US-NOTENBANK: Trotz sinkender Inflation – Fed lässt sich mit Zinswende noch Zeit! | BÖRSE AM ABEND

Herzlich willkommen zur Börse am Abend. Der Leitzins ist in den USA so hoch wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Anders als die Währungshüter in Europa leitet die US-Notenbank absehbar allerdings noch keine Zinswende ein. Die Währungshüter um Fed-Chef Powell beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz gestern Abend in der Spanne von 5,25 bis 5,5 %. Sie avisieren im Mittel zugleich für 2024 nur noch einen Zinsschritt nach unten. Im März hatten sie noch drei Senkungen ins Auge gefasst. Wenige Stunden vor dem Beschluss waren ihnen frische Verbraucherpreise-Daten auf den Tisch geflattert. Den überraschenden Rückgang der Inflationsrate auf 3,3 % im Mai nannte Powell zwar ermutigend. Doch seien mehr gute Daten nötig, um Zuversicht fassen zu können, dass die Teuerung nachhaltig auf die Zielmarke von 2 % zusteuert. Mit Blick auf eine an den Finanzmärkten für September erwartete Zinswende blieb er vage. Die Fed lege sich nicht vorab fest, so Powell. Und dazu begrüße ich Johannes Mayer, den Chefvolkswirt von EIB und Valve. Mayer, waren Sie etwas überrascht, dass die Fed trotz der sinkenden Inflation jetzt nur noch eine Zinssenkung für dieses Jahr signalisiert hat? Ja, ich grüße Sie. So richtig überrascht konnte man eigentlich nicht sein, denn die Fed steht ja noch unter dem Eindruck, dass im ersten Quartal die Inflation drei Mal hintereinander nach oben überrascht hat. Deshalb hat man sich jetzt bezüglich des Zinsausblicks etwas offener aufgestellt. Hier etwas mehr Freiraum sich gegeben und die Daten, wie Sie gesagt haben, kamen natürlich auch erst kurz vor der Sitzung. Da ist es durchaus verständlich, dass man nicht kurzfristig den ganzen Plan wieder umwirft. Den überraschenden Rückgang der Inflation im Mai auf 3,3 % bezeichnete Powell gestern Abend ja als einen Schritt in die richtige Richtung. Man müsse nun sehen, wohin der Trend bei der Teuerung verlaufe. Mit welchem Trend bei der US-Inflation rechnen Sie denn? Das hängt natürlich ganz zentral von der Wirtschaftsentwicklung ab. Wir halten es ja für wahrscheinlich, dass die Fed und die US-Wirtschaft dieses soft landing am Ende schaffen werden. Was heißt soft landing? Na ja, Angebot und Nachfrage in der Wirtschaft kommen bei dem aktuellen Zinsniveau langsam wieder in Einklang. Vor allem deshalb, weil sich das Angebot verbessert und nicht so sehr, weil es zu einer Rezession kommt. In einem solchen Szenario wird die Inflation zwar sinken, aber eben eher langsam, eher graduell. Wir rechnen hier zum Jahresende mit einem Wert von leicht unter 3 %, der sich dann im weiteren Jahresverlauf 2025 so ganz langsam wieder in Richtung des 2 %-Bereiches nähern wird, vermutlich aber auch 2025 gegen Jahresende noch nicht am Ziel der FED angekommen sein wird. Die Fed signalisiert jetzt eine Zinssenkung nur noch in diesem Jahr. Wann und mit wie vielen Zinssenkungen rechnen Sie denn gegebenenfalls? Ja, das ist durchaus dann realistisch, wenn es zu diesem Soft landing kommt. Das heißt, die Fed wird versuchen, den Realzins dann in etwa konstant zu halten, wird den Leitzins also im Maße senken, wie die Inflation zurückgeht. Wenn wir also weitere Rückgänge in Richtung 3,5 % und 3 % Inflationsrate sehen werden bis Jahresende, dann sind 1 bis 2 Zinsschritte von der FED zu erwarten. Klar ist aber auch: Das sind Prognosen. Es wird am Ende ganz dezidiert auf die Daten ankommen. Die EZB ist mit ihrer Zinswende ja vorgeprescht. Wird sie jetzt aber mit der nächsten Zinssenkung abwarten, bis auch die Fed die Zinsen senkt? Nein, eine gewisse Unabhängigkeit oder auch Zinsdivergenz zwischen Fed und EZB kann man durchaus erwarten. Ich denke, die EZB hat hier etwas Spielraum, bis es so zu einer Leitzinsdifferenz von etwa 2 % kommt. Das ist dann so der Bereich, an dem es auch am Kapitalmarkt interessant wird, sozusagen eine Art Korridor, den die EZB hier an Freiheitsgraden hat. Also der nächste und übernächste Zinsschritt der EZB ist noch nicht von der Fed geprägt. Danach wird man sich langsam dem US-Pfad anpassen müssen. Und was heißt das