Der Abstieg ist besiegelt. Die Eishockey-Nationalmannschaft hat bei den Weltmeisterschaften in der türkischen Metropole Istanbul den Klassenerhalt verpasst. Die Gegner, aber auch das eigene Vermögen haben das Team vor Probleme gestellt. Die größten Herausforderungen? „Zu gewinnen“, scherzt Kapitän Colm Cannon zunächst, wird dann aber ernst: „Uns hat die mentale Stärke gefehlt und auch das Tempo, um mit der Konkurrenz mitzuhalten.“

So konnte das Team von Trainer Christer Eriksson aus fünf Spielen nur einen Sieg verbuchen. Drei Punkte und das eindeutig schlechteste Torverhältnis (10:29) verwiesen Luxemburg auf den letzten Tabellenplatz der Division III A. „Wir haben nicht das erreicht, was wir uns erhofft hatten“, wird der Coach deutlich, gibt allerdings zu bedenken, dass erstmals auch viele unerfahrene Spieler im Kader standen.

Die Erfahrung und die Abgezocktheit, die es gebraucht hätte, waren nicht da.

Colm Cannon

Kapitän

„Es ist ein junges Team“, pflichtet Cannon bei. „Die Erfahrung und die Abgezocktheit, die es gebraucht hätte, waren nicht da“, meint der Routinier. Als Kapitän sieht er sich in der Verantwortung, mit seinen Teamkollegen daran zu arbeiten. „Ich rede mit ihnen und versuche, ihnen zu helfen.“ So ist man bestrebt, die jungen Spieler in den nächsten Jahren weiter aufzubauen.

Eine Ambition, die in der Vergangenheit nicht immer vorhanden war. „Es gab mehrere Spieler, die lange Zeit in der Nationalmannschaft aktiv waren. Da war die Tür für die jungen Spieler zu“, erzählt Eriksson. So sei eine ganze Generation nie richtig eingebunden gewesen, was zu einer Lücke im Mannschaftsgefüge geführt hat.

Christer Eriksson plant in Zukunft mit den jungen Spielern. Foto: Alexander Daleiden/LW-Archiv

Neben dem Eis ist der teilweise große Altersunterschied aber nur bedingt zu spüren. „Wir haben ein gutes Verhältnis innerhalb der Mannschaft“, findet Cannon, der mit seinen 38 Jahren der älteste ist. „Ich fühle mich alt, wenn ich die Jungs reden höre“, gesteht der Kapitän lachend und meint: „Sie sind näher an dem Alter meines Sohnes als an meinem.“ In manchen Situationen merkt er, wie verschieden die gemachten Erfahrungen sind.

Ausnahmezustand

Auf ein gemeinsames Erlebnis am vergangenen Mittwoch hätten Cannon und Co. gerne verzichtet. Mittags erschütterte ein Erdbeben die Stadt. Das Team hatte spielfrei und war zu diesem Zeitpunkt größtenteils in Istanbul unterwegs. „Ein paar von uns waren in der Nähe der Sultan-Ahmed-Moschee, als wir es gespürt haben“, berichtet Cannon und versucht sich an einer Beschreibung des Gefühls. „Es war, als ob eine U-Bahn direkt unter deinen Füßen fährt.“

Viele Menschen haben Zelte auf den Grünflächen in der Stadt aufgestellt, weil sie Angst hatten, drinnen zu schlafen.

Christer Eriksson

Nationaltrainer

Folgen für die Mannschaft oder das Turnier hatte das Erdbeben keine. „Ich denke nicht, dass überhaupt darüber nachgedacht wurde, die WM abzubrechen“, so der Kapitän. Die allgemeine Stimmung in der Umgebung habe sich nach dem Beben jedoch verändert. „Viele Menschen haben Zelte auf den Grünflächen in der Stadt aufgestellt, weil sie Angst hatten, drinnen zu schlafen“, erzählt Eriksson von seinen Beobachtungen.

Im Gegensatz zu den Einwohnern, schien es so, als ob das Team den Schreck schnell verdaut hatte. Am darauffolgenden Tag sind die Luxemburger gut ins dritte Spiel gestartet. Gegen den Kontrahenten aus Turkmenistan lagen sie nach Ende des zweiten Drittels knapp vorne, konnten ihre Leistung im letzten Spielabschnitt aber nicht bestätigen. „Wir sind zehn Minuten lang komplett zusammengebrochen und haben ein Tor nach dem anderen bekommen“, erinnert sich Cannon.

Colm Cannon war Luxemburgs bester Scorer. Foto: IIHF

Dass sie ihr Potenzial nicht konstant über 60 Minuten abrufen konnte, hat die Mannschaft womöglich den Verbleib in Gruppe A der Division III gekostet. „Wir haben in jedem Spiel mindestens 40 Minuten lang gut gespielt. Wir müssen versuchen, das über die komplette Spieldauer zu schaffen“, nennt der Stürmer den Anspruch.

Für den Trainer müssen sich in Zukunft noch weitere Dinge ändern. „Wir müssen besser vorbereitet sein. Sowohl individuell und physisch als auch technisch und taktisch.“ So habe das Großherzogtum im Gegensatz zu anderen Teilnehmern zwar ein sehr ausgeglichenes Team, aber keinen Unterschiedsspieler.

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Auch die begrenzten Möglichkeiten in Bezug auf verfügbare Eishallen, Spieler und Trainer sind in Erikssons Augen ein entscheidender Faktor in Sachen Konkurrenzfähigkeit. Der 61-Jährige wolle nicht nach Ausreden für den Abstieg suchen, ist aber der Meinung, dass „viele Länder mehr finanzielle Unterstützung erhalten“.

Dadurch ergeben sich unterschiedliche Voraussetzungen. Cannon bleibt trotzdem optimistisch. „Dieses Jahr sind wir eine Klasse abgerutscht. Hoffentlich können wir nächstes Mal wieder aufsteigen.“