Am Freitag überschlagen sich die Ereignisse in Syrien und die Situation für den Diktator Baschar al-Assad wird zunehmend schwierig: Nach der Einnahme der Großstädte Aleppo und Hama im Nordwesten Syriens bewegen sich die islamistischen Kämpfer der Rebellengruppen weiter auf die strategisch wichtige Stadt Homs zu.

Gleichzeitig starteten kurdische Milizen offenbar eine Offensive im Osten des Landes und andere Rebellenverbände brachten eine Reihe von Städten im Süden des Landes unter ihre Kontrolle.

Die Tagesspiegel-App Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung. Hier gratis herunterladen.

Am schnellsten voran stößt jedoch weiterhin die von der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) angeführte Offensive im Norden. Sie sind inzwischen in die Städte Rastan und Talbisseh auf der Strecke zwischen Hama und Homs eingedrungen und nur noch „fünf Kilometer von den Vororten der Stadt Homs entfernt“, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag.

Die Beobachtungsstelle schrieb zudem über eine „völlige Abwesenheit“ von Truppen der Regierung von Machthaber Assad in den beiden Städten. Berichten auf sozialen Medien zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lasse, sollen sich Assads Truppen aus Homs bereits zurückziehen.

Um die islamistischen Kämpfer aufzuhalten, hatten die Assad-Kräfte zuvor Barrieren aus Erde auf der Schnellstraße nördlich von Homs errichtet, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle weiter. Auch russische Kampfjets und Hubschrauber haben offenbar Brücken und Straßen angegriffen, um den Vormarsch zu verlangsamen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Bei russischen und syrischen Luftangriffen sind in der Nähe der syrischen Stadt Homs Aktivisten zufolge am Freitag 20 Zivilisten getötet worden. Unter den Toten seien fünf Kinder, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit

Angesichts des raschen Vormarsches fordert Russland seine Staatsbürger in dem Bürgerkriegsland zur Ausreise auf. Die Botschaft in Damaskus habe die Landsleute aufgefordert, das Land mit Linienflügen zu verlassen, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass.

Erst Aleppo, dann Hama, jetzt Homs?

Flaggen der Rebellen im eroberten Hama.

© AFP/OMAR HAJ KADOUR

Eine Woche nach Beginn ihrer Großoffensive in Syrien und nur wenige Tage nach der Eroberung Aleppos hatten die von Islamisten angeführten Milizen am Donnerstag die strategisch wichtige Stadt Hama eingenommen.

Homs, die drittgrößte Stadt Syriens, liegt etwa eine halbe Autostunde von der Grenze zum Libanon entfernt. Die Kontrolle der Regierung über Homs ist dem US-amerikanischen Institut für Kriegsstudien (ISW) zufolge entscheidend, um weiterhin Lieferungen des Irans an die Hisbollah-Miliz im Libanon zu ermöglichen. Homs bietet Zugang zu mehreren Grenzübergängen in das Nachbarland.

„Wer die Schlacht um Homs gewinnt, wird Syrien regieren“, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Stadt sei von strategischer Bedeutung. Bei einem Erfolg der Rebellen wäre die Verbindung der Hauptstadt Damaskus zu den syrischen Mittelmeerhäfen abgeschnitten. An der Küste liegen zahlreiche Hochburgen der Assad-Familie.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hofft nach eigenen Worten auf einen problemlosen Vormarsch der Islamisten in Syrien. „Idlib, Hama, Homs und natürlich das Ziel, Damaskus: Der Vormarsch der Oppositionellen geht weiter“, erklärte er am Freitag. „Wir wünschen uns, dass dieser Vormarsch ohne Zwischenfälle fortgesetzt wird.“

Kurdisch dominierte, von den USA unterstütze Gruppen stoßen ebenfalls vor

Im von kurdisch dominierten Milizen gehaltenen Osten des Landes geraten die Fronten ebenfalls in Bewegung. Nach Tagen der Kämpfe mit Regime-Truppen und pro-iranischen Milizen, bei denen die kurdischen „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) auch von US-Kampfjets unterstützt wurden, haben letztere am Freitag wohl die Großstadt Deir ez-Zor eingenommen. Auch den einzig verbliebenen Grenzübergang zum Irak haben die Kräfte besetzt.

