Ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung von Präsident Joe Biden fordert die Ukraine dazu auf, das Mindestalter für den Militärdienst auf 18 Jahre zu senken. Vor Journalisten sagte er, die Ukraine mobilisiere und trainiere nicht genügend neue Soldaten, um die Verluste auf dem Schlachtfeld auszugleichen.
„Was jetzt benötigt wird, sind Truppen“, sagt er. „Die Russen machen stetige Fortschritte im Osten und beginnen, die ukrainischen Linien bei Kursk zurückzudrängen (…). Mobilisierung und eine größere Truppenstärke könnten derzeit einen erheblichen Unterschied machen, wenn wir das Schlachtfeld betrachten.“
Die Agentur Associated Press zitiert eine Person der Biden-Regierung, bei der es sich offenbar um die oben genannte handelt, mit den Worten, die „pure Mathematik“ der ukrainischen Situation bestehe darin, mehr Soldaten für den Kampf zu benötigen.
Im April hatte die Ukraine das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre gesenkt.
Die Verlustzahlen der Armee sind ein Staatsgeheimnis. Den jüngsten Zeitungsangaben zufolge hat die Ukraine bisher zwischen 57.000 und 80.000 tote Soldaten zu beklagen. Dazu kommen angeblich 400.000 Verwundete.
Abgesehen von den Forderungen der scheidenden Biden-Regierung höre der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auch von Verbündeten in anderen westlichen Hauptstädten die Besorgnis, dass die Ukraine ein Personalproblem und kein Waffenproblem habe. Das berichtet die Agentur Associated Press unter Berufung auf europäische Beamte.
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Es ist fraglich, ob die Sorge in dieser kategorischen Formulierung zutrifft. F-16-Kampfjets etwa scheint die Ukraine bisher nur wenige bekommen zu haben. Allerdings wird der fehlende personelle Nachschub der Armee – zu dem auch ein Mangel an Führungspersonal gehört – in der Ukraine und im Westen seit Monaten diskutiert.
Auch innerhalb der Truppe wird er problematisch gesehen. Jüngst sprach Andrii Biletskyj, Kommandeur der dritten Angriffsbrigade, mit dem Nachrichtenportal „Ukrainska Pravda“ offen über die Probleme. (Reuters/Associated Press/Tsp)