Die Migrationskrise in Deutschland – aus der Sicht Griechenlands ist das Problem hausgemacht!
Die Regierung in Athen zerlegt in einem Geheim-Papier (Titel: „Koalitionsvertrag der Regierungsparteien – Deutschland als Pull-Faktor“) die Asylpolitik der Ampel und schaut mit Argus-Augen auf die Migrationspläne von Union und SPD, die in den laufenden Koalitionsverhandlungen nach und nach an Kontur gewinnen.
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In dem Text (liegt BILD vor) wird Deutschland als Flucht-Magnet beschrieben und als wichtigster „Pull Faktor“ für die illegale Migration nach Europa verantwortlich gemacht.
DAS steht im Griechen-Dokument
▶︎ Die Ampelregierung sei sich bei ihrem Amtsantritt im Herbst 2021 schnell einig gewesen, „dass Migration völlig normal ist und es keinen Grund zur Sorge gibt“.
▶︎ Und: „Sie erklärten Deutschland zu einem ‚modernen Einwanderungsland‘. Im November 2022 machte Innenministerin Faeser vor dem Deutschen Bundestag klar, dass sie keine große Migrationskrise sehe. Sie sagte: ‚Wir werden auch in Zukunft viele Nationalitäten aufnehmen‘.“
Quelle: WELT01.04.2025
Die Ampel habe versprochen, das „Zurückdrängen und Leiden der Menschen an den europäischen Außengrenzen zu beenden“, habe gefordert, dass „die Asylanträge aller in der EU ankommenden Menschen geprüft werden müssen“, und sich dafür ausgesprochen, das „Mandat von Frontex zu ändern, damit diese auch als Rettungsdienst fungieren kann.“
Familiennachzug als Pull-Faktor
Danach listet das Griechen-Papier weitere Gründe für Deutschland als Flucht-Magnet auf:
▶︎ Es gebe „keine Einschränkungen bei der Familienzusammenführung“ mehr. Das habe in den Jahren 2023 und 2024 zu einer Rekordzunahme an Familien-Visa geführt. Ganz konkret: „131.000 im Jahr 2023, 64.000 in der ersten Hälfte des Jahres 2024“.
▶︎ Ein weiterer wichtiger Pull-Faktor laut Griechenland: Es gäbe in Deutschland automatisch eine „Aufenthaltserlaubnis für alle, die 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen sind.“ Und: Alle, die den Titel erhalten haben, „holen ihre Familien nach vier bis sechs Jahren nach“.
In den Jahren 2023 und 2024 wurden 195.000 Familien-Visa ausgestellt
Foto: picture alliance / Swen Pförtner/dpa
▶︎ Als letzten großen Punkt nennt das Griechen-Papier die „Staatsbürgerschaft“: Sie werde unter der Ampel bereits „nach fünf beziehungsweise drei Jahren erteilt, wenn sie nachgezogen sind“. Es gäbe jetzt zudem eine „automatische Staatsbürgerschaft für in Deutschland geborene Kinder“, wenn ein Elternteil seit fünf Jahren im Land sei. Das habe 2023 zu einer „Rekordzahl von Einbürgerungen“ in Deutschland geführt: „200.100, im Vergleich zu 68.500 im Jahr 2022.“
Auf BILD-Nachfrage legt ein ranghohes griechisches Regierungsmitglied (will anonym bleiben) mit Kritik nach: „Die Deutschen schieben die Schuld für die illegale Migration auf alle, nur nicht auf sich selbst, aber eigentlich sind sie an dem ganzen Schlamassel schuld.“
Lesbos 2020: Auf den griechischen Inseln leben rund 15.000 Flüchtlinge – circa die Hälfte von ihnen in dem provisorischen Camp Kara Tepe
Foto: picture alliance / NurPhoto
Jetzt warte Griechenland auf die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD. Danach werde sich zeigen, „ob Deutschland wirklich aufhören will, ein Pull-Faktor zu sein“.
Woher stammt das Geheim-Papier? Das Papier stammt von der griechischen Politikerin Sofia Voultepsi (68), die bis Mitte März 2025 Vize-Migrationsministerin war. Sie verfasste das Papier für den neuen EU-Kommissar für Inneres und Migration Magnus Brunner (52). Brunner war im Januar 2025 zu Besuch in Griechenland. Danach erhielt er das Papier.