Berichten zufolge erwägt die NATO, die unter der Ostsee verlaufenden Internetkabel mit Seedrohnen zu sichern. Wir werfen einen Blick auf diese Technologie.

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Nach der Zerstörung zweier Internetkabel in der Ostsee arbeitet die NATO Berichten zufolge an der Einführung einer neuen Art der Unterwasserüberwachung, um diese zu schützen.

NATO-Admiral Pierre Vandier sagte gegenüber Defence News, die Allianz arbeite an einer dauerhaften Lösung, um über und unter Wasser mögliche Kabelsabotageakte zu erkennen.

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Das Netzwerk aus unbemannten Oberflächenfahrzeugen (USVs) oder Drohnenschiffen würde wie Straßenlaternen funktionieren und feststellen, ob und wann Unterwasserkriminalität sowohl an der Wasseroberfläche als auch darunter stattfindet, sagte Admiral Vandier der Nachrichtenseite.

Die neue Strategie kommt nur wenige Wochen, nachdem zwei Ostseekabel – eines verbindet Litauen mit Schweden und ein anderes von Finnland nach Deutschland – bei einer offensichtlichen Sabotageaktion gestört wurden.

Untersuchungen der schwedischen und finnischen Regierung sind noch im Gange.

Euronews Next wirft einen Blick darauf, was Drohnenschiffe und Seedrohnen sind, was sie tun und welche Auswirkungen dies auf die neue autonome Flotte der NATO hat.

Was sind Drohnenschiffe und Seedrohnen?

Seedrohnen sind kleine, unbemannte Schiffe, die entweder an der Oberfläche oder unter Wasser arbeiten.

Andrej Zvaigzne, leitender Forscher am Institut für Angewandte Computersysteme der Technischen Universität Riga, erklärte Euronews Next, dass es verschiedene Arten von Unterwasserdrohnen gibt: solche, die sich auf die Überwachung konzentrieren, einige, die sich auf die Identifizierung von Bedrohungen konzentrieren, und andere, die so programmiert werden können, dass sie feindliche Bewegungen zerstören.

Das ideale System zur Seeüberwachung sieht aus und fühlt sich an wie die Flugverkehrskontrolle, sagte Zvaigzne. Dort überwacht Radar die Flugziele und wart vor möglichen Zusammenstößen.

„Man will verstehen, was vor sich geht, welche Ziele sich von links nach rechts bewegen, damit man alle Situationen unter Kontrolle hat“, sagte er.

Einzelne Länder und Organisationen wie die NATO müssen sich fragen, was sie von diesen Drohnen erwarten, zum Beispiel, ob die Priorität auf einer Überwachung rund um die Uhr liegt oder ob es Drohnen sind, die Vergeltung üben können, wenn ein feindliches Schiff in dem Gebiet verdächtige Handlungen vornimmt, sagte Zvaigzne.

Es gibt bereits einige Unternehmen, die Seedrohnen in der Ostsee betreiben, aber Zvaigzne sagte, es sei schwer zu sagen, wie viele bereits einsatzbereit sind.

„100 Prozent Sicherheit gibt es nicht“

Im Allgemeinen, sagte Zvaigzne, sei es schwierig, mit weit entfernten Unterwasserdrohnen zu kommunizieren.

„Es gibt keine Zeitkontrolle für die Drohne, also kann sie eine halbe oder zwei Stunden weg sein“, sagte Zvaigzne.

Laut Zvaigzne ist die Sicht in der Ostsee aufgrund unterschiedlicher „Wasserschichten“ außerdem „schlecht“, was es schwierig macht zu erkennen, was vor sich geht. Einige Drohnen umgehen dieses Problem jedoch, indem sie Sonargeräte einsetzen.

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Selbst mit einem robusten System könnte es für die NATO oder die baltischen Staaten immer noch schwierig sein, zwischen einem versehentlichen Treffer der Unterwasserkabel und vorsätzlicher Sabotage zu unterscheiden.

„Es ist wie bei jedem Verbrechen, man kann es nie zu 100 Prozent erkennen … aber natürlich reduziert es die Kriminalitätsrate“, sagte er.

„Die nächste Frage ist, wie man reagiert“

Bisher ist die koordinierte Reaktion unter Wasser auf jegliche Form der Unterwassersabotage begrenzt, so Olevs Nikers, Präsident der Baltic Security Foundation.

Es gibt einige regelmäßige Kontrollen durch Unterwasserdrohnen in der Ostsee, aber keine Koordination zwischen einzelnen Staaten, der NATO und Telekommunikationsbetreibern darüber, wo und wann die Drohnen benötigt werden, fügte Zvaigzne hinzu.

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Aufgrund des kürzlich erfolgten Beitritts Schwedens und Finnlands sind jetzt alle Ostseeländer außer Russland NATO-Mitglieder. Deshalb gilt die Ostsee in einigen Kreisen als „NATO-Meer“.

Zvaigzne und Nikers fordern, dass alle baltischen Staaten Gesetze erlassen, um die Überwachung der Unterwasserkabel zu erleichtern. Außerdem müssen sie die rechtlichen Konsequenzen festlegen, wenn Sabotage entdeckt wird.

„Nehmen wir an, es kommt tatsächlich zu Verbrechen … dann ist die nächste Frage, wie man reagiert“, meint Nikers. „Wie würden die Algorithmen für eine kohärente und koordinierte Reaktion aussehen?“

Euronews Next hat sich an die NATO gewandt, um die Berichte über die Seedrohnen zu bestätigen, aber keine sofortige Antwort erhalten.

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Die NATO hatte uns zuvor in einer Erklärung mitgeteilt, dass sie in einer Arbeitsgruppe für kritische Unterwasserinfrastrukturen den Informationsaustausch und Möglichkeiten zur Abschreckung und Abwehr von Bedrohungen der Unterwasserinfrastruktur erörtert habe.