Fan-Chaos in Lausanne hätte zu Spielabbruch führen können: Die Chronologie der Ereignisse

Dürfen Sie ins Stadion oder nicht? Und wo dürfen sie hin? Zuerst rein und dann doch wieder raus. Die Situation rund um die 400 mitgereisten FCL-Fans führte in Lausanne zu einigem Chaos.

Der FC Luzern gewinnt gegen Lausanne klar mit 4:1. Auf dem Platz wird mit dem Debüt von Bung Hua Freimann, der den Assist zum ersten Karrieretor seines Bruders Bung Meng Freimann beisteuert, eine Geschichte geschrieben, wie sie wohl nur der Fussball schreiben kann. Und trotzdem waren es nicht nur die sportlichen Ereignisse, die am Sonntag im Waadtland für Schlagzeilen sorgten. Auch bei den Fans war einiges los.

Doch von vorne: Was war eigentlich passiert? Die Waadtländer Behörden hatten wegen Ausschreitungen nach dem Derby zwischen Lausanne und Servette Anfang März den Ticketverkauf in allen Lausanner Heimsektoren untersagt. Dies geschah gestützt auf Stufe 3 des Kaskadenmodells. Doch Lausanne-Sport ging noch einen Schritt weiter und verkaufte für die Partie gegen den FCL auch keine Tickets im Gästesektor – weder online noch am Sonntag vor Ort. Somit waren am Sonntag einzig Saisonkarteninhaber und Personen, die ihre Tickets bereits vor der Sperrung gekauft hatten, im Stadion.

Der Gästesektor blieb zwischen Lausanne und Luzern leer – obwohl die Polizei diesen öffnen liess.
Der Gästesektor blieb zwischen Lausanne und Luzern leer – obwohl die Polizei diesen öffnen liess.

Bild: Martin Meienberger / Freshfocus (Lausanne, 30. 3. 2025)

Das sorgte sowohl beim FC Luzern als auch bei dessen Anhängern für Kritik. Als Reaktion reisten trotz gesperrtem Gästesektor rund 400 Luzerner Anhänger mit dem öffentlichen Verkehr nach Lausanne und begaben sich vor das Stade de la Tuilière. «Eigentlich wollten sich die Fans bereits vor dem Spiel mit uns treffen und uns anfeuern, doch aus sicherheitstechnischen Gründen war das nicht möglich», erzählte FCL-Trainer Mario Frick nach der Partie.

Es drohte der Spielabbruch

Als die Fans dann vor dem Stadion waren, hätten sie laut Angaben von Benoît Jeanmonod, Mediensprecher von Lausanne-Sport, ins Stadion dürfen. Die Waadtländer Polizei habe angeordnet, dass der Gästesektor für die FCL-Fans geöffnet werde. Doch aus Solidarität mit den Anhängern von Lausanne und als Zeichen gegen Kollektivstrafen blieben die Luzerner während der ersten Halbzeit draussen und verfolgten das Spielgeschehen auf ihren Smartphones.

Zur Halbzeitpause betraten dann die Luzerner Fans zuerst den Gästesektor. Im Stadion zündeten sie Petarden und versprayten Fassaden. Durch ein offenes Tor im Gästesektor begaben sich die Fans zudem in den angrenzenden Sektor auf der Gegentribüne. Für die Polizei war dies aus Sicherheitsgründen nicht erwünscht, wie Jeanmonod nach dem Spiel ausführte. Deshalb ertönte im Stadion die Durchsage, dass die FCL-Fans in den Gästesektor zurückkehren sollen. Andernfalls werde das Spiel nicht wieder angepfiffen – es drohte ein Spielabbruch.

Die FCL Fans begaben sich zur Halbzeitpause auf die Gegentribüne.
Die FCL Fans begaben sich zur Halbzeitpause auf die Gegentribüne.

Bild: Laurent Gilliéron / Keystone (Lausanne, 30. 3. 2025)

Um das Geschehen auf der Tribüne zu deeskalieren, suchten die Spieler Pius Dorn und Stefan Knezevic gemeinsam mit Coach Mario Frick das Gespräch mit den Fans. Unter anderem dank der Intervention der FCL-Akteure verliessen die Anhänger danach die Gegentribüne, gingen zurück in den Gästesektor und danach geschlossen aus dem Stadion. Somit waren auch in der zweiten Halbzeit, die aufgrund der Diskussionen mit rund 15 Minuten Verspätung angepfiffen wurde, keine FCL-Fans mehr im Stadion.

Spieler jubeln mit den Fans vor dem Stadion

Was dann nach dem Spiel folgte, sorgte für einiges an Erstaunen. Zuerst applaudierte die Mannschaft dem leeren Gästeblock zu. Danach ging die gesamte Luzerner Mannschaft, abzüglich Bung Meng und Bung Hua Freimann, die Interviews gaben, via Gästesektor vor das Stadion. Dort feierten die Spieler den Sieg mit den Fans.

Absurd: Die FCL-Spieler jubeln dem leeren Gästesektor zu. Im Hintergrund sieht man den leeren Sektor der Lausanne-Fans.
Absurd: Die FCL-Spieler jubeln dem leeren Gästesektor zu. Im Hintergrund sieht man den leeren Sektor der Lausanne-Fans.

Bild: Martin Meienberger / Freshfocus (Lausanne, 30. 3. 2025)

«Wir haben dies den Fans in der Halbzeit bei den Gesprächen als Gegenleistung angeboten», erklärte Frick das Geschehen. Wie es zudem aus Fankreisen hiess, verlief die Rückkehr zum Bahnhof ohne Zwischenfälle. Bezüglich des Kaskadenmodells und dessen Anwendung dürfte aber auch nach diesem Sonntag weiterhin einiges an Diskussionsbedarf bestehen.