alles für die Aussichten an den Märkten? Zunächst einmal verliert die Geldpolitik im Jahresverlauf etwas an Dominanz für die Finanzmärkte. Das haben wir auch schon in den letzten Monaten so gesehen. Das ist erst mal positiv für die Märkte und sollte aber immer klar sein. Dieser sehr genaue und fokussierte Blick auf Zinserwartungen von Notenbanken, der muss eigentlich immer daneben gehen. Denn die Notenbankpolitik hat ja nur dann eine Wirkung auf Konjunktur und Inflation, wenn sie die Markterwartungen gerade nicht erfüllt und überrascht. Und damit sollten Anleger also zyklisch jederzeit rechnen. Wichtig ist, sich eine Vorstellung zu machen: Wo liegt das Normal für die Zinsen und wann und wie genau man dahin kommt. Das wird am Ende des Tages dann nur die Zeit zeigen. Sagt Johannes Mayer. Vielen Dank für Ihre Einschätzungen. Sehr gerne. Die Bundesregierung rechnet mit neuen Konjunkturimpulsen durch die Fußballeuropameisterschaft in Deutschland. Bislang hätten sich die Umsätze im Einzelhandel trotz verbesserter Rahmenbedingungen wie steigender Reallöhne noch sehr verhalten entwickelt. Das schreibt das Bundeswirtschaftsministerium heute in seinem Monatsbericht. In den kommenden Monaten sei allerdings im Zuge der Fußballeuropameisterschaft mit einer temporären Belebung in den konsumnahen Wirtschaftsbereichen wie Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe zu rechnen, wenn auch nicht im vergleichbaren Ausmaß wie bei der Fußballweltmeisterschaft 2006. Das vierwöchige Turnier mit Hunderttausenden ausländischen Besuchern beginnt morgen und endet am 14. Juli. Die Aktionäre von Tesla werden nach Ansicht von Konzernchef Elon Musk das 56 Milliarden $ schwere Vergütungspaket für ihn auf der Hauptversammlung mit großer Mehrheit absegnen. Zudem geht er davon aus, dass die Anteilseigner für den Umzug von Delaware nach Texas als Rechtssitz des Konzerns abstimmen werden. Wie Musk in einem Beitrag auf seinem Kurznachrichtendienst Fix schreibt, würden beide Anträge nach dem derzeitigen Stand mit großer Mehrheit angenommen werden. Die Aktionäre können ihr Votum bis zum Beginn der Hauptversammlung um 20:30 unserer Zeit allerdings noch ändern. Die Zustimmung zu Musks Vergütung gilt als eine Art Vertrauensbeweis der Investoren. Der Vergütungsplan war zwar bereits 2018 mit einer Mehrheit von 73 % von den Anteilseignern gebilligt worden. Doch eine Richterin im US-Bundesstaat Delaware kippte ihn im Januar nach einer Anlegerklage. Die Aktie von Tesla reagiert auf diese Meldungen, dass dieser Plan angenommen wird, mit Erleichterung, denn Musk hatte ja angedroht, sich bei einer Ablehnung zurückzuziehen und Dinge wie Ehe und Robotik dann in anderen seiner Firmen zu entwickeln und nicht mehr bei Tesla und deswegen sieht man ein Plus von 4,3 % aktuell bei der Tesla-Aktie hier im Frankfurter Handel. Der Dow Jones gibt heute weiter nach. Er kann nicht profitieren von schwächeren Konjunkturdaten, die ja eigentlich wieder die Zinssenkungsfantasie etwas in Gang bringen sollten, nämlich die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die stärker ausgefallen sind als erwartet und die Erzeugerpreise, die überraschend im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen sind. Jetzt setzt sich wieder ein bisschen mehr die Lesart durch, dass das ja die Konjunktursorgen in Amerika nähren könnte und deswegen ein Minus beim Dow Jones von 0,6 % aktuell. Und der DAX? Der musste heute zunächst die Fed-Sitzung von gestern noch verarbeiten. Also die reduzierten Zinssenkungserwartungen der amerikanischen Notenbank. Und dann kam eben auch noch die schwächere Wall Street dazu mit diesen Konjunkturdaten und aus all dem hat er ein Minus von 2 % am Ende gemacht. Das ist doch ein satter Einbruch, zumal auch die Auto-Aktien, die wir uns jetzt noch mal anschauen, auch mit eingezahlt haben in dieser Schwäche. Den zweiten Tag in Folge, nachdem die EU ja gestern die Zölle gegen China gegen die dortigen eAutos verhängt und angekündigt hat. Nun fürchten ja die deutschen Autobauer Gegenzölle und sie sind heute eben weiter unter Druck, wie gestern schon am stärksten Volkswagen mit einem Minus von dreieinhalb Prozent.

