“Mama, bitte lern Deutsch” – In seinem ersten Buch geht der Influencer Tahsim Durgun hart mit seiner Mutter ins Gericht.

by ContactDenied

40 comments
  1. Drei(!) Popups, was für eine Drecksseite..
    Sorry, völlig OT, aber musste mal raus.

  2. Es ist der Abend vor Tahsim Durguns 16. Geburtstag, da kracht es zwischen ihm und seiner Mutter. “Mama! Jetzt lern endlich Deutsch!”, schreit Durgun und wirft einen Porzellanteller auf den Küchenboden der Plattenbauwohnung. Warum zur Hölle muss er seiner Mutter immer noch Rezepte ins Kurdische übersetzen, nach zwanzig Jahren in Deutschland?

    Aus diesem Wutausbruch ist nun, 13 Jahre später, ein Buch entstanden. Mama, bitte lern Deutsch! lautet der Titel von Tahsim Durguns essayistischem Debüt.

  3. Ok. Ok. Noch nie von dem Mann gehört, könnte interessant sein das zu lesen.

    Aber worauf ich eigentlich eingehen möchte ist ein Absatz

    >Und das, obwohl Durgun sich bemüht: Im christlichen Religionsunterricht lässt er sich als Erster die Füße von der Lehrerin waschen,

    WAS ZUM FICK? Was hat den so eine scheiße mit Unterricht zu tun? Nicht mal im fucking Schwimmunterricht hat ein/e Lehrer/in einem Kind die fucking Füße zu waschen.

    Bin ich hysterisch? Halten das Leute für normal? Das wäre sofortiger Grund mit Obst und Eiern zu werfen für mich.

    Religions-“Unterricht”. Pffft.

  4. Wie der Titel vermuten lässt, ist Mama, bitte lern Deutsch! primär eine Anklage des eigenen Herkunftsmilieus: Durgun schreibt gegen die Tendenz migrantischer Communitys, unter sich zu bleiben.

    Parallelgesellschaft, Integration, all diese Begriffe fallen bei Durgun nicht. Sein Essay ist eine Aneinanderreihung von Anekdoten, die ebenso schlagfertig klingen wie seine Instagram-Clips: “Die Ehe meiner Eltern ist wie Carmen Geiss – erschreckend laut und trotzdem liebevoll.”

    Auf solche Jokes folgen jedoch immer wieder Passagen, in denen er mit seiner Mutter auf verstörend harte Weise ins Gericht geht. Seine ganze Jugend über habe sie ihn und seine Sprachkenntnisse ausgenutzt, ihn Behördenbriefe, Arztdiagnosen, Kochrezepte übersetzen lassen, bis heute – und versäume so die Chance, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu werden. “Denn ganz ehrlich: Um an einer Gesellschaft teilhaben zu können, ist Lesen und Schreiben das Mindeste.”

    Damit greift Durgun einen beliebten Talking Point von Konservativen und Rechten auf: die integrationsunwillige, die deutsche Sprache auch nach Jahrzehnten nicht beherrschende Migrantin. “Ich gebe zu, der vorige Absatz hätte auch ein Auszug aus dem Protokoll des letzten Sommerfestes der AfD-Jugend sein können”, kommentiert Durgun das lakonisch.

  5. >Auf solche Jokes folgen jedoch immer wieder Passagen, in denen er mit seiner Mutter auf verstörend harte Weise ins Gericht geht. Seine ganze Jugend über habe sie ihn und seine Sprachkenntnisse ausgenutzt, ihn Behördenbriefe, Arztdiagnosen, Kochrezepte übersetzen lassen, bis heute – und versäume so die Chance, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu werden. “Denn ganz ehrlich: Um an einer Gesellschaft teilhaben zu können, ist Lesen und Schreiben das Mindeste.”

    >(…)

    >Passagen wie diese lassen die Leserin ratlos zurück: Spielen solcherlei Erzählungen nicht den Falschen in die Karten, auch wenn sie humoristisch aufgeschrieben sind? Dass seine ambivalenten Beobachtungen der migrantischen Community instrumentalisiert werden können, ist für Durgun offensichtlich jedoch kein Grund, sie nicht zu veröffentlichen. 

