„Die 1980er Jahre waren eine ziemlich robuste Zeit. Aber seit dem Fall der Mauer haben wir einen Abbau des Verteidigungsapparates und der Verteidigungsindustrie erlebt. Die Zeit des unbegrenzten Wohlstands ohne Investitionen zu unserem Schutz liegt hinter uns“, so der Verteidigungsexperte und Militähistoriker.
Es sei aber nicht so, dass hinter den Kulissen gar nichts passiert, meint Simoens. Aber es gibt noch eine Menge zu tun. „Es gibt viele Möglichkeiten, wie Russland oder China versuchen werden, uns von den USA und der EU abzukoppeln, indem sie die europäische Einheit oder die NATO ausspielen. Der Zusammenhalt der NATO hängt von den Bemühungen jedes einzelnen Mitgliedstaates ab. Belgien darf dabei nicht zurückbleiben.“
Transitland
Worauf sollte sich unser Land also konzentrieren? Nach Ansicht von Simoens sollten wir uns breit aufstellen: „Es geht nicht nur um Flugzeuge oder Panzer. Es geht auch um Cybersicherheit oder darum, zu lernen, wie man mit einer ausländischen Macht umgeht, die unser Wasser vergiftet. Wie stellen wir sicher, dass wir in Krisenzeiten mit all diesen zersplitterten Kräften in unserem Land trotzdem gut zusammenarbeiten?“
Auch die Mobilität ist in einem Land wie Belgien von entscheidender Bedeutung: „Unser Land hat alles, um im Falle eines größeren Konflikts an der Ostflanke der NATO ein Transitland zu sein, wo ausländische Einheiten, zum Beispiel amerikanische, in unseren Häfen ankommen und dann durch belgisches Gebiet nach Osten gehen. Es geht also um die Unterbringung und den Transport von Zehntausenden von Soldaten. Die Straßen, die Eisenbahn und die Unterkünfte müssen daran angepasst werden.“