Lange rechnet damit, dass die EU bei einem Scheitern der Verhandlungen zunächst Zölle auf weitere US-Waren wie hochwertige Markenkleidung, Agrarprodukte und Fensterrahmen erheben wird. Zölle auf Computer oder Smartphones aus den USA seien aber erst “die nächste oder übernächste Eskalationsstufe”. Die EU-Kommission achte darauf, nur Produkte zu belasten, für die es Alternativen in Europa gebe, um die heimischen Verbraucher nicht zu sehr zu belasten, so Lange.

Welches Kalkül die US-Regierung mit ihrer Zollpolitik letztlich verfolgt, ist unklar. Der Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, behauptete jüngst, allein die Autozölle würden den USA umgerechnet mehr als 92 Milliarden Euro einbringen. Über die nächsten zehn Jahre würden die Zölle gar mehr als 5,5 Billionen Euro Staatseinnahmen generieren. Mit den bisher verhängten oder angedrohten Zöllen lassen sich die Zahlen allerdings nicht erreichen. Die Angaben von Navarro könnten also schon eine Drohung mit weiteren gewaltigen Strafzöllen sein.

Dabei dürfte der Handelskrieg schon jetzt große Schäden anrichten, und das auf beiden Seiten des Atlantiks. Denn gezahlt werden die Strafzölle letztlich von den Verbrauchern – oder eben nicht, wenn diese nämlich wegen des hohen Preises zum Beispiel vom Kauf eines Autos absehen.

Wegen der Zölle verteuert sich für die Hersteller auch die Produktion, weil eingespielte Lieferketten teurer werden oder neu organisiert werden müssen. An den Börsen hat die undurchsichtige Zollpolitik der US-Regierung schon zu starken Kursverlusten geführt. Ob die EU eine weitere Eskalation des Handelskriegs noch verhindern kann, scheint angesichts der Entschlossenheit von Donald Trump aber fraglich.