Valencia (Spanien) – 219 Menschen tot, 78 noch immer vermisst. Die Flut vor mehr als einer Woche bei Valencia hat neben einem Milliardenschaden auch tiefe Wunden in die Seele Spaniens gerissen.
40 Leichen sind bisher nicht identifiziert, die Behörden glauben, dass etliche Tote auch ins Mittelmeer gespült sein könnten.
Wissenschaftler halten den Klima-Wandel für die Ursache
Mitten in den Aufräumarbeiten beginnt in Spanien die Suche nach den Schuldigen.
Viele sehen den Klima-Wandel als Ursache der Katastrophe. Einige haben einen anderen Verdacht: Angeblich überzogene Umweltschutzprojekte der EU, die dafür gesorgt hätten, dass sich die Wassermassen ausbreiten konnten.
Bewohner in Paiporta fürchten den Ausbruch von Seuchen, haben provisorisch Desinfektionsmittel aufgehängt
Foto: EPA
Ein Damm hätte angeblich die Flut verhindern können
Schon vor der Klima-Krise, 1957, habe es dort ähnliche Überschwemmungen gegeben. Danach baute die Regierung oberhalb von Valencia Flussumleitungen. Über 60 Jahre lang habe das gut funktioniert.
Ein Helfer sucht mit einem Stock im Nationalpark von Albufera nach Leichen
Foto: CESAR MANSO/AFP
Ein riesiger Staudamm, der Überschwemmungen verhindern sollte, sei dann aber offenbar aus Kostengründen verworfen worden.
Die Renaturierung-Gesetze aus Brüssel zwinge mittlerweile Mitgliedstaaten wie Spanien, künstliche Barrieren zu beseitigen, damit bis 2030 Flüsse wieder frei fließen können. Spanien habe 2021 und 2022 über 240 Dämme und Wehre entfernt.
Klima-Skeptiker sehen Schuld bei der Regierung
Der englische Wissenschaftsautor und konservative Politiker Matt Ridley soll laut der britischen Daily Mail angedeutet haben, dass „der unterlassene Bau eines neuen Staudamms“ schuld an der Katastrophe sein könnte. Ridley gilt als Kohle-Lobbyist und Klima-Skeptiker, dessen Theorien von renommierten Wissenschaftlern widerlegt wurden.
Daily Mail zitiert den britischen Hydrologen Jess Naumann von der Uni Reading: „Die Sturzfluten in Spanien sind eine weitere schreckliche Erinnerung an das chaotischere Wetter, das wir infolge des Klima-Wandels erleben.“
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Der britische Umweltschützer und Milliardärs-Sohn Ben Goldsmith stellt in einem Beitrag auf X (vormals twitter) fest: „Dämme sind fast immer ein großer Fehler. Es ist ein Mythos, dass sie Überschwemmungen oder Dürren lindern. Tatsächlich hat das Zudecken eines Flussbeckens mit Beton den gegenteiligen Effekt, wie wir jetzt in Valencia feststellen (…).“
Eine Ausnahme gibt Skeptikern Futter: Eine 2000 Jahre alte Talsperre soll das Dorf Almonacid de la Cuba nördlich von Valencia gerettet haben.