Kein Talkformat im deutschsprachigen Raum hatte eine längere Haltbarkeit als die ORF-Sendung von Barbara Karlich. Sie verschob auch die Grenzen dessen, was man öffentlich und ohne Scham kundtun konnte.
Barbara Karlich muss sich von ihrer Show verabschieden. Wohl weil man beim ORF sparen will, und sicherlich auch, weil die Quoten heute mit 108.000 Schaulustigen längst nicht mehr an die einstigen Erfolge anschließen können. Das lineare Fernsehen tut sich schwer, leicht angestaubte Talksendungen noch mehr. Was man dem Format nicht zutrauen würde, ist sein – wenn auch sporadischer – Erfolg auf TikTok. Schnipsel der Show gingen dort schon viral, einem weiblichen Gast haben sie gar eine waschechte Influencer-Karriere beschert. Sie bot einem Fitnesscoach zumindest zwanzig Sekunden lang so beherzt Contra, dass ihr die Sequenz eine halbe Million Klicks brachte. Wie? Indem sie losprustete, als er selbstbewusst seinen Standpunkt verkündete: Burschen sollten viele Mädels haben, vice versa keinesfalls. Eine Zeit lang stellte sie sich als „Theresa aus der Barbara-Karlich-Show“ vor – und wurde damit populär. Kontrazyklisch, könnte man sagen. Das Diskussionsformat mag in voller Länge nicht mehr funktioniert haben, die pointierten Konflikte in Kürzestform taugen aber fürs Netz.