    Genau diese problemscheue Denkweise ist es, die rechtsradikale Bewegungen – nicht nur in Deutschland, sondern eigentlich überall – den Nährboden lässt, um Wurzeln zu schlagen. Niemanden, der sich ausserhalb dieser realitätsfremden Gedankenblasen bewegt, lassen “solche Passagen … ratlos zurück”. Es ist unbestreitbar, dass es überall in Europa Probleme mit mangelnder Integration gibt – ob das Deutschland mit Flüchtlingen aus dem Nahen Osten ist, Frankreich mit den Nachkommen seiner afrikanischen Kolonien, oder Grossbritannien mit den “asiatischen” Communities.

    Aber weil man sich das schönredet – oder besser, schönschweigt – ist man dann brüskiert, schockiert und ein bisschen entrüstet, wenn ausgerechnet “jemand aus der Community” diese Probleme mal anzusprechen wagt und damit gleichzeitig ein handfestes Gegenbeispiel zum rechtsradikalen Ausländer-Allgemeinbild liefert.

    Das soll jetzt alles auch nicht alle Schuld auf die migrantische Community abschieben – im Gegenteil, die europäischen Länder tragen eine grosse Mitschuld daran, dass die Integration nicht klappt. Es kann schlichtweg nicht sein, dass man zwanzig Jahre in einem Land verbringt, ohne der (einzigen!) Amtssprache mächtig zu sein.

  6. Ein sehr warmherzig formulierter Artikel. Die Komplexität einer Integrationsdebatte, auf der einen Seite Jahrzehnte der Stigmatisierung und Fremdenfeindlichkeit durch die Mehrheitsgesellschaft, auf der anderen Seite migrantische Communities, die sich abkapseln. Werde mir das Buch wohl kaufen. Vielen Dank für den Tipp

  7. Naja, was heißt rechte Talking Points? Um an einer Gesellschaft teilzuhaben ist Sprache (und das ist eben die Landessprache in der Regel) essenziell. Nonverbal funktionier es unter Kindern vielleicht noch gut, aber später wird’s halt schwierig.
    Ich habe Tashims Buch jetzt nicht gelesen, aber ich kann schon nachvollziehen, warum Kinder von Migranten da einen gewissen Groll hegen, auch den Eltern gegenüber, die nicht unterstützen (konnten?). Migration ist ein komplexes Thema und wenn jemand über seine Vergangenheit berichtet, spielt da eben auch viel Frust mit rein. Auf allen Ebenen. Wir müssen davon wegkommen, dass man seine Eltern nicht auch mal anklagen darf.

  8. Ich kenne den Mann nicht, aber wenn nachdem was ich so lese ist das eine gute Beleuchtung eines der Facetten der Integration.

    Obwohl ich das nicht verstehen kann:

    “Damit greift Durgun einen beliebten Talking Point von Konservativen und Rechten auf: die integrationsunwillige, die deutsche Sprache auch nach Jahrzehnten nicht beherrschende Migrantin.”

    Erm ja, absolut. Aber es ist halt seine Erfahrung. Er selbst hatte so eine Mutter und er kennt sicher auch ein paar, bei denen es ähnlich war. Sind wir so weit in unserer “alle Migranten mit 100% Verständnis entgegenbringen” Bubble, dass wir nicht zugeben können, dass es solche Menschen gibt? Natürlich gibt es die. Gibt es auch Deutsche im Ausland, die dasselbe tun? Natürlich gibt es die. Weil wir alle Menschen sind.

    Und er erwähnt ja auch den Punkt: “Wer “Migras” dauerhaft das Gefühl gebe, nicht dazuzugehören, solle sich nicht wundern, wenn sie sich zurückziehen.”

    Die Verallgemeinerung ist das Problem, nicht, dass es solche Menschen nicht gibt.

    Ich persönlich könnte nie in einem Land leben in der ich nicht wenigstens sprachliche Grundkenntnisse habe.

  9. schon ein paar mal im feed geseh absoult gut integritert und sein Wurzel behalt aber recht hat. Wenn man hier über 20 teiweilse länger Wohnt und auch hier bleiben eill dann sollt deutsch lernen doch recht einfach sein.

