Geopolitik. Der US-Präsident meint es mit dem Kauf der Insel ernst, behauptet sein Außenminister Rubio. In Kopenhagen herrscht zusehends Panik. Lässt sich der Konflikt noch entschärfen?
Kopenhagen. Als Donald Trump vor einigen Wochen seine Pläne offenlegte, Grönland, die größte Insel der Welt, zu kaufen, hielt man das in Dänemark für den ersten Zug eines Geschäftsmanns. Am Ende würde irgendein Deal stehen. Alles halb so wild. Aber seit einem Telefonat zwischen dem neuen US-Präsidenten und der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen vor einer Woche ist Feuer am Dach. Das Gespräch ging „furchtbar schief“, zitierte die „Financial Times“ Eingeweihte, Trump habe sich „sehr aggressiv“ verhalten. Von seinen Plänen sei er in dem 45-minütigen Gespräch keinen Millimeter abgerückt. Die Sache sei, anders als zunächst gedacht, „ernst und möglicherweise auch gefährlich“.
Auch Trumps neuer Außenminister, Marco Rubio, bekräftigte nun Trumps Grönland-Pläne: „Das ist kein Witz.“ Der US-Präsident will demnach die Insel kaufen, so wie es seine Vorgänger in anderen Zeiten getan hatten, als sie 1867 Alaska von Russland erwarben oder 1917 die Jungferninseln von eben Dänemark. Auch nach Grönland streckten die Amerikaner mehrfach die Hand aus, etwa 1946, als Harry S. Truman in Geheimverhandlungen den Dänen 100 Millionen US-Dollar in Gold angeboten hatte.
Trump geht anders vor. Im grellen Licht der Öffentlichkeit richtete er den Dänen neulich aus, dass er es als unfreundlichen Akt erachten würde, falls sie Amerika die Insel nicht einfach überlassen. Er droht mit Zöllen und schloss auch militärische Gewalt nicht kategorisch aus. Der mächtigste Nato-Staat droht einem anderen Nato-Staat mit der Verschiebung von Grenzen. Wie ernst gemeint auch immer: Das ist neu und hat das Potenzial, das Bündnis in eine tiefe Krise zu stürzen.