Siegreich in Biel – EVZ-Goalie Genoni reüssiert beim langerdsehnten Comeback und sagt: «Ich bin happy»

Der EV Zug krönt das erste Saisonspiel von Leonardo Genoni mit einem 2:1-Erfolg über den EHC Biel-Bienne. Lino Martschini trifft 17 Sekunden vor Ende der Verlängerung.

Das lange Warten hat ein Ende: Goalie Leonardo Genoni steht nach einer langen Verletzungspause wieder im EVZ-Tor.
Das lange Warten hat ein Ende: Goalie Leonardo Genoni steht nach einer langen Verletzungspause wieder im EVZ-Tor.

Bild: Peter Schneider/Keystone
(Biel, 22. 11. 2024)

Die Augen waren auf einen 37-jährigen Mann gerichtet. Genau 180 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel (WM-Final) durfte Leonardo Genoni wieder seiner Passion nachgehen, die heisst: Pucks parieren, die Gegner zur Verzweiflung bringen. Das Spiel war nicht prädestiniert für die Torhüter, um mit spektakulären Einlagen zu brillieren. Doch Genoni hielt, was es zu halten gab (19 von 20 Schüssen). «Es hat sich gut angefühlt. Ich bin happy», sagte Genoni, der übers ganze Gesicht strahlte. «Fast» schmerzfrei habe er die Belastung überstanden.

Genoni nahm sogar das Gegentor auf sich: «Das war mein Bock. Ich hatte die Situation nicht richtig eingeschätzt.» Jammern auf hohem Niveau, könnte man sagen. Aber es zeichnet eben den siebenfachen Titelträger aus, der stets nach Perfektion strebt. «Ich habe das Match-Gefühl mit dem Lärm in der Arena unglaublich vermisst», so Genoni.

Das Überzahlspiel funktioniert nicht

In seinem ersten Einsatz musste er gleich Überzeit schuften. Die Entscheidung fiel in der Verlängerung, 17 Sekunden vor Schluss. Lino Martschini zapfte seine letzten Reserven an und stürmte nach vorne, wo ihn Fredrik Olofsson bediente. «Ich war beim Shift davor eine Ewigkeit auf dem Eis. Ich habe mir gedacht, jetzt noch einen Sprint. Toll wurde ich dafür belohnt», sagte Martschini.

In einem flüssigen Spiel mit weniger als einem halben Dutzend Top-Chancen neutralisierten sich die Teams. Ein EVZ-Makel: Das Überzahlspiel wurde seinem Namen nicht gerecht. Keine Grosschance konnte sich Zug erspielen. Als «schlecht», bezeichnete es Martschini.

Stürmer Lino Martschini trifft in der Overtime zum 2:1-Sieg.
Stürmer Lino Martschini trifft in der Overtime zum 2:1-Sieg.

Bild: Peter Schneider/Keystone (Biel,
22. 11. 2024)

Der Abend begann vielversprechend. Nach einem Missverständnis in Biels Abwehr schaltete Jan Kovar blitzschnell und passte zu Mike Künzle, der gegen seinen Ex-Klub Saisontreffer Nummer acht feierte. Dem Angreifer wehte ein rauer Wind entgegen, dies bekam er bei seinem ersten Gastspiel seit seinem Abgang im Sommer von einem Teil der Fans zu spüren und hören. Dankbarkeit für sechs Saisons im Biel-Trikot? Nein. So erntete er Schmähgesänge, als er wegen eines Cross-Checks auf die Strafbank musste. Künzle sagte dazu später: «Ich musste schon etwas Schmunzeln, als ich das gehört habe. Aber ich habe auch viele positive Reaktionen bekommen.»

Für Verteidiger Muggli ist nach 17 Minuten Feierabend

Kein Gefallen tat Leon Muggli seinen Kollegen in der 17. Minute: Der junge EVZ-Verteidiger, der im Vergleich zur letzten Saison Leichtigkeit und Unbekümmertheit eingebüsst hat, fuhr gegen Luca Cunti das Knie aus. Dabei handelt es sich um einen schweren Regelverstoss. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene in der Wiederholung nochmals an, blieben aber bei ihrem Verdikt. Die Referees taxierten das Vergehen als «rücksichtslose Gefährdung» und schickten Muggli unter die Dusche. Das bedeutete: Fünf-Minuten-plus-Spieldauerdisziplinarstrafe.

Grégory Hofmann (links) und Yanik Burren im Zweikampf.
Grégory Hofmann (links) und Yanik Burren im Zweikampf.

Bild: Estelle Vagne/Freshofcus
(Biel, 21. 11. 2024)

Die ersten vier Minuten in Unterzahl überstanden die Zuger unbeschadet, weil sie gute Störarbeit verrichteten und aggressiv gegen den Puck arbeiteten. 39 Sekunden nach Beginn des Mittelabschnitts war Genoni dann doch geschlagen. Viel passierte dann nicht mehr – bis zu Martschinis «Golden Goal».

Derweil bestätigte der HC Fribourg-Gottéron die News unserer Zeitung und vermeldete den Vollzug der Transfers der Zuger Attilio Biasca und Ludvig Johnson. Biasca erhält einen Dreijahresvertrag, Johnson unterschrieb für zwei Jahre. Doch im Mittelpunkt stand Genoni, für dessen Comeback sich seine Mitspieler freuten. Stellvertretend sagte Martschini. «Wir haben gesehen wie lange er gelitten und gekämpft hat. Wir haben ihn vermisst.»

Telegramm

Biel – Zug 1:2 (0:1, 1:0, 0:0, 0:1) n. V.

Tissot Arena. – 6028 Zuschauende. – SR Borga/Hungerbühler.

Tore: 14. Künzle (Kovar) 0:1. 21. Müller (Heponiemi/Ausschluss Leon Muggli) 1:1. 65. (64:43) Martschini (Olofsson) 1:2.

Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Biel. 2 Minuten und 5 Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Zug.

Biel: Säteri; Yakovenko, Zryd; Stampfli, Blessing; Grossmann, Burren; Delémont; Sallinen, Heponiemi, Kneubuehler; Rajala, Müller, Hofer; Cunti, Christen, Brunner; Schläpfer, Tanner, Bachofner.

Zug: Genoni; Carlsson, Leon Muggli; Tobias Geisser, Hansson; Johnson, Bengtsson; Mischa Geisser; Hofmann, Kovar, Vozenilek; Herzog, Olofsson, Martschini; Künzle, Senteler, Biasca; Eggenberger, Leuenberger, Simion.

Bemerkungen: Zug ohne Stadler, Schlumpf, Riva, Balestra (alle verletzt) und Wingerli (überzählig).

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