  10. Moin bin ebenfalls Migrantenkind, ich bin der Meinung das die Integration nicht vollkommen ist in Deutschland meiner Meinung nach heißt Integration in Deutschland das man die Sprache einigermaßen lernt und dann direkt arbeiten gehen kann, soziale Strukturen die Migranten auch in die Gesellschaft mit eingliedern sind mäßig mir würde z.b Schule einfallen das wärs auch ,die Integration für Migranten im erwachsenen Alter ist umso schwieriger. Die einzigen Berührungspunkte von meinen Eltern mit einheimischen ist die Arbeit.

    Ich finde das ist auch ein Armutszeugnis für unseren Staat das ich nach 25 Jahren der Einbürgerung immer noch Dolmetscher spielen muss, weil verstehen kann man die ja das reicht doch (Sarkasmus)

    Ich möchte keinesfalls die Schuld alleinig dem Staat geben, da es ja auch mit Eigenverantwortung zu tuen hat aber ich habe mittlerweile die Ansicht Integration in Deutschland funktioniert nur mit Assimilierung.

  11. Tashim ist ein Guter! Der Artikel beleuchtet auch viel mehr diese negativen Aspekte mit seiner Mutter. In seinen Instagram/TikTok Videos sieht man aber dass er das Thema sehr wohl aus allen Perspektiven betrachtet und über alle Faktoren spricht die dazu führen dass Menschen kein Deutsch lernen.

    Milleubildung wird da genannt, aber genauso auch die riesige Herausforderung die Migration in ein neues Land und Kindererziehung im Kontrast zur eigenen kulturellen Identität so mit sich bringt.

    Ich hoffe dass das Buch nicht völlig missverstanden wird.

  12. Als Migrantenkind kenne ich das zu Genüge. Mein Onkel kann auch nach 30 Jahren in Deutschland immer noch nicht alle Dokumente verstehen.

    Das wichtigste Vehikel ist Arbeit. Meine anderen Onkel und Tanten, die irgendwo in kleineren Orten schon früh arbeiten mussten um ein dauerhaftes Bleiberecht zu erhalten, haben sehr schnell deutsch gelernt und sich sehr gut integriert. Sie waren aber auch in Orten mit mehrheitlich deutscher Bevölkerung.
    Die Verwandten die auf den Baustellen gearbeitet haben, haben kaum deutsch gelernt. Warum auch, auf der Baustelle kommt man mit der heimischen Sprache super aus. Da spricht selten jemand überhaupt deutsch.
    Hausfrauen aus dem Verwandtenkreis hat es am schlimmsten erwischt: Da werden nur heimische Serien geschaut über Satellit, die Freundinnen sind alle aus dem gleichen Land und mit den Kindern wird in der Muttersprache gesprochen. Da kann man auch schon mal nach 20 Jahren nur das Nötigste auf Deutsch sagen.

  13. Ich verstehe nicht wie man ihn so falsch verstehen kann.
    Verfolgt man ihn, sieht man die Beziehung zwischen ihm und seiner Mutter. Wahrlich schöne Einblick, zwischen liebevoll, neckend und ehrlich. Und genauso habe ich sein Buch verstanden.
    Das Sprache/Verstanden werden hilfreich, gar essenziell für Teilhabe an der Gesellschaft ist, und das es ihn belastet wenn er die fehlende Teilhabe auffangen muss, sollte doch mehr als nachvollziehbar sein.

  14. Ich fand überhaupt nicht, dass er hart mit ihr ins Gericht geht. Wäre das meine Mutter, wäre ich noch viel verärgerter als er.

  15. Migrantenkind hier. Stimme absolut zu. Als Sohn war ich viel zu oft Übersetzer für Dinge die ich nicht verstanden hatte. Ich war definitiv nicht fähig mit acht Jahren zwischen meinem Vater und einem Anwalt zu dolmetschen.

  16. Das Meta-Problem dieser ganzen Diskussion ist doch das völlig unterkomplexe Opfer-Narrativ, das sich politisch quer durch die Debatten zieht.

