Helmut Niederhofer will Österreichs Basketball neuen Schwung verleihen, muss dafür aber sehr viel umkrempeln und mit neuem Eventcharakter schmücken. Pläne für Cup-Finalturniere in Wien, Länderspiele mit NBA-Star Jakob Pöltl und der Suche nach neuen Superliga-Klubs schmiedet der 68-Jährige bereits unaufhaltsam.

Es gibt sie doch noch im österreichischen Sport: diese Besessenen, Liebhaber oder Überzeugungstäter. Typen, die den Begriff der Aufgabe nicht kennen, Schmähungen wegwischen und ihren Weg gehen um für ihre Sparte, Klub oder Verband echte Strukturen zu schaffen, Werbung zu machen, die Nachwuchsarbeit zu forcieren. Helmut Niederhofer, 68, passt genau in dieses Spielfeld. Seit über 50 Jahren ist er in Österreichs Basketball ein Begriff. Jahrzehntelang bei Traiskirchen Lions, dann im NÖ-Verband und seit August im ÖBV. Jetzt zieht er als Präsident unter die Fäden und es gilt, die Pflanzen unter dem Korb sorgsam zu gießen.

Helmut Niederhofer, Österreichs Basketball-Präsident.

Helmut Niederhofer, Österreichs Basketball-Präsident. GEPA pictures / David Bitzan

Mit schnellem Dribbling und kleinen Schritten müsse es gelingen, für Nationalteams und Klubs in der obersten Liga sichere, ja: bessere Voraussetzungen zu schaffen. Dass mit den Timberwolves ein Wiener Verein „freiwillig“ zurückzog, ist nicht nur für Niederhofer unverständlich. Wobei, seit Jahren sucht man ja Superliga-Vertreter aus Vorarlberg, Tirol oder Salzburg schon vergebens.

Im Unterbau, der zweiten Liga, sei jedes Bundesland vertreten, sagt Niederhofer, dem Mängel bei Hallen (Stichwort: Turnsaal-Flair), die schwierige Suche nach Sponsoren und vor allem neuen Talenten bekannt sind. Dem ewigen Wehklagen über Stellenwert und Wahrnehmung, „Österreich ist ein Sportland, hat aber keine Sportkultur“, müsse er entgegentreten. Dass der Trend zu kürzerem Spiel (á la 3×3), mehr Spektakel und noch mehr Eventcharakter gehe, liege auf der Hand.

Freude auf Wiens Sportarena

Darum gelte es, neue TV-Verträge oder Streaming-Ideen (wie für basketballaustria.tv) zu prüfen. Oder, tatsächlich moderne Errungenschaften für Basketball zu sichern. „Wie die neue Sportarena in Wien“; sagt Niederhofer und verrät Pläne zu „fixen Cup-Finalturnieren oder Länderspielen“ im neuen Schmuckstück nahe dem alten Happel-Oval, spielfertig ab Frühjahr 2025. Weil dann im August auch die zweite Runde zur WM-Qualifikation ansteht, soll es ein Spektakel werden.

Mit NBA-Legionär Jakob Pöltl (Toronto Raptors), der nicht nur ein Leuchtturm für seinen Sport sei, sondern auch ein Publikumsmagnet. Ob es dem 2,13-m-Mann aber gelingt, die ÖBV-Equipe nach Jahrzehnten der Absenz, zuletzt 1977 (u. a. mit Erich Tecka) wieder zu einem Großereignis zu führen? Ansonst schmachtet man weiter in der Division B. Aber, Hand aufs Herz: es gibt Basketball-Hochburgen in Wels, Gmunden, Klosterneuburg, Fürstenfeld und Oberwart. Bloß außerhalb der Stadtgrenze dribbelt man fern der breiten Wahrnehmung sind die ohnehin über Gebühr vielen Legionäre endgültig Unbekannte.

Oberwart gewann zuletzt die Superliga

Mit Niederhofer am Steuer kehrte jedenfalls wieder Ruhe im Präsidium ein, Gerald Martens war es sensationell gelungen, großartige Events wie die 3×3-WM oder -EM nach Wien zu holen und galt trotzdem nicht als unumstritten. An seinem Nachfolger, im heimischen Sport bekannt als besonnene Autorität, die trotzdem vor Konflikten keine Angst kennt, gibt es keinen Zweifel. Ein Fachmann, Korb-Liebhaber und Macher, „der für diesen Job zwar nicht aufgezeigt hat, ihn aber mit Liebe und Hingabe erfüllt.“

Ob es gelingt, dem Schattendasein zu entfliehen? Der Freiwurf in die Freiheit ist eine hohe Kunst.

Quizfrage: Wie hoch hängt der Basketball-Ring in Österreich? 3,05 Meter.

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