Förderstedt (Sachsen-Anhalt) – Außergewöhnliche Entdeckung beim Bau einer neuen Stromleitung: Archäologen graben einen Friedhof aus der Kupfersteinzeit mit drei Krieger-Gräbern aus. Einer der Toten trug sogar noch einen Teil seiner Rüstung.
Der etwa 4500 Jahre alte Friedhof mit insgesamt zehn Gräbern der Glockenbecherkultur wurde bei Förderstedt im Salzlandkreis entdeckt. Aktuell sind die drei tiefsten Bestattungen freigelegt.
Tote in gehockter Steller bestattet
„Alle drei Toten waren von einem gemeinsamen Grabhügel überdeckt“, so Projektleiterin Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
In Glockenbecherkultur wurden die Toten stets in gehockter Stellung mit Blick nach Osten bestattet – die Frauen auf der rechten, die Männer auf der linken Körperhälfte liegend. Der Name stammt von den glockenförmigen Keramikgefäßen, die mit Nahrungsmitteln gefüllt, und für die Reise ins Jenseits mit in das Grab gestellt worden.
In den anderen Gräbern fanden die Archäologen Grabbeilagen wie Pfeilspitzen sowie ein Keramikgefäß
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Kriegerische Auseinandersetzungen
Ein solches Gefäß mit rund 15 Zentimeter Durchmesser liegt in einer der drei zentralen Bestattungen. Bei der Zweiten fand sich eine Armschutzplatte aus Stein. Die Archäologin: „Das deutet auf einen männlichen Jäger oder Krieger hin.“ Die etwa acht mal vier Zentimeter große Armschutzplatte pufferte die zurückschnellende Bogensehne ab und verhinderte somit Verletzungen.
„Das dritte Grab ist erstaunlich gut erhalten. Im Rückenbereich eines Kriegers fanden sich zwei Pfeilspitzen. Sie lagen sehr eng beieinander“, so Friederich. „Im Sediment zeichnete sich zudem noch schwach ein Köcher ab. Dieses Behältnis für die Pfeile war aus organischem Material hergestellt und vergangen. Nur eine andere Färbung und Struktur im Sediment belegen, dass der Tote mit seiner Ausrüstung beigesetzt worden war.“
Das Grab des Kriegers wurde bei Förderstedt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) freigelegt
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Gräber durch Lösslehm gut erhalten
Zwar wurden die Gräber in rund zwei Metern Tiefe entdeckt, jedoch lagen sie damals deutlich tiefer oder waren durch einen hohen Grabhügel gut geschützt.
Grabungsleiter Christian Lau: „Die Gräber wurden aber nicht, wie oftmals bei künstlich überhügelten Gräbern beobachtet, auf der Oberfläche angelegt. Vielmehr wurde die Grabgrube durch die oberen Bodenschichten und den Lösslehm hindurch bis in den Sand eingegraben und mit unvermischtem Lösslehm verfüllt.“
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Dadurch seien die Knochen sehr gut erhalten geblieben. Direkt im Sand liegend, wäre der Erhaltungszustand deutlich schlechter gewesen. Nun werden die Gräber im Ganzen geborgen und im Labor näher untersucht.
Die Grabungen finden im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse „SuedOstLink“ statt. Allerdings soll es dadurch keinen Zeitverzug geben. Die gesamte Stromtrasse ist etwa 540 Kilometer lang und reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.