    Wer ist denn bitte diese Mehrheitsgesellschaft eigentlich? 50% Frauen fallen ja schon mal raus, weil Frauen, dann nochmal so 10-15% Migras unter den Männern, dann noch so 10% nicht-Heteros, dann noch Männer mit Behinderungen, chronischen Krankheiten und co. Am Ende bleiben so 10-15% weiße Männer ohne “Opfermerkmale” übrig, die für alles verantwortlich sein sollen.

    Das eigentliche Problem ist, dass alle nur noch Opfer sein wollen und mit dem Finger auf alle anderen zeigen. Was nicht bedeutet, dass es nicht massiven Rassismus, Sexismus und co gibt, aber das lösen wir nicht, indem wir die Verantwortung “den anderen” zuschieben.

  17. Ich habe das Buch hier. Darin wird eben aufgezeigt, dass Integration multiperspektivisch ist und strukturell Bedingungen geschaffen werden müssen, damit Menschen mit realistischen Chancen ankommen können. Stattdessen wird ihnen mit Ausgrenzung begegnet und es wird es ihnen noch einmal zusätzlich schwer gemacht.

    Ein Zitat aus dem Buch: “MAMA, ES REICHT – BITTE LERN DEUTSCH!!!” […] Erleichterung und Scham machten sich zeitgleich in mir breit. Es fühlte sich an, als hätte ich etwas ausgesprochen, was schon lange in mir gebrodelt hatte. […] Die Erleichterung verflog aber ganz schnell, und die Scham nahm überhand, als ich bemerkte, wie die Augen meiner Mutter glasig wurden und glitzerten. […] “Von wem denn, mein Sohn? Wer hätte mir Deutsch beibringen sollen?”, fragte sie leise. […] Ich war doch immer nur hier. Alleine mit euch. […] Wenn ihr morgens wach werdet, ist Baba schon längst auf der Arbeit. Ihr geht zur Schule, und ich gehe putzen. Dann komme ich nach Hause und bin hier alleine… […] Also sag mir, mein Sohn: Wer hätte mir Deutsch beibringen sollen? Etwa dieser Tisch hier? […] Es gab Tage, an denen […] ich mehr Zeit mit diesem Tisch verbracht habe als mit einem Menschen. […] Der Tisch war immer hier, aber ich konnte nichts von ihm lernen. […] Das Alleinsein ist nicht das Problem, mein Sohn. Deine Mutter ist gut darin. Die einzigen Freunde der Kurden sind die Berge. Diese Wohnung, dieser Block ist mein Berg. Er gibt mir Schutz, aber kann mir kein Deutsch beibringen. […] Und wenn ich es dann versucht habe…rauszugehen, mit Deutschen zu reden. Sie wollten mich nicht […] Ich habe alles versucht, mein Sohn. Bin zu euren Schulfesten gegangen, habe Leute im Bus für Gespräche angesprochen. Ich habe sogar in der Kirche ausgeholfen. Da haben die mich gefragt, ob ich ihre Putzfrau werden möchte. […] Ach, und uch bin sogar jedes Jahr wieder zu Deutschkursen gegangen. Ich war öfter da als die dumme Lehrerin, die angeblich jedes Mal krank war. Wenn ich zum Kursabschluss aber mal Börek mitgebracht habe, dann war sie da.”

  18. Verstehe das Problem nicht deutsch zu lernen, wenn man hier wohnt. Meine Großeltern sind auch hierhin migriert und haben perfekt deutsch gelernt.

  19. Krankenpflegerin hier: Ich kann Tahsim da voll verstehen.
    Wie oft ich auf den Stationen Migranten habe, die vor 40-60 Jahren nach DE gekommen sind und kein einziges Wort Deutsch können. Erstaunlicherweise fast immer die Frauen.
    Das wird halt dann ein absolutes Problem, wenn diese Menschen alleine im KH sind, weil nunmal 24h Besuch nicht geht. Kommunikation ist fast nie möglich.

  20. Es sollte Konsens sein, die Sprache des Landes zu erlernen, in dem man seinen Lebensmittelpunkt wählt.
    Ganz gleich aus welchem Land man kommt und ganz gleich in welchem Land man Leben möchte.

