Die deutschen Handballer müssen im WM-Viertelfinale gegen Portugal ran. Die Bilanz spricht für das DHB-Team, die aktuelle Form eher für die Südeuropäer. Ein Fragezeichen steht zudem hinter einem deutschen Schlüsselspieler.
Heimflug oder Halbfinale: Für Deutschlands Handballer geht es im WM-Viertelfinale gegen Portugal um alles oder nichts. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason steht im Duell mit den Südeuropäern an diesem Mittwochabend (20.30 Uhr) in Oslo vor einer großen Herausforderung, surft der Rivale bei der Endrunde doch auf einer Erfolgswelle.
Die WM-Form
Die DHB-Auswahl hat im bisherigen Turnierverlauf noch nicht zu ihrer Topform gefunden. In der Vorrunde gab es wenig überzeugende Siege gegen Polen, die Schweiz und Tschechien. Auch Italien und Tunesien waren in der Hauptrunde kein Gradmesser. Im Duell mit Titelverteidiger Dänemark war die deutsche Mannschaft chancenlos.
Ganz anders die Portugiesen, die bei der Endrunde noch ungeschlagen sind. In der Vorrunde wurden Co-Gastgeber Norwegen, Brasilien und die USA besiegt. In der Hauptrunde gab es beim 37:37 gegen den EM-Dritten Schweden den einzigen Punktverlust. Es folgten überzeugende Siege gegen den Olympia-Dritten Spanien und Chile.
Wer überträgt das Duell?
Die ARD und Sportdeutschland.TV zeigen das Spiel live. Im Ersten startet die Übertragung um 20.15 Uhr. Alexander Bommes moderiert die Partie, gemeinsam mit Experte Dominik Klein. Reporter ist Florian Naß, an seiner Seite wie bei den bisherigen Übertragungen Co-Kommentator Johannes Bitter.
Sie können die Begegnung auch im Live-Ticker der WELT verfolgen.
Deutschland kann sich bei der WM auf seine Torhüter Andreas Wolff und David Späth verlassen. Beide präsentierten sich bisher in starker Verfassung. Wichtige Säulen wie Johannes Golla, Julian Köster oder Renars Uscins schwankten dagegen in ihren Leistungen. Ein Fragezeichen steht hinter der Fitness von Juri Knorr, der eine Woche lang erkrankt ausfiel.
Bei Portugal stechen die Costa-Brüder Francisco (19) und Martim (22) heraus. Die beiden Rückraumspieler waren für fast ein Drittel aller Tore der Südeuropäer bei diesem Turnier verantwortlich. Francisco traf 36 Mal, Martim 33 Mal. Für Bundestrainer Gislason sind sie „zwei der größten Talente im Welt-Handball“.
Die Trainer
Gislason ist mit 65 Jahren der älteste Nationaltrainer aller 32 WM-Teilnehmer. Der Isländer gewann als Vereinscoach mit dem SC Magdeburg und dem THW Kiel die deutsche Meisterschaft und die Champions League. Nach einem schweren Start im Amt des Bundestrainers, das er im Februar 2020 übernahm, führte er die DHB-Auswahl im Vorjahr zu Olympia-Silber.
Unter Paulo Pereira hat Portugals Nationalmannschaft einen enormen Aufschwung genommen. Der 59-Jährige ist seit 2016 im Amt und führte das Team bei der EM 2020 auf Platz sechs – bis heute das beste Ergebnis bei einem großen Turnier – sowie 2021 erstmals zu den Olympischen Spielen. Er gilt als gewiefter Taktiker und Motivator.
Die Bilanz
Elf Duelle gab es bisher zwischen beiden Teams – zehn davon gewann Deutschland. Die einzige Niederlage datiert aus dem November 2021, als es in Düsseldorf ein 30:32 gab. Bei einer WM treffen Deutschland und Portugal erst zum zweiten Mal aufeinander. 2003 siegte die DHB-Auswahl deutlich mit 37:29.
Wesentlich knapper ging es in den jüngsten Länderspielen zu. Vor einem Jahr setzte sich das DHB-Team in den letzten Tests kurz vor der Heim-EM mit 34:33 und 35:31 durch. Nicht nur deshalb erwartet der Bundestrainer eine schwere Aufgabe. „Es wird ein interessantes Spiel, die Chancen stehen 50:50“, sagte Gislason.
Wie könnte es weitergehen?
Vor dem Deutschland-Spiel bestreitet um 17.30 Uhr WM-Gastgeber und Turnierfavorit Dänemark sein Viertelfinale gegen Brasilien. Aus dieser Partie speist sich Deutschlands zukünftiger Gegner, sollte die Aufgabe gegen Portugal erfolgreich bewältigt werden. Kroatien und Frankreich stehen bereits im Halbfinale. Kroatiens Handballer haben erstmals seit acht Jahren und zum insgesamt sechsten Mal das WM-Halbfinale erreicht. Der Co-Gastgeber setzte sich in einem dramatischen Viertelfinale in Zagreb gegen Ungarn mit 31:30 (16:16) durch und darf weiter auf eine Medaille hoffen. In der Vorschlussrunde treffen die Kroaten auf Rekord-Champion Frankreich. Der sechsmalige Weltmeister machte es gegen Ägypten ebenfalls spannend und siegte am Ende knapp mit 34:33 (18:14).
pk