Die EU sollte auf den neuen Präsidenten nicht länger “hysterisch” reagieren, sagt der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der frühere luxemburgische Außenminister Jean Asselborn entgegnet: Unsere Geschichte mahnt zur Vorsicht.
Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (rechts) streitet mit dem ehemaligen luxemburgischen Außenminister Jean Asselborn.
© Wolfgang Stahr für DIE ZEIT (l.); Stefan Fürtbauer für DIE ZEIT (r.)
DIE ZEIT: Herr Kurz, im Januar übernimmt Donald Trump die US-Regierung. In Europa fürchten viele diesen Moment. Sie haben ihn persönlich erlebt. Teilen Sie diese Bedenken?
Sebastian Kurz: Donald Trump hat wie jeder Mensch Stärken und Schwächen, aber in seinem Fall ist seine größte Stärke wahrscheinlich auch seine größte Schwäche: Er ist kein typischer Politiker, deshalb begeistert er viele Menschen, die mit der etablierten Politik nichts mehr anfangen können. Das geht in der Berichterstattung in Europa unter. Ich erinnere daran: Vor der Wahl gaben fast drei Viertel der Deutschen in einer Umfrage an, dass sie mit einem Sieg von Kamala Harris rechnen. Dann hat Trump aber eindeutig gewonnen. Ich würde mir wünschen, dass wir aufhören mit dieser ständigen Negativkampagne, die ich recht hysterisch finde, und einen differenzierteren Blick einnehmen.