Nato-Chef Mark Rutte schlägt Russen-Alarm: Moskau führe längst keinen versteckten, „hybriden“ Krieg mehr gegen den Westen – die Angriffe seien offen. Heißt: Er beschuldigt Russland des offenen Krieges gegen die Nato!

Rutte sagte vor Sicherheitsexperten und Analysten in Brüssel: „Es ist an der Zeit, zu einer Kriegsmentalität überzugehen.“ In der Nato sollten sich die Menschen darauf einstellen, dass Russland versuchen könnte, „Drohnenschwärme“ in Europa einzusetzen.

Warnt eindringlich vor Russland. Nato-Generalsekretär Mark Rutte (57)

Warnt eindringlich vor Russland: Nato-Generalsekretär Mark Rutte

Foto: Johanna Geron/REUTERS

Schock-Report zu Russen-Angriffen

Ruttes Äußerungen passen zu einem Bericht der US-Delegation bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Demnach gab es seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022 „150 vermutete und zugeschriebene Fälle von russischen hybriden Operationen im Nato-Gebiet“!

Das bedeutet hybride Kriegsführung:

Ein Staat greift dabei einen anderen Staat nicht klassisch mit Soldaten und Panzern an, sondern nutzt u.a. im verborgenen Computerangriffe, beeinflusst die Öffentlichkeit in Medien und sozialen Netzwerken, legt Zügen und Verkehr lahm, erzeugt wirtschaftlichen Druck.

Angriffe auf Nato-Gebiet seit Februar 2022, die Russland nachgewiesen wurden oder zugeschrieben werden

Die Karte zeigt Angriffe auf Nato-Gebiete seit Februar 2022, die Russland nachgewiesen wurden oder zugeschrieben werden

Foto: Commission on Security and Cooperation in Europe, U.S. Helsinki Commission (U.S. Federal Government)

BILD nennt konkrete Beispiele aus dem Report.

Kritische Infrastruktur

▶︎ Bahn: „Cyberangriffe auf Personen- und Güterbahnen in ganz Europa haben in der Regel zu Unannehmlichkeiten wie Fahrkartenprobleme und Zugverspätungen geführt, aber es wurden auch unheilvollere Kampagnen wie Brandstiftung und ein vereitelter Plan zur Entgleisung von Waffentransporten in die Ukraine festgestellt.“

▶︎ Kliniken: „Ein Hacker-Angriff (Ransomware) auf den größten Versicherer der USA im Februar 2024 legte Tausende Apotheken im ganzen Land lahm.“ Ebenfalls im Februar 2024 „wurden in Rumänien nach einem Ransomware-Angriff deutlich mehr als 100 Gesundheitseinrichtungen offline genommen.“

Bestätigte Russen-Attacken seit Kriegsbeginn auf Nato-Gebiet

Bestätigte Russen-Attacken seit Kriegsbeginn auf Nato-Gebiet

Foto: Commission on Security and Cooperation in Europe, U.S. Helsinki Commission (U.S. Federal Government)

▶︎ GPS-Störungen im Flugverkehr: Im Dezember 2023 waren unter anderem „Flüge in Schweden, Finnland, Dänemark, Deutschland, Polen und den baltischen Staaten von weitreichenden GPS-Störungen betroffen“. Im März 2024 „wurde Russland verdächtigt, das GPS-Signal eines Flugzeugs mit dem britischen Verteidigungsminister an Bord gestört zu haben.“

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▶︎ Wasserversorgung: „Mit Russland verbundene Cyberkriminelle“ griffen die „Wasserversorgungseinrichtungen in Texas, Frankreich und Polen“ an.

▶︎ Militärstützpunkte: „Im August 2024 wurde die Sicherheitsbedrohungsstufe für den Nato-Luftwaffenstützpunkt Geilenkirchen aufgrund einer erhöhten Bedrohung durch russische Sabotage angehoben.“ Zuvor gab es „Sicherheitsvorfälle“ bei der Bundeswehr.

▶︎ Unterseekabel: „Im September warnten die USA vor verstärkten russischen Militäraktivitäten in der Nähe kritischer Unterseekabel in der Ostsee.“ Kurz darauf wurden zwei Datenkabel gekappt.

