Warum Millionen junge Menschen in Deutschland keine Ausbildung haben

by Fandango_Jones

25 comments
  1. • Eine beträchtliche Zahl junger Erwachsener in Deutschland, die je nach Quelle 1,6 bis 2,8 Millionen erreichen, fehlt sowohl der Berufsausbildung als auch der Hochschulabschluss, was seit Jahren stetig zunimmt.

    • Dieser Fachkräftemangel ist von entscheidender Bedeutung, da Deutschland landesweit mit einem Defizit von über 530.000 Fachkräften konfrontiert ist, was bis 2027 voraussichtlich auf fast 730.000 steigen wird.

    • Mehrere Faktoren tragen zu diesem Problem bei, darunter eine hohe Anzahl von Schulabgängern ohne Qualifikation (47.500 im Jahr 2021), von denen ein erheblicher Teil Einwanderer aus Ländern mit unterschiedlichen Bildungssystemen sind.

    • Die unmittelbare Attraktivität höher bezahlter ungelernter Arbeitsplätze nach der Schule, verbunden mit einem Mangel an effektiver Berufsberatung und Unternehmensengagement in Schulen, verschärft das Problem weiter.

    • Unternehmen haben Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu besetzen, mit über 73.000 unbesetzten Lehrstellen im Jahr 2023, was zum Teil auf nicht übereinstimmende Ausbildungsangebote und Berufswünsche sowie ineffektive Kommunikationsstrategien auf Plattformen zurückzuführen ist, die von jungen Menschen besucht werden.

    • Zu den vorgeschlagenen Lösungen gehören die Stärkung der Integrationsbemühungen für Einwanderer, die Ausweitung flexibler Ausbildungsmöglichkeiten, die Verbesserung der Berufsberatung und die Verbesserung der Unternehmenskontakte für potenzielle Auszubildende über Online-Kanäle wie YouTube, WhatsApp und TikTok.

    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Warum-Millionen-junge-Menschen-in-Deutschland-keine-Ausbildung-haben-article25748418.html

  2. Die einfachste Lösung: Zahlt verdammt nochmal mehr Gehalt! Auch Azubis müssen überleben.

    Niemand geht gerne für das absolute Minimum arbeiten und wird dabei gerne mit den dümmsten Aufgaben und dem niedersten Respekt behandelt.

  3. Ich möchte am liebsten darauf eingehen, dass die Unternehmen selbst daran schuld sind, wenn sie zumeist unrealistische Forderungen bezüglich neuen Personals haben.
    Allerdings sehe ich eine höhere Repräsentation der Unternehmen an Schulen kritisch, denn…
    1. Schulen sollten in erster Linie zum Lernen und zur Herausbildung der eigenen Persönlichkeit da sein, aber nicht noch mehr auf die Forderungen von Unternehmen eingehen und..
    2. sollen sich doch einfach die Unternehmen doch selbst mal mehr bemühen, eine bessere Arbeitsstelle mit mehr Lohn/Gehalt und besseren Arbeitsbedingungen zu sein (s.o.).

  4. Ich habe mit 40 nochmal eine Ausbildung angefangen, weil ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Konnte ich mir nur leisten, weil ich quasi ausgesorgt habe.
    Vorher mit Akademikergehalt gut verdient, jetzt selbstständig.

    Wenn man in der Ausbildung nicht bei den Eltern wohnt und laufende Kosten hat, kann man sich eine Ausbildung kaum leisten. Ich wohne schon im Eigentum und habe Rücklagen und lebe recht sparsam, kein Auto, keine Kinder, keine teuren Hobbys oder Urlaube. Aber dennoch hat mich die Ausbildung fast 20.000 € gekostet.

    Wer soll sich denn das antun (können), um dann trotzdem nur mittelmäßig zu verdienen?

  5. Es wäre schön wenn man dieses Thema mal differenzierter betrachten könnte. Es fehlen also 530.000 Fachkräfte. Was denn für Fachkräfte? Ich hätte gerne mal explizit aufgeschlüsselt in welchen Branchen die fehlen und dann können wir den Arbeitgebern auch ganz genau sagen, woran das liegt, das keiner für die arbeiten will.

  6. Ich habe Einblick in die berufliche Bildung und kann deswegen aus meinen Erfahrungen sagen, dass es nicht nur mangelnde Integration ist, die zu diesem Problem führt.

