Der wichtigste politische Rivale des türkischen Präsidenten Erdogan war unter anderem wegen Korruption verhaftet worden. Die Kontrolle über die Firma des Istanbuler Bürgermeisters übernimmt nun ein Strafgericht.
Die Türkei hat das Bauunternehmen des inhaftierten Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem Imamoglu, beschlagnahmt. Dies teilte die Generalstaatsanwaltschaft von Istanbul in einer Stellungnahme am späten Mittwochabend mit.
Die Kontrolle über Imamoglu Construction sei basierend auf Untersuchungsberichten zu Finanzkriminalität von einem Strafgericht übernommen worden, erklärte das Gericht. Türkische Behörden hatten am Mittwoch den wichtigsten politischen Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan verhaftet. Ekrem Imamoglu wird unter anderem Korruption und Unterstützung einer Terrorgruppe vorgeworfen.
„Putschversuch gegen nächsten Präsidenten“
Die größte Oppositionspartei CHP sprach von einem „Putschversuch gegen unseren nächsten Präsidenten“: Sie wollte Imamoğlu am Sonntag offiziell zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 küren. Die Regierung wies einen politischen Bezug zurück. Mit dem Vorgehen gegen den 54-Jährigen, der Erdogan Umfragen zufolge in der Wählergunst überholt hat, erreicht die seit Monaten andauernde Verfolgung von Oppositionellen einen neuen Höhepunkt. Kritiker sehen darin den Versuch, die Wahlchancen der Opposition mit juristischen Mitteln zu schwächen.
Trotz eines Demonstrationsverbotes kamen am Mittwoch allein in Istanbul Tausende Menschen unter hohem Polizeiaufgebot vor der Stadtverwaltung zusammen, wie eine Reporterin an Ort und Stelle berichtete. Auch in Ankara gab es dem Sender Halk Tv zufolge Proteste. An der dortigen ODTÜ-Universität kam es demnach zu Zusammenstößen zwischen Studierenden und der Polizei. Dabei sollen auch Demonstrierende in Gewahrsam genommen worden sein. Die CHP rief am Abend zu einer Großkundgebung auf. (APA/AFP/red.)