Trier · Zum Internationalen Frauentag am 8. März schauen wir auf Persönlichkeiten, die mit ihrem Engagement sowie mit Stärke, Leistungen und Wissen die Geschichte geprägt haben.
Der Weltfrauentag ist eine Gelegenheit, die Rolle von Frauen und ihre Errungenschaften in der Gesellschaft hervorzuheben. Auch in der Region des Volksfreunds gab es schon viele herausragende Frauen, die durch ihren Einsatz etwas bewegt haben. Manche von ihnen sind bekannt, andere stehen weniger im Rampenlicht, doch ihre Taten hinterlassen Spuren. Wir möchten an einige dieser beeindruckenden Persönlichkeiten erinnern.
Clara Viebig – Erfolgreiche Autorin aus Trier
Clara Viebig wurde am 17. Juli 1860 in Trier geboren und war eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre Romane und Novellen waren sehr populär. Besonders bekannt war sie für ihre Texte zur Eifel und zum Moseltal. Diese brachten ihr letztlich auch den Namen „Eifeldichterin“ ein. Ihr bekanntester Roman zu dieser Thematik ist: „Das Weiberdorf“ (1900). In diesem greift sie die sozialen Strukturen eines kleinen Dorfes in der Eifel auf. Die Kritik lobte das Buch, die Bewohner der Region waren darüber jedoch empört. Trotzdem steigerte die Kontroverse um das Buch ihre Bekanntheit.
Von 1896 bis 1935 veröffentlichte Viebig fast jährlich neue Romane. 1935 verschärfte sich jedoch die politische Lage. Die Nationalsozialisten waren an der Macht und jüdische Bürger wurden zunehmend verfolgt. Da ihr Ehemann ebenfalls Jude war, stellte sie ihre Arbeit als Schriftstellerin ein, um nicht ins Visier der Nazis zu geraten. Clara Viebig veröffentlichte einen letzten Roman mit dem Titel: „Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte“, bevor sie das Schreiben aufgab. Sie starb am 31. Juli 1952 in West-Berlin. Zu ihren Ehren wurde ein Clara-Viebig-Pavillon und ein Clara-Viebig-Zentrum eröffnet. So bleibt die Erinnerung an die Eifeldichterin erhalten.
Amely Goebel (1903 – 1982) – Die Sozialpolitikerin
Amely Goebel war nach dem Zweiten Weltkrieg Sozialpolitikerin in Trier. Ursprünglich stammte sie aus Straßburg und war Volkswirtschafterin. Von 1939 bis zu ihrem Tod 1982 war sie Vorsitzende des Katholischen Fürsorgevereins Trier, der später in Sozialdienst Katholischer Frauen umbenannt wurde. Unter ihrer Leitung wurde das Maria-Goretti-Heim als Wohnheim für Frauen und Mädchen gegründet. Zudem war sie 22 Jahre lang CDU-Stadtratsmitglied und von 1957 bis 1959 Landtagsabgeordnete. Für ihr großes Engagement erhielt sie 1968 das Bundesverdienstkreuz.
Jenny Marx (1814 – 1881) – Die renommierte Sekretärin
Jenny von Westphalen wuchs in Trier auf, heiratete später Karl Marx und nahm den heute berühmten Nachnamen an. Sie ging mit ihrem Ehemann ins Exil nach Brüssel, Paris und London. Dort unterstützte sie ihn nicht nur als Ehefrau, sondern auch als Sekretärin. Sie schrieb Manuskripte ab, korrigierte und redigierte sie und hatte daher großen Einfluss auf die Werke von Karl Marx.
Jenny Marx veröffentlichte auch eigene politische Texte. Trotz allem wurde sie in der Öffentlichkeit leider wenig beachtet. Friedrich Engels, mit dem Karl Marx zahlreiche Schriften veröffentlicht hat, bemerkte dazu einmal: „Was eine solche Frau mit so scharfem, kritischem Verstande geleistet hat, das hat sich nicht an die Öffentlichkeit vorgedrängt.“
Flavia Iulia Helena – Die Heilige Helena in Trier
Flavia Iulia Helena, auch bekannt als die Heilige Helena, war die Mutter des römischen Kaisers Konstantin des Großen. Woher sie stammt ist nicht eindeutig geklärt. Einige Überlieferungen besagen, sie sei aus recht einfachen Verhältnissen gekommen. Andere berichten von einer hochrangigen Abstammung. Eindeutig bekannt ist, dass sie mit dem römischen Offizier Flavius Constantius Chlorus einen Sohn bekam: Konstantin der Große.
Nachdem ihr Mann sie verstoßen hatte, folgte sie Konstantin nach Trier. Helena machte eine Pilgerreise ins Heilige Land, wo sie das Kreuz Jesu fand. So sagt es jedenfalls die Überlieferung. Sie soll einige Reliquien nach Trier gebracht haben, darunter auch den Heiligen Rock. Dieser wird bis heute im Trierer Dom aufbewahrt. Mit diesem Fund machte sie die Stadt zu einem bedeutenden Ort der christlichen Welt. Ihr Glaube beeinflusste auch ihren Sohn Konstantin. Helena war eine der ersten christlichen Kaiserinnen und wurde nach ihrem Tod heiliggesprochen. Sie prägte also nicht nur das Christentum, sondern auch die Stadt Trier.
