Dafür wertete das Forschungsteam paläontologische Studien zu Fossilfunden von Palaeoloxodon antiquus aus. Sie ermittelten mithilfe von Klimamodellen, in welchem Klima und in welcher Landschaft diese Waldelefanten-Exemplare einst lebten. Daraus erstellten sie ein ökologisches Profil, das sie mit Klima und Landschaftsveränderungen in der Zeit seit dem Aussterben dieser Elefantenart abglichen.
Überleben trotz Eiszeit und Waldverlust
Das Ergebnis: Die letzte Eiszeit war nicht schuld am Aussterben der europäischen Waldelefanten. „Die Klimabedingungen während des Höhepunkts der letzten Eiszeit zwangen die Elefanten zwar dazu, sich in den Mittelmeerraum zurückzuziehen. Sie beeinträchtigten aber nicht sein Überleben in Europa“, berichten Gaiser und ihre Kollegen. Selbst in den kältesten Phasen der letzten 45.000 Jahre wäre es demnach für diese Giganten des Pleistozäns an den europäischen Mittelmeerküsten und in der Türkei noch warm genug gewesen.
Heute für den Waldelefanten geeignete Regionen in Europa. Je intensiver das Grün, desto günstiger. Schwarze Punkt zeigen Fossilfunde von Palaeoloxodon antiquus an.© Gaiser et al./ Universität Bayreuth
Und auch die Landschaften waren eigentlich für ein Überleben der Waldelefanten geeignet: „Der deutsche Name ,Waldelefant‘ entstammt der Annahme, dass diese Art bevorzugt in den bewaldeten Regionen Europas lebte“, sagt Seniorautor Manuel Steinbauer von der Universität Bayreuth. „Fossilfunde zeigen jedoch, dass Palaeoloxodon antiquus oft in offenen oder halboffenen Habitaten mit mosaikartiger Vegetation lebte, ähnlich wie moderne Elefanten.“ Daher wären die lichteren Landschaften der Eiszeit für die Waldelefanten eigentlich kein Aussterbegrund gewesen.
Das bedeutet: Theoretisch könnten die Waldelefanten sogar noch heute in Europa leben. „Ein großer Teil der Gebiete, in denen dieser Elefant einst verbreitet war, wäre bis heute klimatisch für diese Spezies geeignet“, erklären Gaiser und ihr Team. Vor allem in Mittel- und Westeuropa würden sich diese Elefanten heute durchaus wohlfühlen.
Bejagung gab den Eiszeitriesen den Rest
Warum aber sind diese einst prägenden Großsäuger Europas dann ausgestorben? Nach Ansicht von Gaiser und ihren Kollegen spricht einiges dafür, dass der Mensch die entscheidende Rolle spielte. Die intensive Bejagung der Waldelefanten und anderer Großsäuger durch unsere eiszeitlichen Vorfahren, kombiniert mit dem geschrumpften Verbreitungsgebiet, führte vermutlich zur Ausrottung der europäischen Elefanten.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die europäische Tierwelt heute noch Vertreter der Megafauna umfassen würde, wenn diese nicht durch den Menschen ausgerottet worden wären“, schreiben die Forschenden. Sie vermuten, dass dies nicht nur für den Waldelefanten, sondern vielleicht auch für andere Großsäuger des Eiszeitalters gelten könnte. (Frontiers of Biogeography, 2025; doi: 10.21425/fob.18.135081)
Quelle: Universität Bayreuth
28. April 2025
– Nadja Podbregar