US-NOTENBANK: Trotz sinkender Inflation – Fed lässt sich mit Zinswende noch Zeit! | BÖRSE AM ABEND

Die Börse zeigt sich weiterhin volatil, da der Leitzins in den USA auf dem höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren liegt. Während die Europäische Zentralbank (EZB) bereits Zinswenden einleitet, hält die US-Notenbank Fed unter der Führung von Jerome Powell den geldpolitischen Schlüsselsatz zwischen 5,25 % und 5,5 %. Für 2024 wird nur noch eine Zinssenkung erwartet, obwohl im März noch drei Senkungen geplant waren. Trotz eines ermutigenden Rückgangs der Inflationsrate auf 3,3 % im Mai fordert Powell mehr gute Daten, um eine nachhaltige Abwärtsbewegung zur Zielmarke von 2 % zu bestätigen.

Johannes Mayer, Chefvolkswirt von EIB, erklärte, dass die Fed aufgrund der früheren überraschenden Inflationsanstiege vorsichtiger geworden sei. Die Fed signalisiert nur noch eine Zinssenkung für dieses Jahr, abhängig von der weiteren Entwicklung der Wirtschaft und Inflation. Mayer erwartet, dass die Inflation langsam und graduell sinken wird, und schätzt, dass sie bis Ende 2025 die Zielmarke der Fed von 2 % erreichen könnte.

Die EZB agiert unabhängig von der Fed und hat Spielraum bis zu einer Leitzinsdifferenz von etwa 2 %. Zunächst verliert die Geldpolitik etwas an Dominanz an den Finanzmärkten, was positiv sein könnte. Anleger sollten jedoch immer mit Überraschungen rechnen, da Notenbankpolitik nur dann wirksam ist, wenn sie die Markterwartungen nicht erfüllt.

In Deutschland rechnet die Bundesregierung mit neuen Konjunkturimpulsen durch die bevorstehende Fußballeuropameisterschaft. Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe könnten davon profitieren. Tesla-Aktionäre stehen kurz vor einer Abstimmung über ein 56 Milliarden Dollar schweres Vergütungspaket für Elon Musk und einen möglichen Umzug des Konzerns nach Texas. Der Dow Jones verzeichnete ein Minus von 0,6 %, während der DAX um 2 % fiel, beeinflusst durch schwache Konjunkturdaten und Sorgen um Zölle auf chinesische eAutos.

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Das Video wurde 2023 erstellt

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