    Von einer Förderschule gibt es nur sehr schwer einen Weg zu einem vernünftigen Schulabschluss, weil hier teilweise der Englischunterricht fehlt oder kaum stattfindet.

    Gerade nach Corona haben viele Jugendliche mit psychischen Problemen zu kämpfen, die zu Motivationslosigkeit, fehlendem Selbstbewusstsein und Überforderung führen. Therapieplätze gibt es kaum. Schulsozialarbeit ist überlastet.

    Ein Azubi sollte nicht zum Arbeiten im Betrieb sein, sondern in erster Linie zum erlernen des Berufs. Das wurde noch nie so gemacht, ich weiß. Aber damals konnte man sich von seinem Gehalt immerhin noch sein Leben halbwegs leisten oder hat bei Hotel Mama wohnen können. Heute sind gerade die Berufsschulen häufig weit weg und auch die Betriebe nicht mehr zwingend vor Ort.

    Und ja, schließlich ist es bestimmt auch die neue digitale Welt. Ein Text mit über 500 Wörtern ist für zu viele eine Herausforderung, viele haben keinen Biss mehr eine Aufgabe zu lösen und geben schnell auf oder können sich ohne Handy gar nicht mehr konzentrieren. Auch das spiegelt sich dann natürlich in Noten wieder.

  7. Meine Rente hab ich eh schon abgeschrieben. Kann man nur hoffen, dass man in 35 Jahren nicht unter der Brücke leben muss

  8. Meine Ausbildung ist Jahrzehnte her. Damals lebten wir Azubis in zusammengewürfelten WGs. Gratis, AG zahlte die Miete. Das Kantinenessen war bezahlbar. Die Bezahlung war recht gut.

    Warum gibt es solche Modelle heute nicht mehr?

  9. Kann ich schon verstehen. An 4/5 Tagen wirste behandelt wie eine vollwertige Arbeitskraft, aber bezahlt wirst du schlechter als die Aushilfe die noch weniger kann

  10. Viele Ausbildungsberufe sind inzwischen überflüssig, zb Verkäufer.
    Zudem ist die Bezahlung oft unzumutbar, während und nach der Ausbildung. Da hat man als Quereinsteiger wahrscheinlich das selbe raus.
    Die Ausbildung ist zum lernen da, nicht um als billige Arbeitskraft ausgenutzt zu werden.
    Viele Betriebe sind als Ausbilder ungeeignet und die Kontrolle fehlt.

  11. Mein letzter Arbeitgeber hatte nie Probleme damit Lehrlinge zu finden. Jedes Jahr zwischen 600 und 800 Bewerbungen auf knapp 100 offene Ausbilungsplätze…

    Überdurchschnittlich gute Bezahlung vom ersten Lehrjahr weg, eine Vielzahl an unterschiedlichen Berufen die angeboten wurden, gut ausgebildete Lehrer im Betrieb, einen eigenen Standort für die Ausbildung mit modernsten Maschinen / Computern und ab dem dritten Jahr integration in den laufenden Betrieb und rotieren durch die unterschiedlichen Abteilungen in der jeweils ein qualifizierter Betreuer sich gekümmert hat.

    Kein “Stift” kein “du machst die Drecksarbeit” – Integration in den laufenden Arbeitsalltag, Projekte machen lassen die auch umgesetzt werden , die Leute mit nehmen in der Kaffeepause und beim Mittagessen oder auch auf Abteilungsinterne Sitzungen, ihnen wirklich zeigen wie es später sein wird und das alles auf Augenhöhe ohne das es laut wurde…

    Schon seltsam das über 80% der fertig ausgebildeten jungen Leute im Betrieb geblieben sind… zum Großteil bis zur Pension.

  12. Ich arbeite in einer Jugend wg mit Schwerpunkt geflüchtete Kids. Die jugendberufsagentur empfiehlt für die geflüchteten:

    Die integrationsklassen der Schule beenden (idr beendet mit 17, 18)

    Integrationskurs b1/b2 (1-1.5jahre)

    ESA/MSA/Gymnasium nachholen (1-3 jahre)

    Dann ausbildung/Studium (2-4 jahre)

    Damit die geflüchteten einigermaßen mit schulstoff und ausbildungsinhalten mitkommen.

