«Beim Karate fühle ich mich frei»: Siebzehnjähriger Athlet aus Niederhelfenschwil vertritt die Schweiz an der Karate-Europameisterschaft
Seit sechs Jahren betreibt Yanic Isenring Karate. Nun wurde er für die Karate-Europameisterschaft in Portugal selektioniert. Er berichtet über seine Anfänge, Ziele und was er am Karate schätzt.

Bild: Niklas Thalmann
Vom 22. bis zum 24. November findet in Portugal die ESKA Shotokan Karate-Europameisterschaft statt. ESKA steht hier für «European Shotokan Karate-do Association». Mehr als zwanzig Nationen nehmen daran teil. Die Schweiz wird ebenfalls durch verschiedene Karatekas vertreten sein. Yanic Isenring, ein 17-jähriger Karate-Athlet aus Niederhelfenschwil, wurde dafür selektioniert.
Zum Karate kam er vor sechs Jahren durch einen Zufall: Seine Mutter gewann bei einem Wettbewerb ein Probetraining, das sie ihrem Sohn schenkte. Isenring gefiel der Sport so gut, dass er diesen weiterverfolgen wollte. Er begann im Budo-Sport-Club Arashi Yama Wil regelmässig Trainings zu besuchen. Ungefähr vor zwei Jahren bekundete er bei Trainer Lamberto Grippi sein Interesse an grossen Turnieren. Die Trainingseinheiten wurden erhöht und intensiviert. Grippi förderte Isenring mit Einzellektionen – die sich auszahlten.
Das Karate wurde von Einflüssen aus der chinesischen Kampfkunst geprägt. Mit der Zeit verzweigte sich der Kampfsport in verschiedene Stile, darunter Shotokan.
Katas sind festgelegte Bewegungsabläufe, die eine Vielzahl von Angriff- und Abwehrtechniken enthalten. Sie werden alleine ausgeführt und dienen dazu, die Grundtechniken von Karate zu lernen und zu verfeinern. Alles zusammen führt zu einem Kampf gegen imaginäre Gegner.
Kumite ist die praktische Anwendung der Techniken. Es bezeichnet den Zweikampf im Karate. Gewertet wird durch ein Punktesystem, je nach Treffer am Gegner.
Shotokan ist einer der bekanntesten Karate-Stile. Durch das Trainieren von Kata, Kumite und Kihon (der Grundschule) wird die Selbstentwicklung, Erziehung vom Persönlichen und dem Geist, sowie die Selbstverteidigung trainiert.
Der eigene Fortschritt ist das Ziel
Bild: Niklas Thalmann
Durch seinen Trainingsfleiss wurde er immer erfolgreicher. Er präsentierte an grösseren Turnieren sein Können. In der Schweiz qualifizierte er sich über die drei «Swiss Karate League»-Turniere für die Schweizer Meisterschaft in Kata und Kumite, die Ende Oktober stattfinden wird. Aufgrund seiner Resultate und der aussergewöhnlichen Leistungssteigerung wurde er in das Shotokan Sektions-Kader der Schweiz aufgenommen.
Der Wunsch nach grösseren Turnieren kam nicht durch den Ansporn, sie alle für sich zu entscheiden: «Mein grösstes Ziel ist es, mich selbst laufend zu verbessern», sagt Isenring. Ihm hätten dieser Sport und die entsprechenden Bewegungen immer sehr viel Spass bereitet. Auch die Wettkämpfe bestreitet er nicht einzig aus Ehrgeiz, sondern aufgrund der Freude daran. «Mich begeistert dieser Sport, weil ich mich dabei frei fühle. Alles andere wird ausgeblendet. Und mir gefällt es, wenn ich meine fortlaufend verbesserte Sicherheit in den einzelnen Bewegungen spüre», erzählt Isenring lächelnd.
Trainer Grippi nahm als junger Sportler selbst an den ESKA-Meisterschaften teil und fungiert nun seit Jahren als internationaler Kampfrichter. 2017 erlangte er die höchste Lizenz. Grippi begleitet Isenring als Trainer seit Beginn. «So etwas wird einem nicht geschenkt, Yanic hat sich das alles hart erarbeitet», sagt Grippi über seinen Schüler. «Er hat kein einziges Training ausfallen lassen, war niemals demotiviert. Das ist schon aussergewöhnlich.» Dreimal in der Woche trainiert Isenring Karate und an zwei Tagen fokussiert er sich auf sein spezifisches Athletik-Training.
Schnell hoch hinaus
Bild: Niklas Thalmann
Jetzt, wo die Europameisterschaft immer näher rückt, repetieren der Lehrer und sein Schüler hauptsächlich die bereits vorgegebenen Abfolgen der einzelnen Techniken der Kata, um die Präsentation für den Wettkampf zu optimieren. Technische Korrekturen werden in dieser Vorbereitungsphase punktuell vorgenommen.
Die Aufregung und die Vorfreude auf die Europameisterschaft sind gross bei Isenring. Auch sein Trainer Grippi wird nach Portugal reisen. Jedoch nicht als Athlet, sondern als Schiedsrichter. «Yanic wird jetzt wohl ins kalte Wasser geworfen, was aber auch gut so ist. Irgendwann muss man den Schritt zu den internationalen Wettkämpfen wagen. Mit so jungen Athleten darf der Erfolg ein laufender Fortschritt sein», meint Lamberto Grippi.