Publiziert28. Februar 2025, 18:09

Künstliche Intelligenz: Werden Luxemburger bald von Robo-Richtern verurteilt?

Während Filme wie «Minority Report» KI in der Justiz als Science-Fiction präsentieren, zeigt das Großherzogtum, wie sie dort bereits heute unterstützt.

Karsten Neukirchen
Wie sähe ein KI-gesteuerter Gerichtssaal der Zukunft aus?

Wie sähe ein KI-gesteuerter Gerichtssaal der Zukunft aus?

Illustration: DALL-E/L’essentiel

Die Vorstellung, dass Roboter eines Tages in Gerichtssälen über Menschen urteilen, klingt wie aus einem Science-Fiction-Film – die Realität ist viel bodenständiger. In Luxemburg und anderen Teilen Europas hält Künstliche Intelligenz (KI) bereits Einzug in die Justiz, wie das Justizministerium auf Anfrage von L’essentiel bestätigt.

Schon heute arbeite die luxemburgische Justiz mit dem KI-Tool «Juano»; der Maschinenhelfer könne Gerichtsurteile automatisch pseudonymisieren. «Es erkennt Namen, Adressen und andere sensible Informationen und schlägt Kategorien vor, die dann vom Rechtspfleger geprüft und bestätigt werden», erklärt das Ministerium. Dieses System habe die Veröffentlichung von Urteilen erheblich beschleunigt, bleibe aber stets ein Werkzeug, das von Menschen kontrolliert werde. «Man-in-the-loop» lautet das Prinzip: Der Mensch habe immer das letzte Wort.

In einer Testphase befinde sich aktuell ein weiteres KI-Projekt, das Richtern bei der Recherche helfen soll. Es könne relevante Gesetzesartikel und Urteile anzeigen, Absätze in Fremdsprachen übersetzen oder Texte diktieren und transkribieren. Doch die luxemburgische Justiz bleibt vorsichtig: Die Verantwortung für das Urteil liege weiterhin beim Richter. Um Fehler und sogenannte «Halluzinationen» der KI zu vermeiden, werde das System streng überwacht und mit klaren Quellenangaben ausgestattet. Ob es zum Einsatz kommt, sei hingegen noch nicht geklärt.

Was bedeuten KI-Halluzinationen?

Auch auf EU-Ebene wird die Entwicklung klarer Regeln vorangetrieben. Die Europäische Kommission hat eine Richtlinie vorgeschlagen, die Haftungsfragen im Zusammenhang mit KI harmonisiert. Ziel sei es, Vertrauen zu fördern und sicherzustellen, dass Betroffene von KI-bedingten Fehlern denselben Schutz genießen wie bei herkömmlichen Technologien. Die Regelungen sollen zudem verhindern, dass nationale Alleingänge die Einführung und Weiterentwicklung von KI-Technologien bremsen.

Luxemburgs Justiz setzt also auf eine klare Grenze: KI soll unterstützen, nicht ersetzen. Egal ob bei der Pseudonymisierung oder der Recherche – Richter und Rechtspfleger bleiben laut Ministerium für ihre Arbeit verantwortlich. Diese Haltung stärke nicht nur die Akzeptanz bei den Bürgern, sondern soll auch verhindern, dass KI zur Automatisierung von Urteilen führt. Eine Realität wie bei dem Film «Minority Report» bleibt uns wohl vorerst erspart.

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