„Es ist die dramatischste Phase für die Ukraine seit Beginn des Krieges“

[Musik] das bringt der Tag für alle die wissen wollen was heute wichtig ist ein Podcast von Welt guten Morgen und schön dass Sie da sind heute ist Montag der 13 Mai und mein Name ist Elisabeth Kraft über eine mögliche russische Offensive nah der ukrainischen Stadt rakiv wurde seit Wochen spekuliert am vergangenen Freitag dann war es soweit der ukrainische Präsident selenski erklärte die Zerschlagung der russischen Angriffe daraufhin zur neuen Aufgabe Nummer 1 und kündigte Verstärkung an was der Vorstoß der russischen Truppen für die Ukraine bedeutet und wie sich die Lage in den kommenden Tagen und Wochen entwickeln könnte darum geht es gleich hier nach den Nachrichten des Tages ich bin Johannes Schmidt guten Morgen und das sind unsere wichtigsten Nachrichten des Tages darf die als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werden darüber entscheidet heute das Oberverwaltungsgericht Münster die AFD klagt gegen das Bundesamt für Verfassungsschutz dabei geht es auch um die Einstufung der AFD Jugendorganisation junge Alternative als rechtsextremistischer Verdachtsfall falls das Gericht das bestätigt dürfte der Verfassungsschutz die AFD demnächst hochstufen zu einer gesichert extremistischen Bestrebung davon gehen zumindest viele Experten aus entwicklungsministerin Schulze behaartt darauf dass sie für ih ressor mehr Geld will derzeit streitet Schulze mit Finanzminister Lindner über den nächsten Bundeshaushalt die entwicklungsministerin fordert 12 statt nur 10 Milliarden Euro was Lindner zurückweist Schulze hält dagegen dass es sich um gut investiertes Geld handele für die Sicherheit brauchen wir militärische Sicherheit wir brauchen Diplomatie wir brauchen aber auch die Entwicklungszusammenarbeit so Schulze im ersten russlandspräsident Putin tauscht seinen Verteidigungsminister aus Sergei Schoigu wird durch den Ökonomen Boris belussow ersetzt belusov besitzt keine militärische Erfahrung er gilt als einer der engsten Wirtschaftsberater Putins schou war seit 2012 russischer Verteidigungsminister er soll nun Sekretär des nationalen Sicherheitsrates werden eine Begründung für die personalrochrade gibt es bislang nicht die Lage der ukrainischen Armee ist brenzlich Russland verzeichnet derzeit eine Erfolgsmeldung nach der anderen so gelang es den russischen Truppen erst in der Oblast von donesk etwa 10 km vorzustoßen damit Drang Moskau immer näher auf die zweite Verteidigungslinie der Ukraine vor am Freitag vermeldete die eine massive Bodenoffensive rund um die ukrainische Stadt hakiv ob Russland tatsächlich eine Invasion vorbereitet und worauf sich die Ukraine in den kommenden Wochen einstellen muss das weiß mein Kollege Ibrahim Nabe er ist Chefreporter und regelmäßig für Welt in der Ukraine unterwegs und wir haben am Sonntag Nachmittag miteinander gesprochen Ibrahim wie ernst ist denn die Lage in hakif bereitet Russland jetzt tatsächlich eine Invasion vor oder machen die gerade lediglich Platz für eine sogenannte Pufferzone heißt sie versuchen die Ukrainer von der Grenze wegzudrängen also ich würde sagen die Lage ist brohlich für die ukrainische Armee aber sie ist stand jetzt noch nicht außer Kontrolle was W in den ersten Tagen dieser russischen Offensive beobachten können ist dass mindestens sechs ukrainische Grenzorte unter russische Kontrolle gefallen sind Russland stößt eben aus dem eigenen Land heraus mit mechanisierten Brigaden vor und auch mit vielen Soldaten wir müssen aber trotzdem sagen gerade wenn wir dann über die Großstadt hakif sprechen dass das