Wiedergutmachung sieht anders aus: Der EV Zug enttäuscht auch in Fribourg

Schwerfällig, verkrampft, offensiv harmlos: Die 1:4-Niederlage beim HC Fribourg-Gottéron liefert dem EV Zug viel Stoff zum Nachdenken.

Gottéron-Stürmer Nathan Marchon trifft zum 3:1, EVZ-Goalie Santo Simmchen ist geschlagen.
Gottéron-Stürmer Nathan Marchon trifft zum 3:1, EVZ-Goalie Santo Simmchen ist geschlagen.

Bild: Pascal Muller / Freshfocus (Fribourg,
29. 11. 2024)

Der Abend begann für die Zuger mit Hindernissen. Der Mannschaftsbus steckte auf der Autobahn lange im Stau fest. Mehrere Unfälle hatten die Fahrt von Cham nach Fribourg verzögert. So parkierte der Chauffeur sein Gefährt erst um 18.45 Uhr vor der BCF-Arena und somit eine Stunde später als geplant.

Der EV Zug hatte noch mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Die Goalie-Misere nimmt kein Ende: Neben Leonardo Genoni, der noch nicht bei vollen Kräften ist, musste auch Tim Wolf wegen einer Blessur aussetzen. Und so kam die nominelle Nummer drei zum Handkuss: Santo Simmchen. Der 19-Jährige durfte noch nie bei einer Partie in der National-League-Meisterschaft von Beginn weg ran. Plötzlich im Scheinwerferlicht, machte er einen soliden Job, auch wenn er den Treffer zum 0:2 auf seine Kappe nehmen muss. Bei seiner Premiere konnte er nicht verhindern, dass der EV Zug beim HC Fribourg-Gottéron mit 1:4 als Verlierer vom Eis musste.

Viele Stürmer präsentieren sich in Unterform

Man könnte an dieser Stelle einige Ausreden aufführen: die Abwesenden, die Goalie-Situation, die verspätete Anreise, das strapaziöse Programm mit drei Spielen innert vier Tagen. Aber Fakt ist, dass sich der EV Zug einem Gegner geschlagen geben musste, welcher in dieser Saison überwiegend enttäuschte. Die Freiburger hatten davor dreimal in Folge verloren, wirkten nicht sattelfest und beklagten mit dem Ausfall des schwedischen Topskorers Marcus Sörensen ebenfalls Verletzungspech.

EVZ-Stürmer Sven Senteler war bitter enttäuscht: «Wir konnten keine Reaktion zeigen. Unsere Entscheidungen dauern zu lange. Wir spielen nicht instinktiv, weil wir zu viel nachdenken. Es hat sich so angefühlt, als ob jeder Spieler einen fünfzig Kilogramm schweren Rucksack mit sich herumträgt.» Wohin ist die offensive Wucht verschwunden, die wie schon gegen die ZSC Lions (0:4) im Verborgenen blieb? Denn nicht ohne Grund stellt der EVZ die beste Liga-Offensive. Doch gegen Gottéron war diese ein laues Lüftchen. Zu oft trafen die Spieler die falschen Entscheidungen.

EVZ-Stürmer Dario Simion (rechts) kann Nathan Marchon nicht am Toreschiessen hindern.
EVZ-Stürmer Dario Simion (rechts) kann Nathan Marchon nicht am Toreschiessen hindern.

Bild: Pascal Muller / Freshfocus (Fribourg,
29. 11. 2024)

Auch die Tschechen Jan Kovar und Daniel Vozenilek agierten harmlos und verpufften zu viel Energie auf Nebenschauplätzen (Reklamieren und Raufereien mit dem Gegner). Auch andere designierte Leistungsträger wie Lino Martschini oder Mike Künzle tauchten in die Menge der Unsichtbaren ab. Dan Tangnes hatte die Sturmlinien ordentlich durcheinandergewirbelt. Kein Stein blieb auf dem anderen. Doch diese Massnahme hatte nicht den von ihm gewünschten Effekt. «Wir spielen nicht mit dem nötigen Selbstvertrauen. Die Mannschaft wirkte auf mich gestresst. Wir müssen wieder Wege finden, um auch an weniger guten Abend zu punkten», erklärte der EVZ-Trainer.

