marktbericht

Stand: 03.04.2025 07:43 Uhr

Die Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump dürften am deutschen Aktienmarkt tiefe Spuren hinterlassen. Auch in Japan kam es bereits zu massiven Kursverlusten.

Der Broker IG rechnet vor dem XETRA-Auftakt mit einem Kursabschlag im DAX von 1,9 Prozent auf 21.963 Punkte. Damit dürfte der Leitindex wieder unter die 22.000-Punkte und auf ein Tief seit Mitte Februar rutschen. Gestern hatte bereits die Erwartung neuer US-Zölle den DAX ins Minus gedrückt, er notierte zum Handelsschluss 0,7 Prozent tiefer bei 22.390 Punkten.

Die US-Regierung führt neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus allen Ländern ein. Für viele Staaten sollen je nach Handelsdefizit deutlich höhere Strafabgaben greifen. Auf Einfuhren aus Deutschland und anderen Staaten der Europäischen Union in die USA sind demnach neue Zölle in Höhe von 20 Prozent vorgesehen.

Vom Freihandel bleibe nicht mehr viel übrig, kommentierte der Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Seiner Einschätzung nach wird dieses Vorgehen weltweit Wachstum kosten. Noch scheinen zwar Verhandlungen und Deals möglich. Ob, wie schnell und mit welchen Zugeständnissen diese aber gelten könnten, sei zum jetzigen Zeitpunkt vollkommen offen.

Die Zollankündigungen Trumps dürften Folgen haben für die US-Geldpolitik. US-Notenbankerin Adriana Kugler plädiert auch mit Blick auf die von der Zollpolitik ausgehenden Inflationsgefahren für eine Zinspause. Die Fortschritte der US-Notenbank Federal Reserve in Richtung ihres Inflationsziels von zwei Prozent hätten sich in jüngster Zeit überdies verlangsamt und könnten ins Stocken geraten sein. Dies sei ein Grund, die Zinsen auf dem aktuellen Stand konstant zu halten.

Die von Trump aufgebauten Handelshürden könnten nach Ansicht von Fachleuten in den USA für steigende Preise sorgen, da sich viele Importprodukte wie etwa Holz, Autos oder Halbleiter verteuern dürften. Diese Sorge hat unter Investoren bereits Rezessionsängste aufkommen lassen und führte mit dazu, dass die Inflationserwartungen der Verbraucher nach oben gingen.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich gestern mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 42.225 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,7 Prozent auf 5.670 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 0,9 Prozent auf 17.601 Stellen an.

Die aktuellen US-Futures deuten nach den Ankündigungen Trumps allerdings kräftige Kursverluste an. Der Future des Nasdaq 100 signalisiert derzeit ein Minus von mehr als drei Prozent.

In Asien flüchteten sich Anleger in Anleihen und Gold. Der Technologiesektor wurde mit neuen Zöllen von über 30 Prozent auf Produktionsstandorte in China und Taiwan überrollt, sodass sich die neuen Abgaben auf 54 Prozent auf Importe aus China summieren. “Der effektive US-Zollsatz auf alle Importe dürfte den höchsten Stand seit über einem Jahrhundert erreichen”, sagte Ben Wiltshire, Global Rate Trading Strategist bei Citi.

In Tokio gab der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 2,9 Prozent auf 34.673 Punkte nach und der breiter gefasste Topix notierte 3,3 Prozent niedriger bei 2.562 Zählern. Die Börse Shanghai blieb fast unverändert bei 3.346 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,4 Prozent auf 3.867 Punkte.

China forderte die USA auf, ihre neuesten Zölle unverzüglich aufzuheben und kündigt Gegenmaßnahmen an. “China lehnt dies entschieden ab und wird Gegenmaßnahmen ergreifen, um seine eigenen Rechte und Interessen zu schützen”, so das chinesische Handelsministerium in einer Erklärung. Der Schritt der USA missachte den Interessenausgleich, der in multilateralen Handelsverhandlungen im Laufe der Jahre erreicht worden sei.

Der Goldpreis erreicht nach der Zollankündigung ein Rekordhoch. Der Preis für eine Feinunze steigt zunächst auf 3.157,23 Dollar. “Die Vergeltungszölle sind deutlich aggressiver als erwartet”, sagt der unabhängige Metallhändler Tai Wong. “Die Aussichten für Gold sind hier hervorragend, mit 3.200 Dollar als neuem kurzfristigen Ziel.”

Siemens kauft zum zweiten Mal binnen weniger Monate eine Softwarefirma aus den USA und will damit sein Geschäft mit Automatisierungstechnik stärken. Der Münchner Technologiekonzern zahlt 5,1 Milliarden Dollar für Dotmatics, eine auf Software für die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln spezialisierte Firma aus Boston, wie Siemens am Abend mitteilte.

Dotmatics gehört bisher dem Finanzinvestor Insight Partners und erwartet im laufenden Jahr mit rund 800 Mitarbeitern und 14.000 Kunden einen Umsatz von 310 Millionen Dollar – bei einer operativen Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von mehr als 40 Prozent.

Nintendo bringt seine neue Konsole Switch 2 am 5. Juni auf den Markt. Der Preis soll bei rund 470 Euro liegen, wie der japanische Spielehersteller in einem “Nintendo Direct” genannten Werbestream ankündigte. Die Switch ist das wichtigste Produkt für Nintendo. Darauf veröffentlicht das Unternehmen exklusiv seine neuen Spiele, etwa die Reihen “Pokémon”, “Animal Crossing” und alles, was zum “Super Mario”-Franchise gehört. Nur für mobile Plattformen gibt es spezielle Ableger.

Der US-Autobauer Ford Motor will ab heute offenbar Preisnachlässe für mehrere Modelle ankündigen. Dies erklärten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters und beriefen sich auf den guten Lagerbestand des Unternehmens. Das Programm werde den Namen “Von Amerika für Amerika” tragen. Ford selbst lehnte eine Stellungnahme zu dem Thema ab. Der Automobilhersteller stellt 80 Prozent seiner in den USA verkauften Fahrzeuge im Inland her und ist damit besser vor den Zöllen von US-Präsident Donald Trump geschützt als einige seiner Konkurrenten.