Kommen noch heute Menschen aus den Klauen der Terror-Teufel frei?
Israel und die Hamas haben sich Berichten zufolge grundsätzlich auf eine Waffenruhe im Gazastreifen geeinigt – nur letzte Detailfragen sollen noch offen sein.
Bei den Vermittlungsgesprächen in Katars Hauptstadt Doha müssten noch Einzelheiten zum angestrebten Rückzug der israelischen Armee aus Gebieten im Gazastreifen geklärt werden, meldete die „Times of Israel“ in der Nacht unter Berufung auf arabische Unterhändler.
Die Hamas habe Israel aufgefordert, Karten und einen Zeitplan für den Rückzug vorzulegen, der von den internationalen Vermittlern während der Umsetzung überwacht werden solle, sagten der Hamas nahestehende Quellen.
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Zunächst sollen schrittweise 33 Geiseln freigelassen werden, die am 7. Oktober 2023 von den Terroristen verschleppt wurden. Im Gegenzug würde Jerusalem mehrere Hundert palästinensische Gefangene laufen lassen, darunter verurteilte Terroristen.
Unklar ist, welche Geiseln die Hamas herausgibt und in welchem physischen und psychischen Zustand sich diese nach fast anderthalb Jahren Gefangenschaft befinden.
7. Oktober 2023: Tausende Palästinenser fallen in den Süden Israels ein, überrennen Armeeposten und anschließend Kibbuzim, ermorden mehr als 1000 Menschen
Foto: Yousef Masoud/AP
Israelische Krankenhäuser bereiten sich auf die Aufnahme vor, der Zustand der Geiseln werde sich stark unterscheiden von jenen, die im November 2023 durch einen Deal freikamen, erklärte eine Vertreterin des israelischen Gesundheitsministeriums gegenüber der israelischen Website „Ynet“.
7. Oktober: Palästinensische Terroristen fahren unter Jubel mit dem leblosen Körper der ermordeten Deutsch-Israeli Shani Louk (22) in Richtung Gaza
Foto: Ali Mahmud/dpa
Wie kam der Deal zustande?
Laut dem Nahostexperten Michael Horowitz gibt es eine Reihe an Faktoren für den Deal.
„Einer davon ist sicherlich Trumps Druck, bis zum 20. Januar einen Deal abzuschließen: Netanjahu möchte gute Beziehungen zum neuen Präsidenten haben“, sagt Horowitz zu BILD. Am 20. Januar wird Donald Trump (78) als neuer US-Präsident ins Amt eingeführt.
7. Oktober 2023: Blutlachen im Kinderzimmer eines Hauses im Kibbuz Nir Oz, nachdem Hamas-Terroristen dort einfielen
Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Zudem gebe es internen Druck durch Proteste für einen Deal, auch wenn diese nach ihrem Höhepunkt im September abgenommen hätten.
„Es gibt Anzeichen von Erschöpfung unter den Reservisten in Israel, und die Wirtschaft kann sich ohne einen Waffenstillstand nicht vollständig erholen“, erklärt Horowitz. „Netanjahu weiß also, dass dies nicht ewig so weitergehen kann. Die Frage war, wann das richtige Zeitfenster für ihn sein würde.“
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Trotz schwerer Verluste unter ihren Truppen und Kommandeuren hat die Hamas offenbar weiterhin die Kontrolle über große Teile des Gazastreifens. Ihre terroristische Infrastruktur ist geschwächt, aber nicht zerschlagen. In den vergangenen Tagen fielen neun israelische Soldaten in Gefechten und bei Hinterhalten.
Kfir Bibas, die jüngste Geisel, wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas verschleppt und seitdem gefangengehalten
Foto: bringthemhomenow.net
„Die Hamas wird den Waffenstillstand sicherlich nutzen, um sich neu zu formieren und ihre Kapazitäten wieder aufzubauen“, glaubt auch Horowitz.
Hauptziel der Hamas sei weniger die zivile Kontrolle über Gaza, sondern sicherzustellen, dass sie die stärkste militärische Kraft bleibt, was laut Horowitz eintreffen könnte, wenn sich die israelischen Streitkräfte zurückziehen würden.
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„Die Herausforderung für die israelischen Streitkräfte wird darin bestehen, die Bedrohung durch die Hamas zu überwachen, ohne vor Ort zu sein“, so Horowitz.
Allerdings würden sich die israelische Armee darauf vorbereiten, irgendwann wieder begrenzte Angriffe in Gaza aufzunehmen, wenn sich die Hamas neu formiert.
„Natürlich wäre es viel besser, wenn Israel und seine Partner eine solidere alternative Regierung zur Hamas aufbauen würden, eine, die die Gruppe marginalisieren kann und eine politische Alternative darstellt“, sagt der Analyst.
Die israelische Regierung habe diese Option bislang jedoch sehr zurückhaltend betrachtet, was sich wohl auch bei einem Waffenstillstand nicht ändern würde.