    Tahsims Beispiel kenne ich allzu oft.
    Gut integrierte Kinder und Enkel müssen für ihre Eltern und Großeltern dolmetschen.
    Schuld hieran sind in den Fällen, die ich persönlich kenne, nicht mangelnde Angebote in der Vergangenheit, sondern sehr oft der Unwille sich zu engagieren.
    Bestehende Parallelgesellschaften oder Kinder/Enkel helfen, somit besteht kein Zwang sich selbst zu engagieren.

    Hier sollte imho zukünftig besonderer Augenmerk darauf gelegt werden.
    Völlig losgelöst von irgendwelchen politischen rechts-links Debatten.
    Es erwartet niemand die vollständige Assimilation, aber die
    sprachliche Integration sollte verpflichtend werden.

  21. Mir kommt es so vor, als wird die Ausgangslage und der soziale Aufstieg, der mit Migration für einige einhergeht, vergessen. Aus der Sichtweise reicht der Aufstieg in diesem Rahmen aus, um ein angenehmes Leben zu führen, weil das Leben davor schlechter, komplizierter, anders war. Da sind die Ansprüche an einen selbst und die Umwelt für ein komfortables Leben vielleicht bereits erfüllt.

  22. Ich habe selber türkische Wurzeln und möchte jetzt mal etwas sagen, was mir schon länger auf der Zunge liegt: Können “Biodeutsche” aufhören, Migranten oder Deutschen mit Migrationshintergrund zu diktieren, wie man das Thema Integration richtig einzuordnen hat? Das ist lowkey sehr sehr fremdenfeindlich.

  23. Wenn seine Mutter das lesen könnte, wäre sie jetzt stinksauer!

  24. Absoluter L-Take der Zeit. Statt dieses Thema unter vorgehaltener Hand zu besprechen und den Kindern migrantischer Eltern ihre Erlebnisse anzusprechen ist das doch eine absolut gute Grundlage um eine vernünftige Integration zu fördern. Sprachkurse sollten deutlich ausgebaut werden und ohne große Hürden wahrnehmbar sein. Sobald die Sprache gelernt wird, kommt die Integration von ganz alleine. Sobald man die Landessprache beherrscht, kann man auch viel einfacher sich in den Arbeitsmarkt integrieren und so seinen beitrag leisten.

    ich finde hier wird die komplett falsche Sichtweise genommen um irgendwie zu verhindern mangelnde Integration zu kritisieren.

  25. Kann weder zu dem Influencer noch dem Buch etwas sagen, aber die Videowerbung dazu war richtig gut. Ganz am Ende, wo die rechtsradikale Berichterstattunge aus dem Fernseher drönt und rumdrucksend er seiner Mutter nicht sagen will, was da gerade gesprochen wird….richtig gut gemacht.

  26. Ich bin ehrlich: bin selber Migrant und mag Tahsim außerhalb seiner Werbedinge. Mega lustig. Hab das Buch gelesen und es ist echt sehr enttäuschend. Seine abgefahrene Sprache in seinen Videos spiegelt sich gar nicht wieder im Text. Kaum schöne sprachliche Bilder und Szenen in die ich mich wirklich reinfühle, obwohl ich alles auch aus dem eigenen Leben kenne. Die Dialoge sind sehr lustig stellenweise aber ansonsten das inhaltliche haben bereits mehrere Autoren vor ihm geschrieben (Ogette, Hasters, Aydemir, Kurt). Es ist am Ende des Tages ein influencer Buch, sehr leichte Hürde, einfach zu lesen und für eine Generation mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne mit 180 ertragbar.

    Zum Artikel: sehe ich komplett anders. Wenn es um die Mutter geht ist er enorm differenziert.
    Aber wie gesagt – nichts neues.

  27. Bin auch ein Migrantenkind und kann es gut nachvollziehen. Muss immernoch mit ~30 Jahren sämtliche Briefe meiner Mutter übersetzen. Ich hasse die überladene deutsche Bürokratie, und wenn ich das für mich, meine Mutter und meinen kleinen Bruder (Schulangelegenheiten usw.) mache, frustriert mich das enorm. Meine Mutter spricht nach 30+ Jahren hierlebend immernoch sehr schlechtes deutsch, weil wir sehr lange in unserer Sprachbubble verbracht hatten. Jetzt arbeitet Sie bei einem deutschsprachigen AG und lernt allmählich die Sprache.

