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Auf der A44 brennt ein Lkw. Die Polizei warnt vor „hochgiftigen Dämpfen“.

Auf der A44 brennt ein Lkw. Die Polizei warnt vor „hochgiftigen Dämpfen“. © Daniel Schröder

Auf der A44 im Kreis Soest ist am Freitagmittag ein Gefahrgut-Lkw in Brand geraten. Die Autobahn ist gesperrt. Die Polizei warnte vor giftigen Dämpfen.

Anröchte – Auf der A44 stand am Freitag im Kreuz Erwitte/Anröchte ein Gefahrgut-Laster in Flammen. Die Autobahn ist wegen des Brandes in beide Richtungen ab Soest und Geseke gesperrt. Eine massive schwarze und giftige Rauchwolke war zu Beginn kilometerweit zu sehen.

Gefahrgut-Laster in Flammen: A44 wegen Lkw-Brand voll gesperrt

Der Brand hatte seinen Ursprung wohl im Bereich des Führerhauses des Gefahrguttransporters. „Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand bereits der gesamte Lkw in Flammen. Der Fahrer wurde durch den Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht“, sagte Feuerwehrsprecher Janis Peitz.

Polizeisprecher Gunnar Wortmann erklärte, dass dem Gefahrgut-Unglück ein Reifenplatzer vorausgegangen sein soll. Offenbar hatte sich ein Reifen im Zuge eines technischen Defektes stark erhitzt, geriet in Brand und platzte. Der Lkw-Fahrer brachte sich rechtzeitig in Sicherheit: „Der Fahrer ist nach ersten Erkenntnissen und Untersuchungen unverletzt. Er war Gott sei Dank raus, als der gesamte Lkw angefangen hat, zu brennen.“

Gefahrgut-Lkw in Flammen – Feuerwehr-Großeinsatz auf der A44 bei Anröchte

Gefahrgut-Lkw in Flammen – Feuerwehr-Großeinsatz auf der A44 bei Anröchte

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Das große Problem: Der 40-Tonner hatte zahlreiche Gefahrstoffe geladen. Einsatzleiter und Feuerwehr-Chef Rafael Schmidt: „Er hatte zehn unterschiedliche flüssige und feste Gefahrstoffe geladen. Diese sind durch den Brand alle miteinander zu einer Masse verbacken.“ Zur Größenordnung erklärte er: „Da ist alles dabei – vom kleinen Behälter bis zum 1000-Liter-Gebinde.“ Schmidt schätzte gegen 16 Uhr, dass die Autobahn in Richtung Kassel „mindestens bis Mitternacht“ gesperrt bleiben wird.

Feuerwehr-Chef: „Ich habe mich richtig erschrocken“

Über die ersten Eindrücke am Unglücksort sagte der Feuerwehr-Chef: „Es gab mehrere Explosionen, das hat wirklich ordentlich gerumst, ich habe mich richtig erschrocken – das war eindrucksvoll.“

Zahlreiche Feuerwehrleute sind im Einsatz.

Zahlreiche Feuerwehrleute sind im Einsatz. © Daniel Schröder

Gunnar Wortmann erklärte am Nachmittag: „Der Einsatz wird noch eine ganze Zeit dauern.“ Janis Peitz, Sprecher der Feuerwehr Anröchte bestätigte: „Die im Stau stehenden Fahrzeuge werden von der Autobahn abgeleitet, sobald das Feuer gelöscht ist, verändert sich die Lage zu einem reinen Gefahrgut-Einsatz.“ Aufgrund der starken Rauchentwicklung, die sogar aus Teilen Hamms zu sehen war, wurde die Autobahn in beide Richtungen voll gesperrt. Gegen 16.15 Uhr erklärte Einsatzleiter Schmidt: „Das Feuer ist jetzt soweit aus. Nun geht es an die Bergung.“ Dabei soll ein Bagger die Gefahrstoffmasse in wasserdichte Mulden der Firma Hülsmann verladen. „Wir stellen derzeit nur noch den Brandschutz sicher“, erklärte Schmidt um kurz nach 18 Uhr.

Gefahrgut-Lkw brennt auf A44 bei Anröchte – Polizei warnte vor „hochgiftigen Dämpfen“

Zwischenzeitlich wurden die Bürger im Umfeld des Brandortes per Warn-App „Nina“ gewarnt. Sie sollten im Bereich Erwitte-Völlinghausen und im Gewerbegebiet Erwitte Fenster und Türen schließen sowie Lüftungen und Klimaanlagen abschalten. Auch auf Aufenthalte im Freien sollte verzichtet werden. Der Bereich rund um den Brandort im Kreuz Erwitte/Anröchte wurde in einem Umkreis von mehreren hundert Metern geräumt. Die Polizei appellierte, Absperrungen – auch von Brücken, die über die Autobahn führen – nicht zu ignorieren. Die Polizei warnte vor „hochgiftigen Dämpfen“. Um 17.24 Uhr wurde die Bevölkerungswarnung wieder aufgehoben.

Die Feuerwehr führte Luftmessungen durch. Die Einsatzkräfte aus Anröchte bekamen Unterstützung aus Erwitte, Soest und Lippstadt sowie Warstein, Rüthen, Geseke, Werl und Paderborn. Zudem im Einsatz waren und sind der Kreis Soest, die Autobahnpolizei und der Rettungsdienst. Insgesamt rückten mehr als 120 Feuerwehrleute. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen glücklicherweise niemand.

Gegen 18.30 Uhr erklärte Feuerwehrsprecher Janis Peitz, dass die Polizei den Verkehr seit 17.20 Uhr von der Autobahn ableitet. „Der Abfluss stockt jedoch immer wieder, da Spezialkräfte auf die Autobahn auffahren müssen.“ Das Feuer ist seit etwa 16 Uhr unter Kontrolle. „Die Gebinde müssen jedoch weiterhin gekühlt werden, da sich im Auflieger noch Glutnester befinden. Ebenfalls seit 16 Uhr ist der Einsatzleitwagen 2 des Kreises Soest an der Einsatzstelle.“

Der Brand ist gelöscht. Die Bergung läuft.

Der Brand ist gelöscht. Die Bergung läuft. © Feuerwehr Anröchte/Rafael Schmidt

Peitz: „Da zunächst unklar war, wie lange der ABC-Einsatz andauern würde, lieferten die Feuerwehren aus Soest, Werl und Paderborn rund zwei Dutzend Chemikalienschutzanzüge zur Einsatzstelle. Mittlerweile konnte der ABC-Einsatz zurückgefahren werden, da bei den durchgeführten Messungen keine gefährlichen Stoffe mehr festgestellt wurden.“ Eine Spezialfirma aus Drensteinfurt ist inzwischen eingetroffen, um die Bergung mit Spezialgerät – darunter ein Bagger mit Überdruckkabine – durchzuführen.

Zur Versorgung der Einsatzkräfte haben das THW Soest und die DLRG Erwitte am Feuerwehrgerätehaus in Anröchte eine Verpflegungsstelle eingerichtet. Besonders die unter CSA und Atemschutz eingesetzten Kräfte können sich dort nach ihrem anstrengenden Einsatz erholen.

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