Serienjunkie oder Filmfreak? Menschen lassen sich eigentlich nicht so einfach in Kategorien einteilen, doch fest steht: Während die einen Kinobesuche bevorzugen, bleiben die anderen lieber zu Hause und schauen Serie für Serie.
Spätestens seit der Einführung von Netflix in Europa – in Luxemburg ist die Streamingplattform seit 2014 verfügbar – gibt es einen regelrechten Rummel um das Serienformat. Ein Hype, der nicht abzuflachen scheint. Ganz im Gegenteil: Auch über zehn Jahre später sind Serien sowie Miniserien immer noch sehr beliebt.
Serien haben den Vorteil, dass man sie sich häppchenweise anschauen kann. Bei großen, populären Produktionen, die über mehrere Staffeln gehen, tauchen Zuschauende nicht nur tiefer in diese Welt ein, sondern bauen auch eine engere Bindung zu den Figuren auf.
Derzeit sind Serien das dominierende Format. Obgleich auf den Streamingplattformen natürlich nicht nur High-End-Produktionen zu sehen sind, sondern auch viel – um es grob auszudrücken – „Müll“ produziert wird. Gleichzeitig gibt es viele überraschende Streamingperlen zu entdecken.
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Von Luxemburg koproduzierte High-End-Serie im deutschen Fernsehen
Es macht also Sinn, dass auch Luxemburg immer stärker auf Serienproduktionen setzt. „Capitani“ ist das Erfolgsbeispiel schlechthin. Ob die derzeit auf RTL zu sehende True-Crime-Serie „Marginal“ ähnlich positiv vom Luxemburger Publikum rezipiert wird, wird sich zeigen.
Beim diesjährigen LuxFilmFest wurden am Sonntagabend erstmals neue Serien präsentiert, die in Zusammenarbeit mit dem Großherzogtum entstanden sind und demnächst zuhause abrufbar sein werden. Zu sehen waren jeweils ca. 45 Minuten beziehungsweise die erste Folge der kommenden Serien. Unter diesen befand sich auch die neue Koproduktion von Désirée Nosbuschs Filmgesellschaft Deal Productions: „Das zweite Attentat“ (internationaler Titel „Dangerous Truth“).
Noah Saavedra schlüpft in „Das zweite Attentat“ in die Hauptrolle: Alexander Jaromin alias Patrick Schneider. An seiner Seite spielen Luxemburger Schauspieler wie Désirée Nosbusch, Jules Werner und Luc Schiltz. Foto: WDR/EIKON Media GmbH/Thomas Kost
Die Töne sind eher kühl und spiegeln bereits die Gesamtstimmung der Serie wider: geheimnisvoll und düster. Foto: Deal Productions
Désirée Nosbusch schlüpft neben ihrer Rolle als Produzentin für „Das zweite Attentat“ in die Haut der BKA-Ermittlerin Hanne Lay. Foto: WDR/EIKON Media GmbH/Thomas Kost
Bereits die erste Folge der Fernsehserie, die ab dem 9. April im deutschen „Ersten“ und schon ab dem 2. April in der ARD-Mediathek zu sehen sein wird, zieht einen unmittelbar in den Bann. Im Fokus steht der Fotograf Alexander Jaromin (Noah Saavedra), der sich unter dem Namen Patrick Schneider im Zeugenschutzprogramm befindet und in Athen lebt. Nach dem Tod seiner Mutter beginnt er, sich an jenen Tag zurückzuerinnern, an dem sein Vater und seine Schwester ermordet wurden. Hat man ihm wirklich die Wahrheit über den damaligen Anschlag erzählt?
Visuell spiegelt sich das Geheimnisvolle, das Düstere des Polit-Thrillers wider: Die Töne sind eher gräulich und kühl. Der Spannungsbogen ist von Beginn an recht hoch, man wird mitten in die Geschichte rund um Alexander und seinen Vater hineinkatapultiert. Der Protagonist ist den Zuschauenden schnell vertraut, man sympathisiert unmittelbar mit ihm und möchte ebenso wie er selbst seine Vergangenheit aufdecken.
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Serienprojekt vereint portugiesische und luxemburgische Gemeinschaft
Wo liegen die Grenzen der Wahrheit? Danach fragt die portugiesisch-luxemburgisch-deutsche Produktion „Finisterra“ (Wild Fang Films). Die siebenteilige Serie in portugiesischer Sprache (mit englischem Untertitel) wird ab dem 15. März auf RTL zu sehen sein und wurde ebenfalls im Rahmen des Serien-Showcase vorgestellt. Luxemburgisch-portugiesische Schauspieler wie Fábio Godinho und Rita Reis wirken hier mit.
Céleste (Leonor Vasconcelos) wird fälschlicherweise der Hexerei beschuldigt. Foto: Wild Fang Films
Der luxemburgisch-portugiesische Schauspieler Fábio Godinho wirkt ebenfalls in „Finisterra“ mit. Foto: Wild Fang Films


Die Serie, die zunächst etwas verwirrend ist – zumindest die erste Folge wirkt etwas unzugänglich –, dreht sich um eine Waise namens Céleste (Leonor Vasconcelos), die fälschlicherweise der Hexerei beschuldigt wird. Die junge Frau ist auf der Suche nach Freiheit und ihrer eigenen Identität – und das während einer Zeit, in der im Süden Portugals der nationalsozialistische Einfluss anstieg, also während des Zweiten Weltkriegs.
Schon die erste Episode zeigt, dass „Finisterra“ eine genreübergreifende Produktion ist, die sicherlich einige Überraschungen bereithält.
Eine Dokuserie von Nachwuchstalenten aus dem Großherzogtum
Eine ganz unterschiedliche Form von Serie bietet „Hometowns“. Das Projekt des Centre national de l‘audiovisuel (CNA) besteht aus sechs kurzen Episoden, die von sechs verschiedenen Nachwuchsregisseurinnen und -regisseuren aus Luxemburg gedreht wurden. Unter ihnen befinden sich unter anderem Lucie Wahl, Sirvan Marogy und Lukas Grevis. Für viele von ihnen war es das erste professionelle Filmprojekt, wie Lukas Grevis („D‘Land am Schiet“) auf Nachfrage des „Luxemburger Wort“ erklärt.
Die Dokuserie wurde 2018 sowie 2019 gedreht, es wurde in den Jahren danach allerdings immer wieder daran gearbeitet. Rund sechs Jahre später waren nun die ersten 40 Minuten des Projekts, in dem Menschen, die nach Luxemburg ausgewandert sind, im Mittelpunkt stehen, zu sehen.
Jede Episode stellt eine andere Person vor, zeigt, was für sie Heimat bedeutet, was sie mit Luxemburg verbindet, welches leben sie zurückgelassen haben und wie sie im Großherzogtum leben. Wann und wo „Hometowns“ zu sehen sein wird, ist bisher nicht klar.
Ein Ausschnitt aus der ersten Episode von „Hometowns“. Die von Lukas Grevis gedrehte Folge stellt die Studentin Yasmine in den Fokus. Foto: Centre national de l‘audiovisuel