Lebensader nach Damaskus Eine kurdische Offensive könnte schon bald zu Assads größtem Problem werden

Berichten zufolge sollen sich die Regierungstruppen in Richtung Damaskus zurückziehen. Die Eroberung Deir ez-Zors ist auch deshalb strategisch wichtig, weil durch die Stadt die einzige verbleibende Straßenverbindung Richtung Irak und Iran verläuft. Zuvor hatte der Iran angekündigt, über eine Entsendung von Bodentruppen nachzudenken, um den Verbündeten Assad zu stützen. Von dieser Verstärkung könnte Damaskus inzwischen abgeschnitten worden sein.

Der Iran sagte Syrien außerdem weitere Raketen und Drohnen zu. Auch die Zahl der militärischen Berater werde erhöht, um Assad im Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen, erklärte ein hochrangiger Vertreter des Iran. „Es ist wahrscheinlich, dass Teheran militärische Ausrüstung, Raketen und Drohnen nach Syrien schicken muss“, sagte er zu Reuters.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Im Süden eröffnen Rebellen eine dritte Front

Die von den Rebellen eroberte Armee-Basis Hama.

© AFP/OMAR HAJ KADOUR

Auch den Süden entwickelt sich die Situation rasant. In der Region Daraa eroberten Rebellen im Laufe des Freitagnachmittags bereits 15 Städte und Dörfer und hissten vielerorts die grün-weiß-schwarze Flagge der Revolution. Auf militärische Gegenwehr stießen sie offenbar wenig, Berichten zufolge ziehen sich auch hier Regierungstruppen in Richtung der Hauptstadt zurück.

Abermals konnten die Aufständischen wohl militärisches Gerät erbeuten. Auf Videos auf sozialen Medien posierten Rebellen vor eroberten Panzern und Fahrzeugen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

: (05.12.2024)

Israel stellt sich auf einen Kollaps des Assad-Regimes ein

Israel stellt sich derweil angesichts der überraschend schnellen Offensive Medienberichten zufolge auf einen möglichen Kollaps der syrischen Armee ein. Man beobachte die Entwicklungen und sei „auf alle Szenarien vorbereitet, sowohl offensiv als auch defensiv“, teilte das israelische Militär mit.

In der Nacht habe die israelische Luftwaffe nahe der syrischen Grenzübergänge zum Libanon Routen für den Waffenschmuggel bombardiert, hieß es. Die proiranische Hisbollah habe über diese Routen mithilfe Syriens Waffen in den Libanon transportiert.

Die Vereinten Nationen rechnen mit bis zu 1,5 Millionen Flüchtlingen durch die aufflammenden Konflikte. Seit Ende November seien bereits 370.000 Menschen vertrieben worden, sagt Samer AbdelJaber, Direktor des Welternährungsprogramms unter anderem für Notfallkoordination, bei einer Pressekonferenz in Genf.

Mit Blick auf das schnelle Vorrücken der Rebellen in Syrien sagten zuvor zwei israelische Geheimdienstbeamte der US-Nachrichtenseite „Axios“, der Zusammenbruch der Verteidigungslinien der syrischen Armee in den vergangenen 24 Stunden sei schneller erfolgt als erwartet. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz beriet sich mit Vertretern der Militärführung über die Entwicklung in Syrien.

Bewohner von Hama feiern die Ankunft der Rebellen in der Stadt.

© AFP/BAKR ALKASEM

Erstmals hat sich jetzt auch der Rebellenführer Abu Mohammed al-Dschulani im Interview mit einem westlichen Medium über die Lage in Syrien und seine Ziele geäußert. Das Ziel der syrischen Rebellenallianz ist nach seinen Worten der Sturz von Machthaber Assad. Die Iraner und Russen hätten versucht, es wiederzubeleben. „Aber die Wahrheit bleibt: Dieses Regime ist tot“, so der Rebellenanführer.

Internationales im Video sehen Sie hier

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Lesen Sie außerdem Keine Nato und Schutztruppen in der Ukraine Lawrow stellt extreme Bedingungen für den Ukraine-Frieden Aufstand gegen Assad „Biden kann es sich nicht leisten, Syrien seinem Nachfolger zu überlassen“ Lebensader nach Damaskus Eine kurdische Offensive könnte schon bald zu Assads größtem Problem werden

Nach vier Jahren verhältnismäßiger Ruhe in Syrien hatten vor einer Woche die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Gruppierungen eine Großoffensive im Nordwesten Syriens gestartet. Den Rebellen gelang es, binnen einer Woche unter anderem die zweitgrößte syrische Stadt Aleppo sowie die strategisch wichtige Stadt Hama einzunehmen. Es sind die intensivsten Kämpfe seit vier Jahren in dem 2011 durch Proteste gegen die Regierung von Machthaber Assad ausgelösten Bürgerkrieg. (mit Agenturen)