Bei einer Winterbesteigung gilt, wie bei jeder anderen: gute Tourenplanung und Risikoabwägung sind entscheidend. Teilweise hat der Winter sogar Vorteile.

Die Tragödie am Großglockner beschäftigt weiterhin: Nachdem eine 33-jährige Frau vor mittlerweile zehn Tagen am Berg gestorben ist, sind immer noch viele Fragen offen. Und manche stellen sich auch grundsätzliche: Ist das nicht von vornherein ein verrücktes Vorhaben, im Winter auf so einen Berg zu gehen?

Nicht unbedingt, sagt Jörg Randl, der Leiter der Bergsportabteilung im österreichischen Alpenverein. Zentral sind – wie immer am Berg – eine gute Tourenplanung und Risikoabwägung. „Da geht es auch um die Selbstreflektiertheit: Wie gut bin ich beieinander, wie viele Kenntnisse habe ich, traue ich mir das zu? Ich denke, es kommt immer darauf an, dass diese gewählten Touren, diese gewählten Ziele für die jeweiligen Personen auch realistisch sind.“ Und das können sie durchaus auch im Winter sein.

Weniger Steinschlagrisiko

„Es gibt Sommerbegehungen und Winterbegehungen, genau so wie sich Menschen entscheiden, sie wollen einen Berg über die Nordwand, über die Südwand oder über den Westgrat hinauf.“ Mehr noch: Eine Winterbesteigung kann sogar Vorteile haben, je nachdem, welche Verhältnisse am Berg herrschen. Im Sommer kann zum Beispiel das Steinschlagrisiko erhöht sein – während das Eis im Winter das lockere Gelände fixiert.

Bei manchen ganz großen Touren – zum Beispiel am Montblanc – gehe man deshalb zeitig in der Nacht los, um schwierige Passagen noch in der Dunkelheit, im Schatten zu queren, sagt Randl. Also: noch bevor Eis und Schnee von der Sonne aufgeweicht wurden.

Verhalten immer anpassen

Dass manche Faktoren Bergsteigen im Winter erschweren können, ist freilich auch klar: Die Tage sind kürzer, es ist kälter. Und Sicherungen und Bohrhaken können – wie etwa am Stüdlgrat, wo das Unglück passiert ist – von Schnee bedeckt und daher schwieriger zu finden sein. „Entscheidend sind immer die konkreten Verhältnisse“, sagt Randl. Die muss man bei der Tourenplanung berücksichtigen. Und das Verhalten dann vor Ort auch anpassen: „Ist es wärmer als gedacht, ist mehr Wind?“

Der Alpenverein empfiehlt jedenfalls, für den Notfall ausgerüstet zu sein. Im Winter bedeutet das: Biwaksack, Lawinenpiepsgerät, Sonde, Schaufel und ein Erste-Hilfe-Paket inklusive einer Alu-Rettungsdecke, die man im Notfall so nahe wie möglich am Körper anbringt, um Wärme zu speichern.

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