„Brandneu und geölt“ soll das Sturmgewehr aus China sein, das Kiews Soldaten angeblich in der Nähe von Toretsk im Osten der Ukraine sichergestellt haben. So schreibt es der estnische Blogger WarTranslated auf Bluesky. Er verweist auf einen ukrainischen YouTuber, der sich in Videos mit Waffen beschäftigt und offenbar auch eins über das Gewehr aufgenommen hat. Dabei soll es sich um den Typ 56-1 handeln, eine seit den 1950ern produzierte chinesische Kopie der sowjetischen Kalaschnikow. 

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China stellt sich als neutrale Partei in dem Konflikt dar und behauptet, weder Kiew noch Moskau mit Waffen zu beliefern. Doch die Wirtschaftsmacht, von der Russland ökonomisch abhängig ist, gilt schon lange als heimlicher Unterstützer der russischen Invasion in der Ukraine. Schickt das Land nun auch ganz offen Waffen an die russische Armee? Militärexperte Gustav Gressel hält einen Fund des chinesischen Sturmgewehres für plausibel, wie er dem Tagesspiegel mitteilte. Dass die Waffe direkt aus China kommt, sei jedoch nicht sicher. 

„Die chinesische Kopie der Kalaschnikow ist weltweit extrem weit verbreitet und wurde in diverse Kriegsgebiete exportiert. Auch Nordkorea erhielt diese Waffe. Russland könnte sie also auch von dort, den Huthi oder anderen Verbündeten bezogen haben.“

Gustav C. Gressel ist Experte für Osteuropa, Sicherheitspolitik und Militärstrategien. Er arbeitet an der Landesverteidigungsakademie in Wien, der Ausbildungs- und Forschungsstätte des Österreichischen Bundesheeres.

Fest steht: Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Ton gegenüber China verschärft. Vor Journalisten in Kiew warf er Peking Waffenlieferungen an Russland vor. Zwar sprach er nicht von chinesischen Sturmgewehren, jedoch von „Schießpulver und Artillerie“. Bald darauf legte das ukrainische Außenministerium nach.

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Ukraine bestellt Chinas Botschafter ein

Am Dienstag wurde bekannt, dass Kiew Pekings Botschafter einbestellt hat – wegen des Vorwurfs einer möglichen Verwicklung Chinas in den russischen Angriffskrieg. Bei dieser Gelegenheit sollen den Chinesen von den ukrainischen Geheimdiensten „Beweise“ weitergeleitet worden seien, worin auch immer diese bestehen.

Auch die öffentlichkeitswirksame Gefangennahme zweier Chinesen, die offenbar als Söldner aufseiten der russischen Armee kämpften, zeigt: Die Ukraine will der Welt beweisen, dass China eine Konfliktpartei ist – ähnlich wie Nordkorea, das Russland mit Tausenden Soldaten und mit Waffen hilft. „Mehrere hundert“ Chinesen würden für Russland in der Ukraine kämpfen, behauptete Selenskyj. China wies diese Äußerungen als „unverantwortlich“ zurück. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete allerdings nicht nur über chinesische Söldner – sondern auch über Offiziere aus Pekings Armee, die demnach zu Studienzwecken in Frontnähe waren.

China tarnt Lieferungen

So bröckelt das Bild des neutralen Chinas mehr und mehr. Aus Angst vor westlichen Sanktionen war es bisher sehr bedacht darauf, die Unterstützung Russland zu verschleiern, so Gressel. Demnach wurden nur chemische Vorprodukte, Maschinen und Computerchips für die russische Waffenproduktion geschickt. In diesem Zusammenhang ist immer wieder von sogenannten Dual-Use-Gütern die Rede. Das sind Produkte wie eben Chips, die sowohl für zivile, als auch militärische Zwecke genutzt werden können. China gebe aber an, die Teile ausschließlich an zivile Firmen zu liefern, erklärt Gressel.

Worin besteht Chinas größeres Kalkül in Bezug auf den Ukrainekrieg? Russland soll nicht verlieren und der Westen soll in der Ukraine gebunden werden, um seine Ressourcen zu erschöpfen, meint Gressel. „Gleichzeitig versucht sich China gelegentlich als Friedensstifter darzustellen und den Ausbruch des Krieges der amerikanischen Politik in die Schuhe zu schieben. Unter Chinas Schutzschirm, so die verdeckte Botschaft, passiere das anderen Staaten nicht.“

Lesen Sie außerdem Schmerzhafte Zugeständnisse von Kiew nötig Das steht im „finalen“ Friedensplan der USA für die Ukraine „Beide werden dann große Geschäfte machen“ Trump hofft auf Deal zwischen Russland und Ukraine „in dieser Woche“ „Er war sehr gerührt“ Putin schenkt Trump heroisches Portrait – so sieht es aus

So taktierte China zumindest bisher. Doch nun bringt US-Präsident Donald Trump alles durcheinander. Mit seinen hohen Zöllen könnte er die chinesische Wirtschaft zur Entkopplung zwingen, meint Gressel. Entsprechend werde Europa als möglicher Alternativmarkt interessanter – und China teste jetzt, wie weit es gehen kann. Eine offene Frage sei, wie stark die Europäer wirklich hinter der Ukraine stehen. Würden sie unabhängig von den USA Sanktionen gegen China verhängen?

Für Europa ergibt sich also eine Chance – jetzt, wo die USA als Unterstützer auszufallen drohen, wenn Kiew die harten Zugeständnisse in Trumps Friedensplan nicht akzeptiert. Je einiger und deutlicher sich Europa hinter die Ukraine stellt, umso mehr könnte China gezwungen werden, sein zunehmend offensichtliches Bündnis mit Russland zu überdenken. (mit dpa/AFP)