Das holen jetzt – mit einem Augenzwinkern – zwei Tools im Internet nach. Sie nennen sich jeweils “Kardinal-O-Mat” und bieten Wahlhilfe fürs eigene Konklave: mit ein paar Klicks zum Wunsch-Papst!

Wie funktioniert das?

Vorbild dafür ist der “Wahl-O-Mat”, der sich inzwischen bei Landtags- und Bundestagswahlen zur Meinungsbildung etabliert hat. Nach dem gleichen Prinzip können beim Kardinal-O-Mat eigene Überzeugungen mit den Haltungen verschiedener Kardinäle abgeglichen werden.

Die Nutzer können einer These zustimmen, sie ablehnen, überspringen oder sich neutral dazu verhalten – wie zum Beispiel zur Aussage “Geschiedene und Wiederverheiratete sollten in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden”. Zum Schluss wird die eigene Haltung mit den Positionen der Kardinäle abgeglichen – und nach Grad der Übereinstimmung aufgeschlüsselt.

Wer steckt dahinter?

Die Idee dazu hatten unabhängig voneinander ein Student aus der Schweiz und ein Webentwickler aus Niedersachsen.

Luca Naudszus aus Zürich hat die Seite kardinalomat.de programmiert. Bereits während der Krankheit von Papst Franziskus habe er sich die Domain gesichert und mit der Umsetzung begonnen, sagte der 26-Jährige auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Als jungen Katholiken interessiere es ihn, wer als “papabili” – also als Papstanwärter – gehandelt werde. Deshalb habe er nach Infos zu den Kardinälen gesucht.
Tim Kneisel aus Braunschweig registrierte die Seite kardinal-o-mat.de. Das berichtet das Portal “Kirche und Leben”. Er sagte dem Medium aus Münster auf Anfrage, sein Kardinal-O-Mat sei ein “kleiner Gag” für Freunde gewesen. Er selbst sei Atheist und habe “von keinem einzigen dieser Kardinäle” vorher je gehört. Das Portal “katholisch.de” schreibt, er habe die Seite am Todestag des Papstes innerhalb von vier Stunden “zusammengebastelt”.

Von wem werden die Kardinäle eingeschätzt?

Beide Anwendungen nutzen als Informationsquelle die Internetseite “College of Cardinals Report”. Sie geht auf eine Initiative der konservativen US-Verlagsgesellschaft Sophia Institute Press zurück, die dem Pontifikat von Franziskus kritisch gegenüber steht – nicht nur, wenn es um eine Öffnung der Kirche gegenüber sexuellen Minderheiten geht.

Die Seite bündelt Informationen zum aktuellen Kardinalskollegium, sortierbar etwa nach Alter oder Herkunft. Auffällig ist, für welche Themen die Seite die Haltung verschiedener Kardinäle vergleicht. Dazu gehören unter anderem: Frauendiakonat, Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, Zölibat, Klimawandel und “Pillenverbot”. Auch das deutsche Reformprojekt “Synodaler Weg” ist dabei. Der Umgang mit sexualisierter Gewalt hingegen fehlt beispielsweise.

Wie unterscheiden sich die Kardinal-O-Mat-Tools?

Kardinalomat.de vergleicht mehr Kandidaten. Naudszus sagt, er habe viele der Fakten auf der Seite an anderer Stelle überprüft. “Aber natürlich merkt man, dass die Seite aus der traditionalistischen Ecke kommt.” Er hat in seinem Kardinal-O-Mat zwei Themen noch ergänzt: Kirchenschließungen und Impfempfehlungen während der Corona-Pandemie sowie den Dialog mit dem Islam.

Die Macher des “College of Cardinals Report” nennen auf Basis ihrer Kriterien 22 – vornehmlich konservative – Kandidaten für das Papstamt. Während kardinal-o-mat.de es genau bei diesen Papabili belässt, hat Naudszus für seine Anwendung weiter recherchiert. “Deren Auswahl der Kardinäle ist problematisch.” Er hat deshalb noch etwa zwei Dutzend andere Kardinäle ergänzt. Weitere sollen noch dazu kommen.

Wie ordenen die Macher ihre Tools ein?

Beide Macher sehen ihre Kardinal-O-Maten mit Humor. Kneisel stellt seiner Anwendung folgenden Hinweis voran: “Der Kardinal-O-Mat ist keine Wahlempfehlung. Die Chancen stehen ohnehin nicht sehr gut, dass Sie wahlberechtigt sind.” Und Naudszus schreibt zu Beginn: “Der Kardinal-O-Mat ist zwar keine Wahlempfehlung, aber empfiehl ihn gerne allen Kardinälen, die Du kennst ;)”.