Cheftrainer Andreas Widhölzl ortet weiteres Potenzial nach dem erfreulichen Weltcupauftakt der Skispringer in Lillehammer, nicht nur bei Stefan Kraft. Österreich hat sehr „viele,
viele gute Springer.“
Vor dem Weltcupstart herrscht immer Ungewissheit. Doch nach diesem großartigen Auftakt-Wochenende in Lillehammer ist klar: Österreichs männliche Skispringer haben den Schwung aus der so erfolgreichen vergangenen Saison voll mitgenommen. Die Ränge zwei bis fünf am Samstag, die Plätze eins, drei und vier am Sonntag plus auch der dritte Platz im Mixed zeugen davon. Dem ÖSV-Team ist ein Auftakt der WM-Saison nach Maß gelungen. „Es war ein extrem gutes Wochenende von uns. Wir sind mannschaftlich extrem kompakt und sehr weit vorne“, meinte ÖSV-Männer-Cheftrainer Andreas Widhölzl. „Hut ab vor den Jungs, die haben einen wirklich guten Job gemacht. Das freut uns natürlich, dass wir so einen super Start hingelegt haben.“ Und trotz der bereits tollen Ergebnisse sieht der Tiroler auch noch Chancen zum Ausbau.
„Bei vielen ist noch Potenzial da. Krafti kommt schön langsam. Der ist noch nicht ganz da, wo er hin will“, erklärte der 48-jährige Ex-Weltklassespringer und dachte auch an den wegen einer Knieverletzung ausgefallenen Daniel Huber. „Sehr schade, dass er verletzt ist. Er war auch in der Gegend, wo die anderen jetzt sind. Das tut weh, aber Hut ab vor dem Ortner Maxi, der abgeliefert hat und cool geblieben ist. Wir haben viele, viele gute Springer.“
„Stolz auf die Mannschaft“
Die Erwartungshaltung war und ist nach der Saison 2023/24 mit u.a. 13 Saisonsiegen von Stefan Kraft, der sich zum Gesamt-Weltcupsieger und Skiflug-Weltmeister gekürt hat, und einem überlegen gewonnenen Nationencup groß. „Es ist schwierig, das zu wiederholen, viele erwarten sich das. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie können wir noch besser werden, wie können wir das Niveau erhalten? Wir sind materialmäßig gut aufgestellt, die Verantwortlichen haben viele extra Meilen gemacht“, bedankte sich Widhölzl auch in diese Richtung.
Die Harmonie im Team sei sehr gut. Noch vor Lillehammer sei er im Vorfeld durchaus „ein bisserl nervös“ gewesen. „Beim letzten Eisspurkurs ist es noch nicht so ganz rund gelaufen.“ Nach diesem Auftakt war der dreifache Familienvater aber „sehr stolz auf die Mannschaft“ und er bedankte sich auch bei allen Betreuern, „die sich so reinhauen“.
Reingehaut hat sich auch Jan Hörl, der seinen bisherigen Siegen in Wisla (2021) sowie in diesem Jahr in Innsbruck und Lahti nun den ersten in Norwegen hinzugefügt hat. Am Samstag noch Fünfter hinter drei Teamkollegen, drehte er 24 Stunden später den Spieß um. „Ich bin geduldig und fokussiert geblieben. Ich bin megahappy, dass ich gleich zum Saisonauftakt ganz oben stehen darf.“ Dies steigert schon seine Vorfreude auf Ruka, dem nächsten Weltcupschauplatz am Wochenende.
Und jetzt Finnland
Dass er die Rolle unter dem Radar der Öffentlichkeit vielleicht bald abgeben muss, ist dem Gesamt-Weltcupvierten 2023/24 bewusst. „Ich nehme auch gern diese Rolle (im Blickpunkt, Anm.) an. Ich möchte einfach fokussiert bleiben, gute Sprünge zeigen, da ist einmal die Rolle nebensächlich.“ Einer seiner Teamkollegen sagte, dass „noch kein Teil vom Sprung perfekt war“ – und das nach den Plätzen 3, 2 und 3. „Natürlich will man ganz oben stehen, aber mit so einem Ergebnis darf man wirklich nicht jammern“, sagte der stets selbstkritische Daniel Tschofenig. „Es geht in die richtige Richtung. Schauen wir, was in Ruka rauskommt.“
Das Team bleibt noch einige Trainingstage in Lillehammer und reist erst am Mittwoch nach Ruka weiter.