von diesen
Konflikten steht ist das Thema Religion
wie spielt das damit rein na ja Religion
ist rhetorisch und ideologisch ein
Faktor der fast immer anwesend ist von
allen Seiten immer wieder bemüht wird
wir haben ja auch ein Akteure eigentlich
die wichtigsten Akteure deren
Daseinszweck zumindest unter anderem
religiös begründet es im Iran herrscht
ein System von schiitischen Klerikern
die für sich beansprucht die
minderheitskonfession der Schiiten unter
den Muslimen zu vertreten aber zugleich
eine vormacht aller Muslime werden will
in Saudi-Arabien gibt es ein Königshaus
das seine Legitimität darauf stützt dass
es die heiligen Städten von meckka und
Medina t und Israel klar das ist der
Staat der gegründet wurde um den Juden
der Welt eine Heimstadt zu liefern aber
wenn man sich anschaut wie diese Akteure
anieren welche Bündnisse sie schließen
welche Feindschaften sie hegen dann
zeigt sich deutlich dass Religion im
Zweifel weniger wichtig ist als
Machtpolitik der Iran unterstützt die
radikal sunnitische hamasmiz im
Gazastreifen ebenso wie die schitische
hisbolla Miliz in Libanon und hat auch
mit
al-Qaida zumindest Kontakte gehabt
während al-Qaida gleichzeitig im Irak in
großer Zahl mit besonderen Grausamkeit
Schiiten abgeschlachtet hat das könnte
man noch weiter fortsetzen dass Akteure
eine religiöse Grundlage haben bedeutet
nicht dass sie auch quer zu den
religiösen Frontlinien Bündnisse
schließen oder auch untereinander im
eigenen Lager heftige Kämpfe austragen
Religion ist am Ende nie wichtiger als
Machtpolitik ein Thema über das du auch
sprichst ist die Knappheit von
Ressourcen in narost und die
wirtschaftliche Schwäche von den Staaten
wie wirkt sich das denn auf die
Spielregeln der Konflikte aus da geht es
schon ein bisschen ans grundsätzliche
und auch ein bisschen ans spekulative
ich muss zugeben da bin ich schon ein
bisschen vorsichtig weil ich nicht den
Eindruck erwecken möchte als könnne man
durch die natür lichen Grundlagen einer
Weltgegend irgendeine Form von
menschenypus oder
verhaltenstypus erklären aber ich glaube
schon dass für den Nahen Osten immer
prägend gewesen ist dass er geograisch
in der absoluten Schlüsselposition liegt
das ist quasi die zentrale Kreuzung der
Kontinente zwischen Afrika Europa und
Asien verständlich Durchgangsverkehr
seit nicht nur Jahrtausenden seit
zehntausenden von Jahren ist dort jeder
durchmarschiert da ist viel Kultur
hängen geblieben da haben immer
besonders heftige Kämpfe stattgefunden
weil es so eine strategische Position
ist aber zugleich waren die natürlichen
Lebensgrundlagen an dieser besonders
wichtigen Wegmarke der Welt immer
besonders schwierig für Menschen nutzbar
zu machen also es gab vermutlich vor ein
paar tausend Jahren etwas mehr
Vegetation auch etwas mehr Niederschlag
aber danach war es immer eine sehr
trockne Weltgegend was bedeutete das für
die große Masse der Menschen und das
gilt heute noch das Überleben
einigermaßen schwierig ist die meisten
großen Staaten der Region haben wirklich
Mühe ihre Bevölkerung satt zu kriegen
und zugleich bedeutet die strategische
Position dieser Weltgegend das einige
wenige die wichtige Routen später dann
wichtige Bodenschätze kontrollieren
konnten ganz besonders reich werden
konnten das heißt es gibt eine lange
Tradition besonders starke Herrscher und
eine besonders lange Tradition besonders
wütender Bevölkerung und das erzeugt
eine Spannung die sich glaube ich auch
heute noch in der strategischen
Situation und in der Außenpolitik dieser
Weltgegend
niederschlägt das heißt dass sozusagen
diese schwierige Situation dann als
Start mit anderen Zielen also dass man
da nicht den Fokus drauf lenken darf
dass es der Bevölkerung eigentlich nicht
gut geht das heißt man braucht dann
übergeordnete Ziele um davon abzulenken
genau ich würde es nicht so simpel
formulieren wie Lenin der sagte dass
Religion Opium für das Volk sei aber es
ist schon deutlich dass Regime Herrscher
Führungen die ihren Bevölkerung nicht
das Maß an Versorgung und Sicherheit
bieten können dass sie eigentlich
bräuchten diese Lücke hig überbrücken
indem sie Zusammenhalt über
Nationalgefühl über Religion auch über
Kampfsituationen herstellen indem sie
sagen ja klar laufen die Dinge bei uns
gerade nicht so toll aber denk dran der
Feind steht vor der Tür wir müssen
zusammenhalten gegen diesen Feind ein
Punkt den du auch noch aufgeführt hast
ist dass alle Strategien da zitiere ich