    Was wir hier mal brauchen ist ne viel bessere Integrationspolitik, mit besserem Angebot von integrationskursen etc. Viele meiner Kids müssen teilweise mehrere Monate auf integrationskurse warten oder auf eine Arbeitserlaubnis,  wenn sie einen minijob machen wollen. Es ist echt frustrierend mitanzusehen.

  13. Naja. Vor ca. 17 Jahren, als ich mein Studium begonnen hatte – etwas nach der Einführung des Bachelor/Master-Systems –, hieß es unisono aus der Industrie und von den Handelskammern:

    In Zukunft werden Techniker und Meister durch Bachelors ersetzt.

    Das wurde dann über zehn Jahre hinweg propagiert. Packe noch stagnierende Löhne im unteren Lohnsektor obendrauf, und du weißt, warum heute jeder studieren will.

    Keine Aufstiegschancen (im Konzern) und dabei nur ein mittelmäßiges Gehalt – bei gleichbleibend schlechten Aussichten für den Lebensabend (Rente).

    …no shit, Sherlock.

    Edit:..Nachtrag: nicht jeder schaft das Studium aus verschiederlei Gründen. Dann ist man gefühlt zu alt und findet relativ schnell einen Quereinstieg mit höherer Bezahlung als in einer Ausbildung weil gelernt hat man beim Studiumsversuch schon etwas. Ungelernt und ohne Abschluss ist aber selten mit guten Aufstiegsbedingungen verbunden.

  14. Ich bin Azubi (bald nicht mehr) mit 1,1 Fachabitur Note und habe Probleme, eine Ausbildung zu machen, weil kein Arbeitgeber mit meiner Neurodivergenz klarkommt.

  15. Ich hasse die Argumentation so. “Es sind tausende Stellen frei und immer weniger haben keine Ausbildung, was soll das?! Die sind bestimmt faul”

    Vielleicht Wiel immer mehr junge Menschen keine Lust dazu haben, wie ein Fußabtreter behandelt zu werden. Was man da teilweise mitbekommt, wie mit ihnen umgegangen wird, ist das letzte. Und das für teilweise gerade mal 850€ brutto im Monat.

    Außerdem: was bringt es mir, wenn in Hamburg eine Stelle frei ist, ich aber woanders wohne? An umziehen ist nicht zu denken, da nur 850€ brutto im Monat. Pendeln ist auch oft keine Option, weil es zu teuer ist und zu lange dauert.

    Wie wäre es mal, dass Arbeitgeber sich an den Wohnkosten beteiligen oder Azubis das Deutschlandticket kostenlos bekommen?

  16. Meine 2€-cents:

    – Vergütung in Helferjobs durch hohen Mindestlohn relativ gesehen attraktiver

    – Jugendliche aus SGB2-Haushalten müssen ihre Vergütung zum Teil abgeben bzw. die Vergütung wird auf die Hilfen angerechnet.

    – Mismatch zwischen Fähigkeiten der Jugendlichen und der Anforderung der Arbeitgeber speziell im städtischen Raum

    – Veränderte Präferenzen der Jugendlichen für Berufe

  17. Meine Cousine wurde bei ihrer Ausbildung laufend gemobbt (sie hatte Weihnachten schon erzählt, dass sie dort sehr unglücklich ist und eine ihrer Freundinnen bereits gekündigt wurde) und vor einem Monat wurde dann auch sie letztlich ohne Angabe von Gründen gekündigt.

    War übrigens in einem Kindergarten, wo ja auch oft gesagt wird, dass Leute fehlen.

    Naja.

  18. mein Gehalt ohne Ausbildung: 3300 Netto; mal mehr mal weniger.

    mein Gehalt als Azubi für 3 Jahre: 💩

    hab tatsächlich überlegt noch eine Ausbildung zu machen. aber wenn ich daran denke, dass ich mein Erspartes dafür nutzen muss, damit die Lehrzeit irgendwie finanziert werden kann, geht sich die Lust lächelnd erhängen.

    dumme Situation. schon klar. dass man in ner Ausbildung keine 2500 auf die Hand bekommt ist auch klar.
    Aber holy moly macht irgendwas, Politik, WTF. wofür werdet ihr bezahlt? Dem Land dabei zuzuschauen wie es komplett den Bach runter geht, kann ich auch, kostet nur wesentlich weniger, mein Gott.

