Publiziert11. Mai 2025, 06:22

Herrieden (D): Büezer will Frühschicht – Firma will ihn nach 44 Jahren loswerden

Seit 44 Jahren arbeitet Günter Buckel als Staplerfahrer. Wegen einer Behinderung will er nur noch Frühschicht machen. Sein Arbeitgeber fordert stattdessen seinen Abschied.

Jonas Bucher

Günter Buckel arbeitet seit 44 Jahren als Staplerfahrer in Herrieden und kämpft um eine feste Frühschicht.

Aufgrund gesundheitlicher Probleme, darunter Depressionen und ein Schlaganfall, benötigt er einen festen Arbeitsrhythmus.

Sein Arbeitgeber lehnt die Umstellung ab und bietet stattdessen eine einvernehmliche Kündigung an.

Buckel zieht vor Gericht, um seinen Arbeitsplatz und seine finanzielle Sicherheit zu verteidigen.

Günter Buckel (62) arbeitet seit 44 Jahren in derselben Firma in Herrieden (Bayern), als Staplerfahrer im Schichtbetrieb. Seit Jahren bittet er darum, nur noch in der Frühschicht arbeiten zu dürfen. Ärzte raten dazu. Sein Arbeitgeber lehnt ab – und legte ihm stattdessen eine einvernehmliche Kündigung nahe. Nun zieht Buckel vor Gericht, wie die «Bild» berichtet.

2018 erkrankte Buckel an Depressionen. 2020 folgten ein Schlaganfall und eine Wirbelsäulenversteifung. Mittlerweile hat er einen Grad der Behinderung von 50 Prozent. Für ihn sei ein fester Rhythmus überlebenswichtig, sagt Buckel. Deshalb will er dauerhaft in der Frühschicht arbeiten.

Ein «unmögliches Angebot»

«Ich habe mehrere ärztliche Atteste, die bestätigen, dass ich aus gesundheitlichen Gründen dringend in der Frühschicht arbeiten muss», so Buckel gegenüber der Zeitung. Er sagt: «Ich muss jeden Tag zwölf Tabletten nehmen und sechs davon abends, damit ich zur Ruhe komme. Warum wird mir das verweigert, während andere Kollegen nur Frühschicht arbeiten?»

«Warum wird mir das verweigert, während andere Kollegen nur Frühschicht arbeiten?»

Günter Buckel

Statt einer Lösung habe ihm der Personalchef kürzlich ein «unmögliches Angebot» gemacht, sagt Buckel. Er solle zum 1. September 2025 einvernehmlich kündigen. Die siebenmonatige Kündigungsfrist sei zugleich seine Abfindung.

«Das werde ich auf keinen Fall tun», betont Buckel. «Ich will dem Staat nicht auf der Tasche liegen. Ich will nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen sein und finanzielle Einbussen bei meiner Rente haben. Der Verlust von 30 Prozent meines Lohns durch Arbeitslosigkeit ist für mich inakzeptabel.»

Firma wehrt sich

Der Küchenhersteller Schüller Küchen mit rund 2300 Mitarbeitenden erklärt dazu: «Wir arbeiten aktuell intensiv an einer einvernehmlichen Lösung für alle Beteiligten. Eine Tätigkeit an seinem bisherigen Arbeitsplatz als Staplerfahrer in Normalzeit ist aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Im Rahmen unserer innerbetrieblichen Möglichkeiten können wir bei Schüller Küchen bis zu zwei Mitarbeitern dauerhaft Staplerfahrdienste in der Frühschicht anbieten. Aktuell sind diese verfügbaren Dienste bereits voll besetzt.»

Stattdessen wurde Buckel ein anderer Arbeitsplatz angeboten. Im Hochregallager. Doch auch das sei für ihn keine Option: «Das geht nicht, da ich Höhenangst habe und Tabletten gegen meinen Schwindel nehmen muss.» Buckel will seinen Job nicht verlieren und hat daher einen Anwalt eingeschaltet. Der Fall wird am 19. Mai vor dem Arbeitsgericht in Nürnberg verhandelt.

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