Stadtzentrum von diesen gerade eroberten Gebieten immer noch R 30 bis 35 km entfernt ist also das ist noch ein weiter Weg wir hatten in den vergangenen Tagen auch schon Bilder gesehen von russischen militärbloggern die Fotos von ukrainischen Soldaten veröffentlicht haben die angeblich bei diesem Vorstoß gefangen genommen wurden da gibt’s einige Fotos die gibt auch auf der anderen Seite was wir aber bislang eben noch nicht sehen ist ein Zusammenbruch der ukrainischen Verteidigung und ein großer russischer Durchbruch der dann die Folge wäre wir sehen aber natürlich dass Russland wie auch an allen anderen Frontabschnitten einfach deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung hat was meine ich damit damit meine ich eben nicht nur Soldaten sondern eben auch gepanzerte Fahrzeuge Drohnen nicht zu vergessen die Luftwaffe die wirklich deutlich deutlich überlegen ist und all das führt eben dazu dass der Druck auf die ukrainischen Truppen enorm ist und auch dort bei hakiv jetzt mit diesem neuen Vorstoß ja schon an dem Punkt angekommen ist dass die Ukraine da um jeden Ort aktuell kämpfen muss und nur noch in der Defensive ist was Russland genau erreichen will mit diesem fororstoß strategisch erreichen will das ist noch nicht abschließend zu bewerten wir sehen Russland testet diese Verteidigungslinien sie brechen dort durch wo sich Lücken ergeben und ein Ziel dieser Offensive ist es natürlich auch dass die Ukraine Truppen die sie an anderen Frontabschnitten braucht wo sie auch eine der Defensive ist eben jetzt verlegen muss nach harkiv um dann möglicherweise eben Lücken an anderen Frontabschnitten zu bieten das ist aktuell vor allem bei chassif ja bei bachmut ein großes Problem da ist der Druck auf die ukrainischen Truppen auch schon sehr groß und auch das könnte eben ein Ziel dieses neuen Vorstoß im Nordosten bei haakev sein hakev war ja kurz nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine unter russische Kontrolle geraten die ukrainischen Truppen konnten die Stadt aber wieder befreien warum ist die Region um hakev für Putin denn überhaupt so wichtig hakev ist der Ort an dem Putin und Russland die wahrscheinlich größte und doch denkwürdigste Niederlage in diesem Krieg erlitten haben bei der Gegenoffensive der ukrainischen Armee das war im Herbst 2022 da haben die ukrainischen Truppen diese ganze Region und die russischen Stellungen regelrecht überrannt und eben weite Teile des Oblast wieder unter ukrainische Kontrolle gebracht und das war von der Dimension der Gebietsgewinne aber auch von der Geschwindigkeit und auch von dem Überraschungseffekt eben etwas was wir bislang in diesem Krieg noch nicht so erlebt haben das ist immer noch Niederlage die Russland sehr schmerzt und natürlich hatten wir auch aus diesem Grenzgebiet bei hakev im Nordosten immer wieder diese Übertritte von russischen Kämpfern die auf Seiten der Ukraine kämpfen die sind immer wieder quasi auf russisches Territorium übergegangen und haben dort mit so Störaktion kleinere Orte unter Kontrolle gebracht oder auch nur für kleinere Angriffe gesorgt aber das war natürlich aus Sicht des Kremmel eine große Provokation man hat ja damals schon immer mit großer Härte reagiert und es gibt natürlich ein Interesse du hast es ja angesprochen so eine Art Pufferzone eben zu errichten um solche Attacken direkt an der Grenze zu Russland zukünftig zu verhindern und noch mal ganz die Vogelperspektive natürlich ist es weiterhin das Ziel von Russlands Staatsführung dass man diese gesamten ukrainischen Gebiete an der Grenze unter Kontrolle bringt und eben den Donbass und auch den