Trump setzt Zollhammer vorerst aus – was jetzt für Länder wie die Schweiz gilt

Chaos in Washington. Kaum sind die hohen amerikanischen Strafzölle in Kraft, verringert Präsident Donald Trump sie bereits wieder. Warum diese Kehrtwende?

Trump gibt auf seiner Plattform Truth Social an, dass er die meisten Zölle für 90 Tage pausieren will.
Trump gibt auf seiner Plattform Truth Social an, dass er die meisten Zölle für 90 Tage pausieren will.

Bild: AP

Donald Trump knickt — ein bisschen — ein. Am Mittwoch verkündete der amerikanische Präsident, dass er Importe aus Ländern wie der Schweiz vorerst nicht mit übertrieben hohen Strafzöllen belegen werde. Vielmehr gilt während voraussichtlich 90 Tagen ein «universeller» Zuschlag von 10 Prozent. Die grosse Ausnahme: Importe aus China. Die will Trump nun mit einem Zusatzzoll von 125 Prozent belegen.

Der Schritt des Präsidenten kam völlig überraschend, in einer umständlich formulierten Stellungnahme auf seinem Internetdienst Truth Social. Selbst der Handelsbeauftragte der amerikanischen Regierung, Jamieson Greer, hatte keine Ahnung. Er habe auch erst vor einigen Minuten von der Pause erfahren, sagte der verdutzt wirkende Greer einem demokratischen Abgeordneten während einer Anhörung im Repräsentantenhaus.

Based on the lack of respect that China has shown to the World’s Markets, I am hereby raising the Tariff charged to China by the United States of America to 125%, effective immediately. At some point, hopefully in the near future, China will realize that the days of ripping off…

— Donald J. Trump Posts From His Truth Social (@TrumpDailyPosts) April 9, 2025

Die offizielle Begründung für die Kehrtwende von Trump lautet: Mehr als 75 Staaten hätten in den vergangenen Tagen beim Weissen Haus angeklopft und um Verhandlungen über die bilateralen Handelsbeziehungen mit den USA gebeten. (Zuletzt hatte am Mittwochmorgen die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter mit dem amerikanischen Präsidenten telefoniert.) Und diese Länder hätten allesamt auf Gegenmassnahmen verzichtet und damit seinen Ratschlag befolgt, schrieb Trump.

Das stimmt so zwar nicht, kündigte die EU doch Vergeltung für die neuen Zölle an. Aber kein anderer Handelspartner der USA reagierte derart heftig wie China. Peking belegte amerikanische Importe umgehend mit einem Strafzoll von 84 Prozent.

Er wolle nun einen «Deal» mit allen Ländern abschliessen, sagte Trump später im Weissen Haus. «Noch ist aber nichts vorbei.» Die USA steckten derzeit in einer Übergangsphase. Das Ende aber werde grossartig sein.

«Bleibt cool», sagte der Präsident, bevor er seine Coolness verlor

In die gleiche Kerbe schlug auch seine Sprecherin Karoline Leavitt während einer spontanen Pressekonferenz im Weissen Haus: Sie sagte den versammelten Medienschaffenden, es sei ihnen einmal mehr entgangen, wie begabt Trump sei. «Die ganze Welt ruft die Vereinigten Staaten von Amerika an und nicht China, weil sie auf unseren Markt angewiesen ist», sagte Leavitt.

Leavitt: Many of you in the media clearly missed the art of the deal and clearly failed to see what president trump is doing here. pic.twitter.com/X9QAUjMeeM

— Acyn (@Acyn) April 9, 2025

Das ist wohl nur die halbe Wahrheit, hatte Trump doch nur wenige Stunden vor seiner Kehrtwende Durchhalteparolen ausgegeben und die Investoren aufgerufen, von den billigeren Aktienkursen zu profitieren. «Bleibt cool», rief er den verunsicherten Amerikanerinnen und Amerikanern zu.

Die amerikanischen Finanzmärkte reagierten umgehend positiv auf die Stellungnahme von Trump. An den Börsen legten die Leitindizes zwischenzeitlich in einem zweistelligen Prozentbereich zu. Umgekehrt sank die Rendite auf US-Staatspapieren; damit wird es für die Regierung billiger, neue Schulden aufzunehmen.

Finanzminister Scott Bessent beteuerte allerdings, dass Trumps Kehrtwende keine Reaktion auf die Finanzmärkte sei. Vielmehr benötigten die «massgeschneiderten» Verhandlungen mit den amerikanischen Handelspartnern einige Zeit, weil Trump in sämtliche Gespräche «persönlich» involviert sein werde. Sein Chef, der amerikanische Präsident, hatte zuvor das Gegenteil gesagt, als er auf die negative Reaktion der Börsen angesprochen worden war. «Man muss flexibel sein», sagte Trump.

Dazu gehört: Trump kündigte am Mittwoch an, dass er «instinktiv» einige Firmen von den Strafzöllen ausnehmen könnte. Namen nannte er keine. Zuvor hatte der Präsident immer wieder beteuert, es werde keine Ausnahmen geben.

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