Berücksichtigt werden müssen bei den Wahlmodellen auch noch die vielen kleinen und Kleinstparteien. Weitere Faktoren bei der Befragung und Berechnung für die Prognose sind etwa Erfahrungswerte, ob Anhänger bestimmter Parteien eher morgens wählen, andere hingegen eher kurz vor Schließung der Wahllokale. Außerdem sind nicht alle Wähler zu einer Auskunft bereit oder antworten möglicherweise nicht wahrheitsgemäß.
All diese Besonderheiten müssen rechnerisch ausgeglichen werden. Diese Modelle werden dann mit den Befragungsergebnissen zur 18-Uhr-Prognose zusammengeführt. Damit die Prognose dem Ergebnis möglichst nahe kommt, erstellen die Wahlforschungsinstitute vor jeder Wahl ein neues Modell. Die Prognose ist also eine Rechnung mit Unbekannten. Es ergeben sich gewöhnlich noch Änderungen, die bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen oder im Bereich der Fünf-Prozent-Marke spannend werden können.
Die Prognosen von ARD und ZDF bei der Europawahl im Juni 2024 waren nach Einschätzung von Marktforschern sehr gut. Beide sogenannten Exit-Polls wiesen nur minimale Abweichungssummen von 1,42 (Infratest dimap) und 1,04 (Forschungsgruppe Wahlen) aus. Bei der Bundestagswahl 2021 lag Infratest dimap mit seinen Prognosen 0,1 bis maximal 0,8 Prozentpunkte neben den endgültigen Egebnissen.