Adelheid von Besselich – Eine einflussreiche Frau im spätmittelalterlichen Trier
Adelheid von Besselich (ca. 1445–1525) lebte in einer Zeit, in der Männer fast alles bestimmten. Dennoch schaffte sie es, sich durchzusetzen und zu kämpfen. Sie war wohlhabend und setzte ihr Geld gezielt ein, um anderen zu helfen. Trier war damals eine wichtige Stadt unter erzbischöflicher Herrschaft. Adelheid heiratete einen Raubritter und geriet aufgrund dessen in Konflikte mit der Kirche. Trotzdem schaffte sie es, eine angesehene Frau zu sein und auch zu bleiben. Ihr Name ist bis heute bekannt, da unter anderem der Turm der St.-Gangolf-Kirche in Trier an sie erinnert. Adelheit unterstützte arme Menschen und spendete Geld für soziale Zwecke. Auch kann man ein Bild von ihr und ihrem Mann Clas von Zerf an der Säule der Liebfrauenkirche in Trier bestaunen. Adelheid von Besselich war eine starke Frau im Mittelalter, die es trotz aller Widerstände schaffte, ihre Spuren in der Geschichte zu hinterlassen.
Blandine Merten (1883 – 1918) – Die Seliggesprochene
Maria Magdalena Merten, später bekannt als Blandine, wurde in Düppenweiler geboren. Sie trat 1908 dem Orden der Ursulinen bei und war als Lehrerin tätig. Ab 1911 lebte sie in Trier und unterrichtete dort. 1916 erkrankte sie an Tuberkulose, an der sie zwei Jahre später verstarb. Nach ihrem Tod erzählte man sich, dass Gebete durch sie erhöht wurden. Deshalb wurde sie 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Barbe Peckels (1836 – 1906) – Die erste Geschäftsfrau in Luxemburg
Barbe Peckels zählt zu den ersten Geschäftsfrauen Luxemburgs. 1852 kaufte sie gemeinsam mit ihrem Mann ein Gasthaus in La Gaichel. Dieser Betrieb erarbeitete sich einen bis heute ausgezeichneten Ruf. Bis zu ihrem Tod 1906 stand Barbe Peckels an der Spitze des Familienbetriebs. Bis heute wird dieser als „Domaine de La Gaichel“ mit Hotels und Restaurants weitergeführt. Ihr Ruf und ihr Ansehen lebt in der sechsten Generation von Frauen als Unternehmerinnen weiter.
Anne Beffort (1880 – 1966) – Erste Luxemburgerin mit Doktortitel
Anne Beffort setzte sich für die Bildung von Mädchen und jungen Frauen ein. In einer Zeit, in der es für Frauen nur wenig Bildungsmöglichkeiten gab, kämpfte sie für ihren Weg und wurde 1909 die Luxemburgerin, die einen Doktortitel erhielt. Als Lehrerin im Mädchenunterricht konnte sie einen positiven Einfluss auf die Bildung in Luxemburg ausüben. Auch hatte sie großes Interesse an Literatur und erforschte daher das Werk von Victor Hugo. Sein ehemaliges Wohnhaus wollte sie als Literaturmuseum erhalten. Dafür wurde sie 1948 mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.
Marguerite Thomas-Clément (1886 – 1979) – Die erste Frau im luxemburgischen Parlament
Nach der Einführung des Frauenwahlrechts 1919 wurde Marguerite Thomas-Clément als erste Frau ins luxemburgische Parlament gewählt. Dort setzte sie sich für Gleichstellung und bessere Arbeitsbedingungen für Frauen ein. Sie kämpfte auch gegen die schlechten hygienischen Zustände in den Krankenhäusern und verteidigte Prostituierte gegen unmenschliche Behandlung.
Katrin C. Martin (1901 – 1983) – luxemburgische Journalistin
Katrin C. Martin war eine der ersten Luxemburgerinnen im Journalismus. Nach ihrem Studium in Paris arbeitete sie als Journalistin in Buenos Aires und Luxemburg. In den 1930er Jahren schrieb sie über den Nationalsozialismus und wurde dafür verfolgt. Nach dem Krieg Katrin C. Martin Chefredakteurin der Revue und machte sie zu einem der größten Magazine Luxemburgs.
Madeleine Frieden-Kinnen (1915 – 1999) – Die erste Ministerin Luxemburgs
Madeleine Frieden-Kinnen war die erste Frau mit einem Ministerposten in Luxemburg. 1969 übernahm sie das Familien-, Jugend- und Kulturministerium. Trotz vieler politischer Angriffe blieb sie eine Vorreiterin für Frauenrechte und war eine der wenigen Frauen, die sich in der von Männern dominierten Politik Luxemburgs durchsetzen konnten.