Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter ist tot. Das teilte das Carter Center am Sonntag mit. „Unser Gründer, der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, ist heute Nachmittag in Plains, Georgia, verstorben“, erklärte die Stiftung am Sonntag in einem Beitrag auf X und fügte in einer Erklärung hinzu, dass er friedlich im Kreise seiner Familie verstorben sei. Carter regierte von 1977 bis 1981 im Weißen Haus.
Er hinterlässt 4 Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel. „Mein Vater war ein Held – nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben“, zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip. Geplant seien öffentliche Trauerfeiern in Atlanta und der US-Hauptstadt Washington.
Nach seiner ersten Amtsperiode wurde der Demokrat nicht wiedergewählt. Er verlor die Wahl damals gegen den Republikaner Ronald Reagan. Im Jahr 2002 wurde Carter für seinen „jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte“ der Friedensnobelpreis zuerkannt.
Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident, und keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als er. Vor ihm starben seine Frau Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war, und ein Enkelkind. Im November erfüllte er sich einen Wunsch und stimmte bei der US-Präsidentenwahl per Brief ab. Carter hatte zuvor deutlich gemacht, die Demokratin Kamala Harris unterstützen zu wollen.
Der Gesundheitszustand Carters war zuletzt schlecht – er wurde am 1. Oktober 100 Jahre alt. Bereits vor rund anderthalb Jahren brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege. Der älteste noch lebende Nachfolger Carters ist jetzt der derzeitige Amtsinhaber Joe Biden (20. November 1942), gefolgt von Donald Trump (14. Juni 1946), George W. Bush (6. Juli 1946), Bill Clinton (19. August 1946) und Barack Obama (4. August 1961).
Carter hatte 2015 eine Krebserkrankung öffentlich gemacht, die er allerdings überwinden konnte. In den vergangenen Jahren war er wegen Stürzen mehrfach ins Krankenhaus gebracht worden. Carter hatte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus immer wieder in die Politik eingemischt. Entgegen den Gepflogenheiten hatte der Demokrat auch nachfolgende Präsidenten kritisiert – auch den Republikaner und designierten Präsidenten Trump.
Carters Amtszeit wurde vor allem von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und durch die missglückte Befreiungsoperation im Jahr darauf überschattet. Nach seinem Ausscheiden aus der Präsidentschaft gründete Carter gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Bis ins hohe Alter widmete er sich aktiv seinem humanitären Engagement.
Clinton würdigt Carters Einsatz „für eine bessere Welt“
Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. „Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen“, sagte er. „Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war.“
Der frühere US-Präsident Bill Clinton erklärte in einer Reaktion auf Carters Tod, dieser habe „unermüdlich für eine bessere und gerechtere Welt“ gearbeitet. Der designierte US-Präsident Donald Trump erklärte, die Amerikaner schuldeten Carter Dankbarkeit dafür, dass er „alles in seiner Macht stehende tat, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern“.
Barack Obama würdigte seinen demokratischen Parteifreund als Vorbild für „Würde und Gerechtigkeit“. Jimmy Carter „hat uns alle gelehrt, was es heißt, ein Leben in Anmut, Würde, Gerechtigkeit und im Dienste“ anderer zu führen. Er und seine Frau Michelle „senden unsere Gedanken und Gebete an die Familie Carter und an alle, die diesen bemerkenswerten Mann geliebt und von ihm gelernt haben“.
George W. Bush erklärte, Carter sei ein „Mann mit tiefen Überzeugungen“ gewesen. Sein Vermächtnis werde die Amerikaner „über Generationen hinweg inspirieren“. Carters „Bemühungen, eine bessere Welt zu hinterlassen“, seien dabei „nicht auf seine Präsidentschaft“ beschränkt gewesen.
Bush hob hierbei insbesondere Carters Einsatz im Rahmen seiner gemeinnützigen Organisation Carter Center hervor. Als Beispiele für Carters Engagement nannte er den Bau bezahlbarer Wohnungen, die öffentliche Gesundheit und die Demokratie weltweit.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat die herausragende Rolle Carters für Frieden in Nahost gewürdigt. Carters „bedeutende Rolle“ bei der Vermittlung des historischen Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel in Camp David 1978 werde „in den Annalen der Geschichte verankert“ bleiben, schrieb al-Sisi. Darüber hinaus sei Carters humanitäre Arbeit „ein Beispiel für einen hohen Standard der Liebe, des Friedens und der Brüderlichkeit“.
Der britische Premierminister Keir Starmer lobte, Carter habe „mit seinem bemerkenswerten Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte die Zeit nach der Präsidentschaft neu definiert“. Als Beispiele nannte Starmer Carters Engagement für demokratische Wahlen weltweit, die Verbreitung von Gesundheitskonzepten mit der von ihm gegründeten Organisation Carter Center und „bis ins hohe Alter“ den Bau von Wohnungen mit der Organisation Habitat for Humanity.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hob die Unterstützung Carters für sein Land hervor. Während Carters Amtszeit sei die Ukraine zwar noch nicht unabhängig gewesen, erklärte Selenskyj. Doch „sein Herz stand fest an unserer Seite in unserem andauernden Kampf für die Freiheit“.
„Wir schätzen sein unerschütterliches Engagement für den christlichen Glauben und die demokratischen Werte sowie seine unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine angesichts der unprovozierten Aggression Russlands sehr“, schrieb der ukrainische Staatschef mit Blick auf Carter weiter.
Panamas Präsident José Raúl Mulino würdigte die Rolle des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter für die Übergabe des Panamakanals. Die Zeit des Demokraten im Weißen Haus habe „für Panama entscheidende, komplexe Momente“ markiert, schrieb Mulino im Onlinedienst X. Die Verhandlungen mit Carter hätten damals „die Übergabe des Kanals in panamaische Hände und die volle Souveränität unseres Landes erreicht“, erklärte Mulino – auch mit Blick auf eine Drohung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, die Rückgabe der wichtigen Wasserstraße an die USA zu fordern.
Der von den USA gebaute Panamakanal wurde im Jahr 1914 eröffnet. 1977 unterzeichneten der damalige demokratische US-Präsident Jimmy Carter und der damalige panamaische Militärmachthaber Omar Torrijos ein Abkommen zur Übergabe des Kanals an Panama, 1999 übernahm der panamaische Staat die Kontrolle über die Wasserstraße.