Seit einem halben Jahr kontrolliert die Ukraine die Stadt Sudscha im russischen Kursk. Nun soll dort eine Gleitbombe in einer Schule eingeschlagen sein, die als Notunterkunft genutzt wurde. Kiew berichtet von mindestens vier Toten.
In der von ukrainischen Truppen kontrollierten Stadt Sudscha im russischen Gebiet Kursk sollen beim Einschlag einer Gleitbombe in einem Gebäude mindestens vier Menschen getötet worden sein. Vier weitere seien verletzt worden, der Zustand von weiteren 84 Bewohnern der als Notunterkunft genutzten Schule sei befriedigend, teilte der ukrainische Generalstab am Abend in Kiew bei Facebook mit.
Zuvor hatte der Sprecher der ukrainischen Militärkommandantur, Olexij Dmytraschkowskyj, von 95 Verschütteten gesprochen. Es handele sich um viele ältere Menschen. Laut ukrainischem Generalstab gehen die Arbeiten an dem Gebäude weiter. Diejenigen, die weitere medizinische Hilfe bräuchten, würden auf benachbartes ukrainisches Gebiet gebracht.
Die ukrainischen Truppen waren Anfang August im russischen Gebiet Kursk einmarschiert und kontrollieren dort seither Dutzende Ortschaften, darunter Sudscha. Nach ukrainischen Angaben soll eine russische Gleitbombe auf das Gebäude gefallen sein. Überprüfbar waren die Angaben nicht von unabhängiger Stelle.
Der ukrainische Präsident Selenskyj teilte ein Video, das ein schwer beschädigtes Gebäude sowie einen verletzten Mann zeigt, der auf dem Boden liegt. „Sie haben das Gebäude zerstört, obwohl sich dutzende Zivilisten darin befanden“, schrieb Selenskyj auf X. „Russische Bomben zerstören ukrainische Häuser auf die gleiche Weise. Und selbst gegen ihre eigenen Zivilisten wendet die russische Armee ähnliche Taktiken an.“
Das russische Verteidigungsministerium wies die Darstellung aus Kiew zurück und beschuldigte seinerseits die ukrainische Armee, den Angriff auf Sudscha verübt zu haben. „Am 1. Februar haben die ukrainischen Streitkräfte mit einem gezielten Raketenangriff auf ein Internat in der Stadt Sudscha ein weiteres Kriegsverbrechen begangen“, erklärte das russische Verteidigungsministerium.
Die ukrainische Luftwaffe wies die Anschuldigungen zurück und widerlegte die Behauptungen Moskaus in der Nacht mit Skizzen mit Berechnungen zur Flugbahn des Projektils, das in dem Gebäude eingeschlagen war. Vom Einschlagwinkel her könne es sich daher nur um eine Lenkbombe handeln, die von einem Flugzeug östlich von Sudscha abgeworfen worden sei. „Das Beschießen von Zivilisten mit Bomben ist ein Markenzeichen russischer Verbrecher, selbst wenn es sich bei den Zivilisten um Einheimische, also Russen, handelt“, heißt es in der auf Telegram verbreiteten Erklärung. Die Angaben der Kriegsparteien sind nicht von unabhängiger Seite überprüfbar.
dpa/AFP/gub