  28. Komisch wie eine kritische Auseinandersetzung mit Migration hier mit “rechten Talkingpoints” gleichgesetzt wird. Man kann kritisch gegenueber mangelnder Integration sein (von Seiten des Staates und den Migranten) ohne dabei rechts zu sein. Viel mehr unterstuetzt dass doch auch linke Ansichten dass wir eben an Integration arbeiten muessen.

    Ich habe mit vielen aelteren Menschen gearbeitet und hatte oft Kundschaft, die ihre Kinder mitgebracht hat um zu uebersetzen. Viele lebten auch schon ewig in Deutschland und konnten kein Deustch. Manche konnten auch gar nicht lesen und schreiben. Ich denke das liegt eher an mangelnden Angeboten aber auch an der Scham die viele empfinden die dann nach Jahren natuerlich immer groesser wird.

    Das direkt in rechts/ links aufzuteilen ist so ein modernes Internet Phaenomen vor allem wenn man dann einem Migranten vorwirft, rechte Punkte zu uebernehmen. Man kann sich kritisch mit sowas auseinandersetzen ohne direkt in Extremen und Schubladen zu denken. Zu sagen Integration koennte besser sein und dass auch die Migranten selbst in der Pflicht sind, Angebote wahrzunehmen ist was voellig anderes als “Auslaender raus” aber weil manche einfach Twitterbrain haben scheint eine nuancierte Diskussion da fast unmoeglich zu sein.

  29. “Verstörend” ist nur die Reaktion der Person die den Artikel geschrieben hat. Pauline Graf hat wohl keine ausländischen Freunde. Denn diese Erfahrung die Tahsim macht gehört zum Leben der 2. Generationen dazu. Und diese braucht keine deutsche Gatekeeper um zu verstehen was richtig oder falsch ist. 

  30. Als jemand der aus einer Migranten Familie kommt, fühle ich die Gedanken sehr. Ich finde es sind nicht mal rechte Talking Points darüber zu reden.

    Ich empfinde mich größtenteils als Links und habe linke politische Ansicht seit einer langen Zeit. Jedoch müssen wir uns auch vor Augen führen, dass Integration keine Einbahnstraße ist. Mein Vater ist seit über 35 Jahren in Deutschland und kann sehr gebrochen Deutsch. Es reicht evtl. um sich zu verständigen, jedoch wird jeder Brief an mich weitergeleitet. Bis heute mache ich seine Arbeitsschulungen und Unterweisungen, die er nicht mit Google Übersetzer versteht.

    Als Ausrede wird oft benutzt, dass man ja mehrere Kinder hatte und nicht die Zeit hatte, in Sprachkurse zu gehen. Jedoch erklärt es nicht, dass man sich nur in einheitlichen ethnischen / nationalen Kreisen bewegt hat und nie außerhalb der eigenen Blase sich umgeschaut hat.

    Sich zu weigern eine Sprache zu lernen ist nur ein Teil des Problem, da es oftmals aus anekdotischer Sicht auch eine kulturelle oder gar politische Weigerung zu allem gibt, was nicht deren Weltbild entspricht.

    Ich werde nicht verneinen, dass sie nicht auf Ablehnung getroffen sind, oder es nicht schwer hatten in einem fremden Land anzukommen und zu überleben, aber wenn dieses Problem seit über 30 Jahren besteht und sich nichts daran geändert hat, ist man selbst das Problem.

    Es hört aber auch nicht bei der Sprache auf. Ich habe einen türkischen Nachbarn (kurz vor der 60), der perfekt Deutsch kann. Nachdem ich Ihn auf der Straße getroffen habe, wie er mit einem anderen Nachbarn von der Wohngegend nett und unterhaltsam geplaudert hat. Nachdem die das Gespräch beendet hatten, drehte er sich zu uns um und sagte auf türkisch, dass man “diesen hinterlistigen Deutschen nicht trauen kann”. Das zeigte mir, dass es auch in einigen Bereichen solcher Menschen, die auch perfekt integriert wirken, auch eine aggressive Ablehnung zu seinem “anderen” Umfeld gibt, auch wenn man beinahe selbst identisch mit der Umgebung ist.