dich jetzt dass alle Strategien auch
jeweils ihr Gegenteil verfolgen würden
kannst du das erklären ja ich glaube das
ist schon prägend für diese Weltgegend
dass die Akteure dort die Strategien die
sie verfolgen besonders stark
abzusichern versuchen besonders stark
abzusichern versuchen gegen die
Möglichkeit dass sie scheitern und das
heißt jeder der dort eine bestimmte
Strategie verfolgt versucht sich
gleichzeitig das gegen abzusichern dass
es am Ende ganz anders kommt als er
geplant hatte das lässt sich z. spel
erkennen daran wie mit den Großmächten
in dieser Region umgegangen wird wird ja
gerne behauptet die Region sei ein
Spielball der Großmächte ich würde eher
sagen in dieser Region werden die
Großmächte zu spielbellen zurzeit ist es
so dass sowohl Israel als auch die
arabischen Staaten alles versuchen um
die USA in der Region zu halten auch mit
ihrem militärischen Engagement der Iran
ist hier vielleicht Ausnahmen der irahn
hätte die USA gerne raus aus der Region
aber alle anderen wollen sie drin haben
knüpfen gleichzeitig aber besonders enge
Kontakte zu Russland und zu China
erstens um die USA zu ärgern und um sie
in der Region zu halten gleichzeitig
aber auch für den Fall dass die USA sich
wirklich zurückziehen dann möchte man
natürlich als erster der beste Freund
der neuen Großmacht in der Region sein
wenn wir abschließend noch mal wie
gerade auf die großen Staaten oder die
Staaten in der Region schauen welche
Ziele verfolgen sie auf lange Sicht
letztlich spielen alle wichtigen Akteure
dort ein sehr sehr langes Spiel
verfolgen Ziele von denen Sie wissen
dass Sie erst in Jahrzehnten erreichbar
sind und diejenigen die heute die
Entscheidungen treffen wissen dass sie
den Erfolg oder Misserfolg dieser
Strategien am Ende selbst vermutlich
nicht mehr erleben werden ob und wie
sich der Staat Israel als unhinterfragte
Akteur in dieser Region veranken kann
das hat vielleicht angefangen mit den
Friedensverträgen mit ein arabischen
Staaten in den letzten Jahren das ist
aber noch kein abgeschlossener Prozess
der Iran ich hat das am Anfang schon
gesagt hat mal angefangen als die große
Schutzmacht der muslimischen Minderheit
der Schiiten in der Region beansprucht
aber eigentlich die Vormacht unter allen
Muslimen also auch den Sunniten
gegenüber deswegen stellt er sich als
Hauptgegner Israels auf darüber gewinnt
er macht in verschiedenen anderen
arabischen Staaten in denen er unter
anderem anti-israelische Milizen dort
fördert aber bis der Iran wirklich zu
einer regionalen Großmacht geworden ist
die dort dominieren kann werden noch
Jahrzehnte vergehen und wenn man sich
die sonnitischen golfmonarchien anschaut
z.B Saudi-Arabien die spielen das lange
lange Spiel wie sie eine bisher auf
Erdöl gegründete Volkswirtschaft und
auch Versorgung der Gesellschaft umbauen
können für das postfossile Zeitalter und
auch das wird noch Jahrzehnte dauern
deswegen sind die kleinen
Auseinandersetzung das klingt jetzt
vielleicht ein bisschen zynisch was ich
gesagt habe ist das kleine
Auseinandersetzungen sind aber die
Auseinandersetzung die wir im Moment
sehen sind tatsächlich klein im
Vergleich zur Größen dieser Ziele das
sind alles kleine Schritte hin auf diese
großen Ziele vielen Dank lieber Daniel
für deine Einschätzung bitte schön
das war’s für heute von mir den
vollständigen Text von Daniel den Böhmer
verlinke ich Ihnen in die Show nototes
und noch eine Info zum Schluss sie
können das bringt der Tag übrigens nicht
nur auf allen Plattform hören sondern
auch auf smartspeakern einfach Spiel mir
die Nachrichten von Welt sagen und uns
hoffentlich anhören ich wünsche Ihnen
jetzt erstmal einen guten Start in die
neue Woche redaktionsschluss für die
Nachrichten war 4:30 Uhr und unsere
heutigen Meldungen wurden produziert von
Regiocast

22.4.2024

Mit dem israelischen Gegenangriff auf Ziele im Iran wächst die Sorge vor weiteren Eskalationen in Nahost. Außenpolitikredakteur Daniel Dylan Böhmer erklärt, welche Regeln bei Konflikten in der angespannten Region gelten und welche Ziele die einzelnen Staaten verfolgen.

Und hier finden Sie den Link zum Text:
https://www.welt.de/politik/ausland/plus251118438/Die-ungeschriebenen-Regeln-des-Nahen-Ostens.html

Moderation/Redaktion: Imke Rabiega
Produktion: Marvin Schwarz

„Das bringt der Tag“ ist der Nachrichten-Podcast von WELT.

Wir freuen uns über Feedback an dasbringtdertag@welt.de.

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