Die Angriffe der Russen umfassen Wahlbeeinflussung (35 % aller Attacken), Angriffe auf die Kritische Infrastruktur (33 %), Gewalt-Kampagnen (20 %) und Migration als Waffe (12 Prozent)

Die Angriffe der Russen umfassen Wahlbeeinflussung (35 % aller Attacken), Angriffe auf die Kritische Infrastruktur (33 %), Gewalt-Kampagnen (20 %) und Migration als Waffe (12 Prozent)

Foto: Commission on Security and Cooperation in Europe, U.S. Helsinki Commission (U.S. Federal Government)

Gewalt-Angriffe

▶︎Sabotage: Anfang 2024 verhafteten polnische Behörden einen Saboteur, der im Auftrag „russischer oder weißrussischer Agenten“ für „Tausende von Dollar“ eine Farbenfabrik sprengen sollte.

In Frankreich wurde ein Mann gefasst, der eine Bombe für einen Russen-Anschlag nördlich von Paris gebaut haben soll. Zudem gehe „eine ganze Reihe von Bombendrohungen an Schulen (…) in den USA, Griechenland, Nordmazedonien, der Slowakei und dem Baltikum“ auf Russland zurück.

▶︎ Angriffe auf Ukraine-Partner: Im Februar 2024 wurde ein Brite angeklagt, der in Verbindung „mit der russischen Wagner-Gruppe einen Brandanschlag auf ein mit der Ukraine verbundenes Unternehmen geplant hatte“. Im April verhafteten deutsche Behörden zwei Männer, die Ziele für mögliche Bombenanschläge ausgespäht haben sollen.

Im Visier des Kreml: Rheinmetall-Chef Armin Papperger (61, M.; hier mit Kanzler Scholz und Verteidigungsminister Pistorius) sollte ermordet werden

Im Visier des Kreml: Rheinmetall-Chef Armin Papperger (61, hier mit Kanzler Olaf Scholz, l., und Verteidigungsminister Boris Pistorius, r., zu sehen) sollte ermordet werden

Foto: Getty Images

▶︎ Attentate: „Im Jahr 2023 fingen italienische Geheimdienste Mitteilungen des Kremls ab, in denen der Wagner-Gruppe 15 Millionen Dollar für die Ermordung des italienischen Verteidigungsministers Guido Crosetto angeboten wurden.“ US-amerikanische und deutsche Behörden vereitelten 2024 ein Attentat auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger.

Migration als Waffe

Schwerpunkte an den Grenzen zu Nato-Staaten in Europa, wovon Russland gesteuert Migration als Waffe eingesetzt wurde. Die Schwerpunkte sind farblich hervorgehoben

Schwerpunkte an den Grenzen zu Nato-Staaten in Europa. Hier wurde von Russland gesteuerte Migration als Waffe eingesetzt. Die Schwerpunkte sind farblich hervorgehoben

Foto: Commission on Security and Cooperation in Europe, U.S. Helsinki Commission (U.S. Federal Government)

▶︎ Wegen Migranten-Strömen, die von Moskau gesteuert wurden, schloss Finnland im Winter 2023 seine Grenze zu Russland. „Im Sommer 2024 verzeichnete Polen einen Anstieg auf fast 400 illegale Grenzübertritte pro Tag.“ Im Mai 2024 wurde ein polnischer Grenzsoldat erstochen.

Dicht gemacht: Ein Beamter der EU-Grenzschutzbehörde Frontex-Beamter und ein finnischer Grenzer im Dezember 2023 am frisch geschlossenen Grenzübergang Vaalimaa zwischen Finnland und Russland. Finnland hat eine 1.340 Kilometer lange Grenze zum Putin-Reich

Dicht gemacht: Ein Beamter der EU-Grenzschutzbehörde Frontex und ein finnischer Grenzer im Dezember 2023 am frisch geschlossenen Grenzübergang Vaalimaa zwischen Finnland und Russland. Finnland hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zum Putin-Reich

Foto: ALESSANDRO RAMPAZZO/AFP

Wahlbeeinflussung und Desinformation

▶︎ Propaganda: Tschechien und Belgien decken im März 2024 ein massives russisches Propagandanetzwerk auf, das die EU-Wahlen beeinflussen sollte. In sechs US-Staaten, darunter Georgia, gab es „Bombendrohungen, am Wahltag in mehreren Wahllokalen“. Ursprung: Russland. Und: „Anfang dieses Jahres schalteten französische Behörden eine gefälschte Armeerekrutierungsseite ab, auf der 200.000 Franzosen aufgefordert wurden, sich für den Kampf in der Ukraine zu melden.“

Russland, so die Autoren des Berichtes, kenne in seinem Machtstreben „keine Grenzen mehr“.