Nordosten unter russische Kontrolle bringt du warst ja selbst auch für Welt mehrfach vor Ort kannst du uns mal so ein bisschen das Leben in der Millionenstadt seit Ausbruch des Krieges beschreiben wie können wir uns das vorstellen also in meiner Wahrnehmung ich war ein paar mal in hakif selbst noch in der Region unterwegs ist der Beschuss in hakev schon deutlich stärker als in anderen Regionen das war so von der Häufigkeit auch an dem es Alarm gab in der Stad und auch wo wir einchi gehört haben schon in den Aufenthalten die wir da hatten immer sehr häufig und sehr intensiv wir hatten vor allem auch wenn wir über die Winter sprechen und vor allem den Winter 2000 22 da haben wir ganz massiv diese Angriffe auf die energieinrastruktur erlebt also da hat der Russland ganz gezielt versucht die Energieinfrastruktur in Städten wie hakif zu zerstören und die haben das eben auch zu weiten Teilen geschafft gehabt das heißt phasenweise hatten 100.000 Einwohner in hakif kein Strom keine funktionierende Energieinfrastruktur mehr ich erinnere mich da an einen Dreh in dem Wohnviertel saltivka das war eben Ende 2022 das ist ein Viertel was sehr stark unter Beschuss stand schon seit Beginn des Krieges und da saß so ein altes Ehepaar es waren einige der wenigen verbliebenen Einwohner die saßen da vor einem zerbomben Hochhaus und haben sich da an einem Feuer an einer Feuerstelle eben die Hände gewärmt weil sie sonst gar keine Möglichkeit hatten mehr sich aufzuwärmen sie hatten kein fließendes Wasser mehr keine Elektrizität mehr der Mann ist mit uns dann für den Dreh auch zu so einer Quelle gegangen wo sie immer ihre Kanister auf üllen also das war damals die Situation dort die Menschen hatten an die Hauswände mit Kreide shivut Ludi geschrieben also übersetzt hier leben noch Menschen um eben eine Botschaft zu senden an Helfer die da vorbeikommen und Lebensmittel bringen nicht in allen Vierteln HAK sieht natürlich so dramatisch aus aber das gibt es es gibt in der Stadt aber weit auch Geschäfte und Restaurants die natürlich offen haben Russland rekrutiert derzeit ja auch ztausende neue Soldaten Kirf hat jetzt schon deutlich weniger zur Verfügung und das neue ukrainische rekrutierungsgesetz soll jetzt aber für mehr werrgerechtigkeit sorgen die herstellen wie genau soll das denn funktionieren und gibt es auch Kritik an diesem Gesetz oh ja also es gab sehr viel Kritik und noch sehr große Diskussion in der Ukraine über dieses neue Gesetz man kann sich das natürlich auch aus unserer Perspektive zumindest vorstellen es geht hier darum wer als nächstes eingezogen wird wer womöglich bald an der Front kämpfen muss ist ein sehr sensibles Thema und und die Menschen in der Ukraine verstehen mittlerweile natürlich gut was Krieg bedeutet fast jeder hat irgendeinen bekannten der mittlerweile gefallen ist oder schwer verletzt wurde diesem Krieg und jeder weiß auch dass es aktuell nicht wirklich gut läuft für die Armee und deswegen ist es natürlich schwierig für die Ukraine aktuell neue Soldaten zu finden es gibt Einheiten die das noch quasi auf freiwilliger Basis schaffen weil sie auch gut auf Social Media Werbung machen und mit Videos da große rekrutierungserfolge haben aber bei vielen Einheiten sieht schlechter aus und deswegen gibt’s eben dieses neue Gesetz das hat mehrere Faktoren eine Änderung ist dass Männer jetzt schon ab 25 Jahren eingezogen werden können bislang war dieses Alter bei 27 das heißt da hat man jetzt Spielraum für noch mal für andere Jahrgänge der Jünger ist kann freiwillig beitreten aber eben nicht verpflichtet werden gleichzeitig musste man sich jetzt