Der EVZ hatte nach zehn Minuten die Chance, im Powerplay in Führung zu gehen. Doch zwei harmlose Abschlüsse von Gabriel Carlsson mittig auf den Kasten konnten Berra nicht in Verlegenheit bringen. Die Zuger versuchten auf die ungenügende Darbietung gegen die ZSC Lions zu reagieren, und waren bemüht, aber oft hakte es schon bei der Angriffsauslösung, weil es mit der Genauigkeit bei den Zuspielen haperte.

Kommt gegen Fribourg-Gottéron nicht auf Touren: EVZ-Topskorer Daniel Vozenilek.
Kommt gegen Fribourg-Gottéron nicht auf Touren: EVZ-Topskorer Daniel Vozenilek.

Bild: Pascal Muller / Freshfocus (Fribourg,
29. 11. 2024)

Weil Vozenilek in der letzten Minute des ersten Drittels wegen Beinstellens eine Strafe fasste, mussten sich die Zuger zu Beginn des Mittelabschnitts mit einem Mann weniger zur Wehr setzen. Simmchen konnte einen Schuss nur nach vorne abprallen lassen. Gottéron-Stürmer Linden Vey (21.) stand goldrichtig. Eine unglückliche Figur machte Simmchen in der 32. Minute: Ein Schuss glitt ihm aus der Fanghand, ein Freiburger staubte ab. Mit einem satten Handgelenkschuss brachte Lukas Bengtsson (38.) den EVZ zurück ins Geschäft (1:2). Doch die Hoffnung erstickte Nathan Marchon in ihrem Keim. In der 47. Minute nahm der Stürmer in der eigenen Zone Fahrt auf. Zuger Gegenwehr? Fehlanzeige.

Auf den dritten Freiburger Treffer hatte der EVZ keine Antwort mehr parat. Es war ein ideenloses Anrennen. Goalie Berra musste im Schlussdrittel zehn Schüsse entschärfen, fast alle von bescheidener Qualität. Sandro Schmid (59.) machte mit einem Schuss ins leere Tor für die Freiburger den Deckel drauf.

Senteler glaubt, dass dem EV Zug die Wettkampfpause – das nächste Spiel findet am Mittwoch in Ambri statt – gelegen kommt. Ob Tangnes und Co. bis dahin die lange Mängelliste abarbeiten können? Die enttäuschende Vorstellung in Fribourg liefert genug Anschauungsmaterial.

Telegramm

Fribourg-Gottéron – Zug 4:1 (0:0, 2:1, 2:0)
BCF-Arena. – 9129 Zuschauende (ausverkauft). – SR Tscherrig/Hebeisen.
Tore: 21. (20:50) Wey (Gunderson, Wallmark/Ausschluss Vozenilek) 1:0. 32. De la Rose (Wallmark, Borgmann) 2:0. 38. Bengtsson (Martschini, Herzog/Ausschluss Diaz) 2:1. Marchon (De la Rose, Gunderson) 3:1. 59. Schmid (Bertschy, Wey/ins leere Tor) 4:1.
Strafen: Je 4-mal 2 Minuten.
Fribourg: Berra; Jecker, Gunderson; Streule, Sutter; Borgman, Diaz; Seiler; Nicolet, Wallmark, Lilja; Marchon, Dela Rose, Sprunge; Schmid, Vey, Bertschy; Gerber, Walser, Dorthe; Etter.
Zug: Simmchen; Carlsson, Muggli; Tobias Geisser, Schlumpf; Johnson, Bengtsson; Mischa Geisser; Vozenilek, Kovar, Wingerli; Hofmann, Olofsson, Simion; Künzle, Senteler, Martschini; Herzog, Leuenberger, Eggenberger; Biasca.
Bemerkungen: Zug ohne Stadler, Genoni, Wolf, Riva, Balestra (alle verletzt), Mischa Geisser (abwesend), Hansson (überzählig).