Bekannt wurde er durch ein Foto: Der Syrer Anas Modamani machte 2015 mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Selfie. Nun wurde er zur aktuellen Situation in seiner alten Heimat interviewt. Er selbst wolle nicht zurückgehen, Syrien aber besuchen.

Am 10. September 2015 hat der Syrer Anas Modamani in einem Asylheim in Spandau ein Selfie mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel gemacht. Nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad äußert sich der 27-Jährige jetzt zur Lage in seinem Heimatland und seinen persönlichen Zukunftsplänen.

Modamani versuchte der „Bild“-Zeitung zufolge, seine Eltern zu sich nach Deutschland zu holen, seit er 2015 nach Berlin gekommen war. Bisher wohl erfolglos. Nun fürchte er, dass der Sturz von Baschar al-Assad dies noch erschweren könnte. „Ich war seit meiner Ankunft in mehreren Beratungsstellen“, sagte er gegenüber der Zeitung. „Aber Familiennachzug war immer sehr teuer. Weil ich älter als 18 Jahre war, war es noch schwieriger.“

Nun sehe es nach dem Assad-Sturz noch schlechter aus. Es sei fast unmöglich, dass die Familie in Deutschland zusammenfinde. „Deutschland will jetzt keine Flüchtlinge mehr. Obwohl es in Syrien noch Krieg gibt. Ich habe meine Familie lange nicht gesehen, ich würde mich freuen, wenn sie hier einen Asylantrag stellen könnten“, sagt Modamani.

Nahla Osman, Fachanwältin für Migrationsrecht und Vorsitzende des Verbands Deutsch-Syrischer Hilfsvereine, sagte der „Bild“: „Das Aufnahmeprogramm fordert für den Aufenthalt unter anderem einen Fluchtgrund. Wenn Menschen jetzt nicht mehr fliehen müssten, dann ist diese Voraussetzung nicht erfüllt.“

„Es ist immer noch gefährlich. Das Land ist zerstört“

Modamani wünscht sich, seinen Eltern in Deutschland ein besseres und sicheres Leben zu bieten. „Meine Familie musste zuletzt wegen der Luftangriffe auf Damaskus im Keller und auf dem Flur schlafen. Es ist noch immer gefährlich. Das Land ist zerstört, es gibt kein Geld mehr in Syrien, langfristig ist das kein Ort zum Leben.“ Der 27-Jährige wolle selbst auch nicht zurück nach Syrien, sagte er. Er arbeite inzwischen als freier Kameramann, habe Wirtschaftskommunikation studiert, eine Ukrainerin geheiratet und lebe mit ihr zusammen. Seite zwei Jahren habe er die deutsche Staatsbürgerschaft, eine Abschiebung müsse er nicht fürchten.

Modamani fragt: „Warum soll man zurückgehen, wenn man hier alles hat?“ Und fügte hinzu: „In Syrien habe ich keine Wohnung, keine Arbeit, keine Freunde mehr. Nur für Urlaub und Familienbesuch werde ich nach Syrien fliegen – wahrscheinlich im nächsten Jahr, wenn der Flughafen wieder in Betrieb ist.“

„Ich will, dass Syrien offen bleibt, dass Syrien für alle da ist, also egal welche Nationalität. Und in Syrien wird gerade von vielen unterschiedlichen Gruppen gekämpft. Und das macht mir schon Sorge, wird oft diskutiert“, zitiert „Focus Online“ den jungen Mann unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Reuters. „Aber ich bin sicher, dass die Syrer sehr, sehr vorsichtig sind. Wir waren unter Druck vom Assad-Regime. Jetzt sind wir befreit und wir wollen Syrien schnell besser entwickeln, moderner als Europa vielleicht ist – hoffentlich.“

„Ich werde jetzt Syrien besuchen, oft besuchen sogar“

„Manche sagen: ‚Ich würde auf keinen Fall zurückgehen. Europa ist viel besser als Syrien – egal, wie die Situation sich da verbessert, ich muss nicht zurückgehen‘. Und der andere Teil sagt auch: ‚Auf jeden Fall! Deutschland ist so kalt. Ich habe hier keine Zukunft. Ich habe die Menschen nicht verstanden. Die Bürokratie – mir reicht das‘“, erzählt Modamani weiter.

„Ich halte das gar nicht für eine gute Idee, dass jetzt ganz viele so von der AfD-Seite fordern, dass die Syrier so schnell wie möglich zurückgehen müssen.“ Die Situation habe sich noch nicht verbessert, „es ist wie vorher, Raketen, Israel schießt auf Syrien, und die Situation ist sehr gefährlich.“ Da könne jeder selbst entscheiden, ob er zurückgehen wolle oder nicht.

„Ich möchte nicht zurückgehen“, sagte er. „Ich werde jetzt Syrien besuchen, oft besuchen sogar – dorthin fliegen, mit der Familie Tee trinken. Ich habe meine Mutter vermisst.“

fgk