Die russische Armee setzt im Krieg gegen die Ukraine offenbar alte ukrainische Militärflugzeuge ein. Das berichteten Militäranalysten des Investigativ-Projektes „Schemes“ vom Radiosender „Radio Liberty“ am Mittwoch.

Demnach soll Kiew vor 25 Jahren mehrere Kampfbomber des Typs Tupolew Tu-160 an Russland übergeben haben. Im Gegenzug erließ Moskau der Ukraine Schulden, die im Rahmen von Gaslieferungen entstanden, so die Experten.

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Die Analysten untersuchten Daten aus dem internationalen Luftfahrtregister und verglichen sie mit Seriennummern aus Aufzeichnungen des Abkommens von 1999. Demnach kamen sie zu dem Schluss, dass es sich um dieselben Bomber handele, berichtet „Radio Liberty“. 

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Mindestens sechs der damals transferierten TU-160 seien aktuell bei der russischen Armee im Einsatz, heißt es weiter. Sie sollen heute teilweise in Kampfformationen fliegen.

Mit dieser Militärausrüstung hat die Ukraine seine Gasschulden bei Russland bezahlt: 11 Kampfflugzeuge (Typ: Tupolew Tu-160)575 Marschflugkörper (Typ: KH-55)12 Turboprop-Triebwerke Ersatzteile für BomberFunkelektronikgeräte Kampfbomber wurden in Russland umbenannt

Das Investigativ-Team konnte unter anderem einen ukrainischen Militärbomber mit der Seriennummer „8“ identifizieren, der nach der Überführung nach Russland den Namen „Isborsk“ erhielt. Ein weiteres Flugzeug mit der Nummer „10“ wurde in Russland in „Mykola Kusnezow“ umgenannt. Der ukrainische TU-160-Bomber mit der Seriennummer „11“ erhielt später in Russland den Namen „Wassyl Senko“.

Die Analysten konnten das Flugzeug „Wassyl Senko“ anhand von russischem Bildmaterial identifizieren, das bei einer Militärparade in Moskau entstand. Einer der Piloten dieses Bombers soll „Schemes“ zufolge der russische Kommandeur Oleg Skytskyi gewesen sein.

Ebenjener ist dem ukrainischen Militärgeheimdienst (HUR) zufolge „für zahlreiche Opfer und Zerstörungen in der Ukraine verantwortlich“ gewesen. Der Kommandeur flog den Analysten zufolge am 28. April 2022 den Großangriff auf Kiew, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen.

Putin unterschrieb 1999 das Abkommen

Um seine Gasschulden bei Russland zu begleichen, hat die Ukraine Russland im Jahr 1999 mehrere Flugzeuge, Raketen und Militärausrüstung in Höhe von 275 Millionen US-Dollar (etwa 261 Millionen Euro) überlassen. Das Abkommen wurde seinerzeit von Wladimir Putin und dem damaligen Ministerpräsidenten der Ukraine Walerij Pustowojtenko unterzeichnet.

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Einem Bericht der ukrainischen Luftwaffe zufolge sollen damals insgesamt 124 Eisenbahnwaggons nötig gewesen sein, um die gesamte technische Ausrüstung nach Russland zu transportieren.