    Natürlich sind das Anekdoten meiner Erlebnisse und Beobachtungen, aber ich habe solches Verhalten so oft gesehen, dass es sich manchmal wie ein System anfühlt.

    Ich bin immernoch dafür, dass wir Familien und Menschen wie Tahsim Durgun brauchen und willkommen heißen sollten. Jedoch müssen wir uns aber auch manchmal den unangenehmen Fragen stellen und überlegen, wie wir das Problem beheben können, ohne solche Leute mit Samthandschuhen anzugehen.

  31. Glückwunsch an die ZEIT. Das ist der schlechteste Journalismus des Tages. Es war nicht leicht sich gegen die Konkurrenz aus dem Springer Verlag, aber endlich ist es ihnen gelungen.

    Wie man derart weit am Inhalt des Buchs vorbeischreiben kann, ist mir ein Rätsel. Es wirkt fast so, als hätte der Autor lediglich andere Rezensionen gelesen oder eine Zusammenfassung statt das ganze Buch.

  32. Vor vielen Jahren hatte ich eine Person im näheren Umfeld, die zwar in Deutschland geboren wurde und aufgewachsen ist, aber erst mit sechs Jahren so wirklich angefangen hat, die hiesige Sprache zu lernen. Im ersten Moment hätte man ihr das gar nicht angemerkt, doch wenn man sich länger unterhalten hat, waren einige unüblichen Fehler von ihr zu vernehmen, besonders, wenn es um Präpositionen, Konjugationen und Artikel ging.

    Grund dafür war, dass man sich einfach nicht gut genug darum bemüht hatte, ihr die Sprache richtig beizubringen. Zu Hause wurde quasi immer die Muttersprache der Eltern oder, lustigerweise, sehr gutes Englisch gesprochen, jedoch quasi kein Deutsch. Auch im Erwachsenenalter musste jeder formale Text von mir überflogen und korrigiert werden, weil die Defizite auch da noch existierten. Mit ChatGPT und Konsorten mag es mittlerweile vielleicht besser laufen, aber was ich damit sagen möchte:

    Wenn man zu Hause gar kein Deutsch spricht, kann das schlechte Auswirkungen auf die sprachliche Entwicklung des Kindes haben, die man später nur schwer wieder korrigieren kann.

  33. Verstehe das total

    Ich bin heilfroh, dass meine Mutter mich da rausgeholt hat. Wir sibd migriert, wir lebten anfangs in armen, migrantischen, Vierteln.

    Ich würde heute einen russisch-arabisch-türkisch beeinflussten Slang als Erstsprache reden, hätte sie nicht aktiv daran gearbeitet, das zu verhindern.

    Genauso haben wir die Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft erfahren.

  34. Verstehe das total

    Ich bin heilfroh, dass meine Mutter mich da rausgeholt hat. Wir sibd migriert, wir lebten anfangs in armen, migrantischen, Vierteln.

    Ich würde heute einen russisch-arabisch-türkisch beeinflussten Slang als Erstsprache reden, hätte sie nicht aktiv daran gearbeitet, das zu verhindern.

    Genauso haben wir die Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft erfahren

    Ich dolmetsche auch noch für meinen Opa.

  35. Das eckt jetzt vielleicht bei vielen an, aber ich habe da einige Gedanken dazu. Ich habe in 2 Ländern über 10 Jahre gelebt und bin in einem anderen Land geboren, habe dort auch Familie und bin teilweise verwurzelt.

    Das Wort Patriotismus ist zu geladen, aber es hilft ungemein, wenn die heimische Bevölkerung einen gewissen Nationalstolz nach außen trägt. Das führt dazu, dass die hinzukommenden Bevölkerungsgruppen motivierter sind, sich der neuen Identität anzupassen. Viele deutsche haben das auch, es ist jedoch sehr tief versteckt. Ich glaube, wenn man den Rechten das Monopol des Patriotismus entreißen könnte, wären viel mehr Menschen motivierter ‘deutscher’ zu werden.