  19. Wir haben laut dem Artikel MLLIONEN von jungen Leuten ohne Ausbildung oder Hochschulabschluss, aber trotzdem einen FACHKRÄFTEMANGEL von 500k. 😂

    Wann hört endlich diese Lüge des Fachkräftemangels auf? Es gibt keinen flächendeckenden Mangel. Es gab nie einen. Der einzige Mangel, der besteht, ist ein Mangel an billigsten Unterwürfigen, die für nen Appel und nen Ei schuften gehen, damit der AG sich die Taschen bei den niedrigsten Personalkosten vollstopfen und der Inhaber die dritte oder vierte Eigentumswohnung kaufen kann.

  20. Wir sind die schlechteste Berufsschulklasse ever!, so der Lehrer.
    Ohne Fleiß, keine Karriere, und
    Lehrjahre sind keine „Herrenjahre“.
    Die unsinnige Arbeit habe ich früher auch tun müssen, dann kannst Du dass auch!

    Warum begreifen vor allem kleinere Handwerksbetriebe nicht, dass die Erde rund und das Leben dynamisch ist?

    Meine Erst-Ausbildung ist schon über 40 Jahre her…
    Der o.s. Schwachsinn dient heute noch bei einigen Betrieben erfolgreich zur Abschreckung.

  21. Ist halt einfach kacke 3 Jahre mit Azubigehalt zu leben, wenn man keine Eltern hat, die einen finanziell unterstützen können/wollen. Während man die Arbeit einer regulären Fachkraft übernimmt vor allem…

  22. Es hilft auch nicht wenn JEDE Ausbildung 3 Jahre dauert, auch wenn viele davon easy 6 monate, 1 oder 2 Jahre dauern könnten. Es wird ebenfalls nicht gesagt welche Fachkräfte fehlen, weil viele Berufe haben mehr als genug Bewerber…

  23. Vielleicht sollte man das Ausbildungssystem mal von der Vorstellung lösen, dass dort 16-Jährige mit 10 Jahren Schulerfahrung einsteigen, während sie bei ihren Eltern wohnen.

    Die Anforderungen an einen alleinlebenden Zugewanderten eine Ausbildung zu machen sind doch vollkommen weltfremd.

    Im besten Fall spricht er die Sprache, hat einen dauerhaften Aufenthaltstitel und ist finanziell gut aufgestellt oder versteht das deutsche Fördersystem. Dann **kann** er, mit voller Förderung, in der Ausbildung so viel verdienen wie in einem schlecht bezahlten Beruf.

    In der Realität ist Sprache oft ein Problem, die Sicherheit von Bafög fraglich, der Aufenthalt je nach Laune der Bildzeitung bemessen und er versorgt mit seinem Gehalt eine komplette Familie in seiner Heimat.

    Ich weiß nicht wie Bafög bei Auszubildenden strukturiert ist, aber dieses System in dem jedes Jahr geprüft wird ob deine Eltern nicht zufällig doch Millionäre (/s) geworden sind und einfach mal alles auf einen Schlag weg sein kann, bildet doch keine Perspektive.

    Leute mit Festverträgen werden abgeschoben. Warum sollten die nicht alles daran setzen, kurzfristig so viel Geld wie möglich zu machen.

    Es gibt jede Menge Möglichkeiten, aber keinen ganzheitlichen Ansatz. Es ist für Leute die in Deutschland aufgewachsen sind schon schwer aber für Zugewanderte teilweise unmöglich.

  24. Ich weiß nicht, vielleicht liegt das an 40 Stunden Arbeit, ohne großes Gehalt, das auch noch versteuert werden muss. Als Azubi bist Du unter einem Werkstudenten und gerade mal über einem Obdachlosen/Pfandflaschensammler. Kombiniere das mit fehlender Wertschätzung, dann kann ich das absolut nachvollziehen.

  25. Nach Abschluss einer Ausbildung kann ich sagen: kein Wunder.

    Nutzlose Berufsschule, viel zu niedrige Gehälter und miese Behandlung im Unternehmen. War wohlgemerkt eine kaufmännische Ausbildung, nichts im Handwerk. Man ist für 2,5 Jahre billige Arbeitskraft zum Kaffeemaschine reinigen, kann vom Gehalt allein in einem Ballungsraum kaum leben und leidet unter den altertümlichen Arbeitsweisen der ganzen Unternehmen.

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