Wird der geschwächte Machthaber in Syrien, Baschar al-Assad, zur Belastung für den Kreml?
Eigentlich hat Russlands Präsident Wladimir Putin alle Hände voll zu tun damit, in der Ukraine und auf dem eigenen Staatsgebiet in Kursk die Oberhand zu gewinnen. Doch nun bettelt sein alter syrischer Verbündeter um Unterstützung im Kampf gegen wiedererstarkte islamistische Milizen.
► Innerhalb weniger Tage haben die islamistische Gruppe „Haiat Tahrir al-Scham“ (HTS) und andere (mit Unterstützung der Türkei) Dutzende Ortschaften im Nordwesten Syriens, Aleppo und die Provinz Idlib erobert – ohne nennenswerte Gegenwehr von Assads Truppen, die der neuen Kriegsführung mit FPV-Drohnen nicht sehr viel entgegenzusetzen haben.
Am Samstagabend meldeten Aktivisten, dass die Dschihadisten den Flughafen von Aleppo und Orte in Idlib und Hama erobert hätten.
Für Putin wird Assad zur Belastung
Klar ist: Für Putin kommt die offenkundige Wehrlosigkeit des syrischen Diktators zur Unzeit. „Er hat im Verlauf der letzten drei Jahre Ressourcen ausgedünnt und von Syrien nach Russland beziehungsweise in die Ukraine zurückverlegen lassen“, sagt Carlo Masala (56), Militärexperte und Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr.
Baschar al-Assad (59) und Wladimir Putin sind alte Verbündete – doch wie lange noch?
Foto: picture alliance/AP Photo
Lässt der Kreml-Herrscher Assad jetzt fallen?
Noch am Freitag hatte Moskau Assad unmissverständlich klargemacht, dass man erwarte, „die verfassungsmäßige Ordnung in der Region Aleppo“ werde so schnell wie möglich wieder hergestellt. Am Samstag flogen dann erstmals seit 2016 wieder russische Kampfjets Angriffe auf die Großstadt. Doch dass Putins Hilfe darüber hinausgeht, ist sehr unwahrscheinlich.
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Masala zu BILD: „Wenn Putin Assad wirklich helfen will, sei es Aleppo zurückzuerobern oder einen möglichen Vormarsch der HTS und anderer Gruppen in anderen Gegenden Syriens aufzuhalten, dann müsste er Ressourcen aus Russland oder der Ukraine nach Syrien verlegen.“
Laut Militär-Experte Carlo Masala (56) müsste Russland Ressourcen nach Syrien verlegen, um Assad zu helfen
Foto: Sven Hoppe/dpa
So könnte die Ukraine profitieren
Größter Profiteur in dieser chaotischen Lage könnte dann die Ukraine sein! Denn zöge Putin Kampfkraft aus der Ukraine ab, würde sich der Druck auf die ukrainische Armee (zumindest aus der Luft) womöglich abschwächen.
► Dass Russland Bodentruppen nach Syrien schickt, glaubt der ukrainische Ex-Außenminister Dmytro Kuleba (43) nicht. „Da Putins Armee in der Ukraine dezimiert ist, kann er wahrscheinlich nicht genügend Truppen entbehren, um Assad zu retten“, schrieb der Diplomat auf X.
Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Assad in Moskau persönlich um stärkere Unterstützung gebeten haben. Die bisherige Reaktion hält Masala aber für ein klares Indiz dafür, „dass Russland ihm gesagt hat, dass das momentan nicht der Fall sein wird“.