  36. Migrantenkinder haben es wirklich sehr viel schwerer wenn die Eltern kein deutsch lernen.

    Statt jetzt allerdings die alte Leier wieder runterzubeten von mehr Integrationsangeboten, Sprachkursen, etc., würde ich hier auf ein zentrales Thema was in der Diskussion eigentlich kaum angesprochen wird hinweisen.

    Das soziale Leben in Deutschland ist immer weiter am verkommen, insbesondere durch Digitalisierung und Algorithmisierung von Unterhaltung und Kontakten.
    Wieso sollte ein erwachsener Migrant (gutes) deutsch lernen, wenn er sich nur mit anderen Migranten aus dem selben Herkunftsland zum Abhängen zu Hause oder saufen oder Shisha trifft? Wo gibt es die offenen Veranstaltungen die wirklich gut besucht werden und auch gegenüber einzelnen Personen einladend sind und wo man mit fremden (für Migranten speziell Deutschen) ins Gespräch kommt ohne dass es komisch ist oder nur bei zwei Sätzen bleibt? Mir fällt zumindest spontan gerade keine ein, außer Festen, bei denen man aber auch oft einfach in der eigenen Gruppe bleibt und nicht wirklich einzelne Personen ansprechen.

    Besonders wichtig finde ich das, weil es nicht nur für Migranten eine sehr positive Sache wäre, sondern auch für all die vereinsamenden Deutschen. Solche Veranstaltungen und sogenannte “Third Places” oder gesellschaftliche Orte zu denen man einfach hingehen kann ohne etwas zahlen zu müssen sind das, worauf sich die Politik, besonders die kommunale, meiner Meinung nach fokussieren sollte.

  37. Migrantenkinder haben es wirklich sehr viel schwerer wenn die Eltern kein deutsch lernen.

    Statt jetzt allerdings die alte Leier wieder runterzubeten von mehr Integrationsangeboten, Sprachkursen, etc., würde ich hier auf ein zentrales Thema was in der Diskussion eigentlich kaum angesprochen wird hinweisen.

    Das soziale Leben in Deutschland ist immer weiter am verkommen, insbesondere durch Digitalisierung und Algorithmisierung von Unterhaltung und Kontakten.
    Wieso sollte ein erwachsener Migrant (gutes) deutsch lernen, wenn er sich nur mit anderen Migranten aus dem selben Herkunftsland zum Abhängen zu Hause oder saufen oder Shisha trifft? Wo gibt es die offenen Veranstaltungen die wirklich gut besucht werden und auch gegenüber einzelnen Personen einladend sind und wo man mit fremden (für Migranten speziell Deutschen) ins Gespräch kommt ohne dass es komisch ist oder nur bei zwei Sätzen bleibt? Mir fällt zumindest spontan gerade keine ein, außer Festen, bei denen man aber auch oft einfach in der eigenen Gruppe bleibt und nicht wirklich einzelne Personen ansprechen.

    Besonders wichtig finde ich das, weil es nicht nur für Migranten eine sehr positive Sache wäre, sondern auch für all die vereinsamenden Deutschen. Solche Veranstaltungen und sogenannte “Third Places” oder gesellschaftliche Orte zu denen man einfach hingehen kann ohne etwas zahlen zu müssen sind das, worauf sich die Politik, besonders die kommunale, meiner Meinung nach fokussieren sollte.

  38. Also ich hab das Buch gelesen und würde das alles sehr anders interpretieren… in dem Buch ist sehr viel Liebe für seine Mutter verpackt, aber auch viel Frust, der sich nicht direkt gegen sie richtet, sondern eher gegen die Umstände, die dazu geführt haben, dass sie nicht richtig Deutsch lernen konnte/wollte. Sowieso ist die Art, wie in der Familie miteinander umgegangen wird, von viel Ironie und Sarkasmus geprägt, doch wenn es drauf ankommt, hält man zusammen… wenn man lediglich Kritik an der migrantischen bzw. insbesondere der kurdisch/jesidischen Community sieht, sollte man das Buch eventuell nochmal etwas aufmerksamer lesen…

Comments are closed.