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Seit Monaten diskutieren Donald Trump und dessen Umfeld öffentlich eine mögliche Übernahme Grönlands. Doch auf der Insel regt sich Widerstand.
Update vom 28. März, 11.23 Uhr: US-Vizepräsident J.D. Vance reist heute gemeinsam mit seiner Ehefrau Usha nach Grönland. Der Besuch sorgt für Unmut bei der Regierung. „Nur zur Klarstellung: Die Regierung Grönlands hat keine Einladungen zu Besuchen ausgesprochen, weder zu privaten noch zu offiziellen“, sagte Premierminister Mute Egede im Vorfeld. Auch die Inselbevölkerung ist wenig begeistert. Ein herzlicher Empfang ist nicht zu erwarten. Jüngst protestierten Hunderte Menschen in Nuuk und anderen Orten gegen die USA. Auf einem großen Banner war die unmissverständliche Botschaft „Yankee, go home!“ zu lesen.

Die Menschen auf der weitgehend autonomen Insel Grönland halten nicht viel von den Plänen der Trump-Regierung. (Aufnahme vom 15. März) © Christian Klindt Soelbeck/AFPGrönland-Trip von Ehepaar Vance sorgt für Aufsehen
Erstmeldung: Nuuk/Washington, D.C. – Ein geplanter Grönland-Trip der Gattin des US-amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance sorgt seit Tagen in US-amerikanischen und internationalen Medien für einiges Aufsehen. Nach der Ankündigung ihres Mannes, sie begleiten zu wollen, hat nun ein Tourismus-Unternehmen vor Ort seine Einladung an Usha Vance öffentlich zurückgezogen. Die Begründung: die politische Aufgeladenheit des Besuchs und der Umstand, dass „Grönland den Grönländern“ gehöre. Darüber berichtete das US-Nachrichtenportal Newsweek.
So hieß es in einem Facebook-Post des Unternehmens Tupilak Travel, dass Anfang der Woche das US-Konsulat angerufen und einen möglichen Besuch von Usha Vance abgeklärt habe. Dies habe man zunächst bejaht, da „jeder bei uns willkommen“ sei, ergibt die maschinelle Überstzung eines im Original auf Grönländisch verfassten Posts des Tour-Anbieters, der verschiedenste Tagestouren für Reisende anbietet und in der Hauptstadt Nuuk auch einen Souvenirshop betreibt. Nach einiger Bedenkzeit hätte man sich jedoch umentschieden.
Kontroverse um Grönland-Pläne der USA: Geplanter Besuch von Usha Vance sorgt für Wirbel
Von Medien sowie etlichen Kritikerinnen und Kritikern wird die geplante Reise von Usha Vance schon seit längerem als problematisch betrachtet, da bereits zuvor Personen aus dem Trump-Umfeld vorgeworfen worden war, in Grönland Stimmung für einen Anschluss der Insel an die USA machen zu wollen. So war bereits Anfang Januar, noch vor der offiziellen Amtseinführung des US-Präsidenten, dessen Sohn Donald Trump jr. öffentlichkeitswirksam nach Grönland gereist. Mehrere Medien, darunter der britische Guardian berichteten im Anschluss, dass es sich bei den Männern mit Trump-Kappen, mit denen sich Trump jr. ablichten hatte lassen, angeblich um Obdachlose gehandelt haben soll.
Die Insel Grönland war über Jahrhunderte eine dänische Kolonie. Seit 1979 ist Grönland autonom, zählt offiziell aber nach wie vor zu Dänemark. US-Präsident Donald Trump argumentiert seit seiner Wiederwahl, dass ein Anschluss Grönlands an die USA aus militärstrategischer Sicht erstrebenswert wäre. Der US-Regierung wird von vielen Seiten allerdings auch ein Interesse an hier vorhandenen Rohstoffen unterstellt.
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Dazu passend hatte es auch zum geplanten Besuch von Usha Vance bereits Berichte gegeben, dass neben dem Vizepräsidenten selbst auch noch weitere Mitglieder des Trump-Kabinetts die Reise begleiten sollten. Unter den Namen, über die berichtet worden war, waren laut Newsweek der des Nationalen Sicherheitsberaters Mike Waltz sowie der von Energieminister Chris Wright. In einer aktuellen offiziellen Mitteilung dazu aus dem Weißen Haus vom Dienstag (25. März) wurde die Teilnahme der beiden an dem Besuch jedoch nicht mehr angekündigt.

Seit der Ankündigung von J.D. Vance seine Ehefrau Usha auf eine Grönland-Reise begleiten zu wollen, haben sich einige Pläne geändert. (Archivfoto) © Rebecca Droke/AFP
Dass der Vizepräsident seine Frau begleiten würde, hatte dieser auf ganz spezielle Art in einem Social-Media-Video angekündigt, in dem er sagte, dass er „ihr den ganzen Spaß nicht allein überlassen“ wolle, nachdem er ihre „Begeisterung“ über die Reiseplanung eine Weile beobachtet habe. Noch am Wochenende hatte es geheißen, Vance würde auf ihrer Grönland-Reise einige wichtige historische Stätten sowie das nationale Schlittenhunderennen Avannaata Qimussersu besuchen.
Geplanter Anschluss an die USA: Große Mehrheit von Grönlands Bevölkerung will Unabhängigkeit
Wie mehrere Medien, darunter die britische BBC, inzwischen berichten, sei der für mehrere Tage geplante Besuch inzwischen deutlich verkürzt worden und umfasse lediglich den Besuch der Pituffik Space Base – einem in den 1950ern angelegten Militärflugplatz der US-Streitkräfte, wo sie hier stationiertes US-Personal treffen würden. Grönländische Medien hatten laut BBC am Mittwoch berichtet, dass mehrere gepanzerte Fahrzeuge, die in Vorbereitung auf den Besuch der Second Lady nach Grönland gebracht worden seien, wieder zurück auf ein US-Militärflugzeug geladen worden seien.
Generell regt sich in Grönland vemehrt Widerstand gegen die Ambitionen der US-Regierung, sich Grönland zu Eigen zu machen, indem sie die Insel etwa der früheren dänischen Kolonialmacht abkaufen wolle. Laut Newsweek hätten in einer Umfrage im Januar 85 Prozent der befragten Grönlander angegeben, nicht Teil der USA und damit zu US-Bürgerinnen und -Bürgern werden zu wollen. (saka)