auch zwei Monate nach in krafttreten dieses Gesetzes melden wenn man ein Mann ist der mehr Weegen Alter ist und sich beim militärbüro eben mit seinen aktuellen Meldedaten dort registrieren und man muss auch sein sein Pass quasi mit diesen Daten immer mit sich tragen da gibt’s auch Strafen und es gibt auch schon einzelne Berichte dass es eben jetzt auch vermehrt auch auf den Straßen solchen Kontrollen kommt dass man da quasi auch von offizieller Seite den Druck erhöht und ich bin ja auch in Kontakt immer wieder mit ukrainischen Männern unter 30 knapp über 30 einige Bekannte von mir aber auch Gesprächspartner die ich da natürlich kennengelernt habe auf meinen Reisen viele haben Angst dass es sie als quasi als nächstes trifft die die kämpfen wollen die sind meistens schon beigetreten und viele die jetzt eben auch noch in den Städten sind die die wollen nicht und haben einfach Sorge dass sie als nächstes eingezogen werden was würdest du denn sagen worauf muss ich die Ukraine in den kommenden Wochen noch einstellen es ist die schwierigste und ich würde sagen dramatischste Phase für die Ukraine seit Beginn dieses Krieges man ist an allen Frontabschnitten aktuell in der Defensive das heißt russland hat überall die Initiative ergriffen wir sehen auch wenn wir über Ressourcen sprechen dass es einfach ein Kampf mit ungleichen Mitteln ist also so ungleich wie wir es auch schon lange nicht mehr hatten sei es bei Artilleriemunition sei es eben auch bei der Luftwaffe wenn wir über auch den Abwurf von sogenannten fbbomben sprechen das sind bis zu 1500 kg schwere kleidbomben die aus der Luft abgeworfen werden auch das macht Russland und auch W die Soldaten gerade geredet natürlich auch wenn wir über Manpower sprechen aber über Soldaten die man da an die Front bringt und deswegen muss ich die Ukraine in den kommenden Monaten auf weitere Gebietsverluste einstellen ich würde mal sagen in einem guten Szenario wird sie weiterhin relativ kleine Gebiete verlieren mehrere Orte verlieren aber es kommt dann eben nicht zu einem großen Zusammenbruch und ich würde sagen in worstce Szenario kommt es eben doch noch irgendwie zu einem großen russischen Durchbruch und zu großen Gebietsverlusten das ist aktuell noch nicht abzusehen auch bei dieser hake Offensive der Russen wohin das genau führt aber wir sehen einfach dass die Ukraine enorm unter Druck ist und irgendwie dieses Jahr überstehen muss um sich dann wenn es gut läuft neu zu bilden neue Brigaden zu bilden und dann vielleicht im kommenden Jahr wieder langsam in die Initiative zu kommen das war Chefreporter Ibrahim Naber danke dir für deine [Musik] Expertise bevor Sie jetzt gleich in eine hoffentlich entspannte Woche starten möchten wir gern von Ihnen wissen sollte die Ukraine mit Russland über einen Frieden verhandeln schreiben Sie uns Ihre Meinung doch gern in die Kommentare oder stimmen Sie bei unserer Spotify Umfrage ab redaktionsschluss für die Nachrichten war 4:30 Uhr die heutigen Meldungen wurden produziert von Regiocast und damit wünsche ich Ihnen einen guten Start in den Tag ihre Elisabeth Kraft [Musik]

12.5.2024

Russlands Armee ist in der Ostukraine in die Offensive gegangen. Der ukrainische Präsident Selenskyj erklärte die Zerschlagung der russischen Angriffe daraufhin zur neuen „Aufgabe Nummer eins“ und kündigte Verstärkung an. Was der Vorstoß der russischen Truppen für die Ukraine bedeutet, weiß Chefreporter Ibrahim Naber.

Moderation/Redaktion: Elisabeth Krafft
Produktion: Lilian Höhne

“Das bringt der Tag” ist der Nachrichten-Podcast von WELT.

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