Nicht nur unter den Parteien, auch in der Luxemburger Bevölkerung überwiegt die Ansicht, dass eine Pensionsreform notwendig ist. Das zumindest ist das Ergebnis der aktuellen Ausgabe der Sonndesfro, die das Meinungsforschungsinstitut Ilres für das „Luxemburger Wort“ und RTL durchgeführt hat.

Demnach gaben lediglich 15 Prozent der Befragten an, dass sie nicht mit der Aussage einverstanden seien, dass das Land eine Pensionsreform brauche. Demgegenüber stehen 37 Prozent, die sagen, dass sie „vollständig einverstanden“ sind und 38 Prozent sind „eher einverstanden“. Nur zehn Prozent der Teilnehmer haben keine Meinung in der Frage. Die Luxemburger setzen sich also offenbar intensiv mit der Frage auseinander. Eine Ausnahme ist hier die jüngste Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren, für die die Rente am weitesten weg ist. Hier gab fast ein Fünftel an, keine Meinung dazu zu haben.  

Gleiche Regeln bei Staat und Privatwirtschaft

Im März hatten sich die Parteien in der Chamberbebatte zu einer möglichen Rentenreform positioniert. Ein Streitpunkt ist die Frage, ob auch das System der Beamtenpensionen angepasst werden muss. Während die CSV keinen akuten Änderungsbedarf sieht, sehen das andere Parteien, darunter der Koalitionspartner, anders.

Das Urteil der Befragten in der Sonndesfro fällt hingegen eindeutig aus: 82 Prozent der Teilnehmer sagen, dass die gleichen Regeln im privaten wie im öffentlichen Sektor gelten sollten. Davon sagten sogar knapp 60 Prozent, dass sie „vollständig“ mit der Aussage einverstanden seien. Nur vier Prozent zeigten sich „gar nicht einverstanden“ und lediglich fünf Prozent hatten keine Meinung dazu.

Eine Pensionsreform wird notwendig, weil aufgrund der Änderung der Bevölkerungsstruktur zukünftig immer mehr Rentenbezieher immer weniger Einzahlern gegenüberstehen. Bereits ab dem kommenden Jahr könnte die Rentenkasse ins Minus rutschen. Ohne Reform könnten die Rentenreserven bereits bis 2045 erschöpft sein.

Mehr private Vorsorge

Ein Mittel, das der Regierung vorschwebt, um das zu verhindern, besteht darin, die zweite und dritte Säule der Altersvorsorge, also betriebliche und private Rentenversicherungen, zu stärken. Um das zu erreichen, sollen steuerliche Anreize für Zusatzversicherungen verstärkt werden. Dem stehen die Luxemburger grundsätzlich positiv gegenüber. Insgesamt 76 Prozent der Befragten zeigten sich damit einverstanden, dass mehr Geld in die Zusatzversicherungen fließen soll.

Höhere Beiträge

Ein anderes Mittel, die Rentenkassen zu entlasten, sind höhere Beitragszahlungen. Derzeit finanziert sich das System, indem Arbeitnehmer acht Prozent ihres Gehalts als Rentenbeitrag einzahlen; der gleiche Betrag wird jeweils von Arbeitgeber und Staat entrichtet. In der Chamber-Diskussion hatte die ADR vorgeschlagen, die jeweiligen Beiträge stufenweise auf neun Prozent anzuheben.

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Vielleicht überraschenderweise ist eine Erhöhung der Beiträge für die Mehrheit der Bevölkerung kein rotes Tuch. Nur 21 Prozent gaben an, nicht einverstanden zu sein, davon waren lediglich sieben Prozent „gar nicht einverstanden“. Über 70 Prozent könnten aber ihren Frieden mit einer Beitragserhöhung machen.

Das sehen allerdings die verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich: Die Befragten zwischen 18 und 24 Jahren, die am längsten die höheren Beitragssätze zahlen müssten, sind da naturgemäß etwas skeptischer als diejenigen, die heute schon Rente beziehen. Lediglich jeder fünfte der jüngsten Altersgruppe zeigte sich „ganz einverstanden“ mit der Erhöhung des Satzes, während es bei den Über-65-Jährigen ganze 42 Prozent sind.

Skepsis bei längeren Lebensarbeitszeiten

Längeren Arbeitszeiten sehen die meisten Luxemburger eher kritisch. Während das gesetzliche Pensionsalter von 65 Jahren von keiner der Parteien ernstlich infrage gestellt wird, soll das tatsächliche Renteneintrittsalter erhöht werden. Denn die Luxemburger gehen derzeit bereits mit durchschnittlich 60,2 Jahren in Pension.

Im Parlament wurde vorgeschlagen, dass der Staat Anreize setzt, um gesetzliches und tatsächliches Renteneintrittsalter aneinander anzugleichen. Mit der Aussicht, länger arbeiten gehen zu müssen, zeigten sich 56 Prozent der Befragten gar nicht oder eher nicht einverstanden. Nur 40 Prozent können sich vorstellen, ihren Lebensabend nach hinten zu verschieben.