Einst galt sie als das größte Talent im kanadischen Tennis. Mit einer Mischung aus spielerischem Können, Entschlossenheit und charismatischer Ausstrahlung eroberte Eugenie Bouchard 2014 die internationale Tennisbühne. Sie gewann mit gerade einmal 20 Jahren ihren ersten WTA-Titel in Nürnberg (D), erreichte zweimal das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers und drang in Wimbledon sogar ohne Satzverlust bis ins Endspiel vor. Innerhalb einer einzigen Saison kletterte Bouchard auf Platz fünf der Frauen-Weltrangliste. Die internationale Presse feierte sie als neue Maria Sharapova, der eine glanzvolle Karriere bevorstehen sollte.

Doch der erhoffte Durchbruch blieb aus. Formtiefs, Verletzungen und wohl auch der konstante Druck der Öffentlichkeit führten dazu, dass Bouchard den Erwartungen nicht gerecht werden konnte. Mal kämpfte sie in den Folgejahren um den Anschluss, mal verschwand sie fast vollständig von der Bildfläche. Bis 2023, als sie plötzlich vermehrt mit einem anderen Schläger in der Hand zu sehen war.

„Ich habe Pickleball in Pandemiezeiten entdeckt, als ich wiederholt mit Freunden spielte. Zu dieser Zeit war ich zwar eigentlich noch auf Tennis fokussiert, dennoch faszinierte mich diese neue Sportart“, erzählt Bouchard. Ende 2023 sorgte die heute 31-Jährige für Schlagzeilen, als sie in den USA einen Drei-Jahres-Vertrag mit der professionellen Pickleball-Liga PPA unterschrieb: „Mein Agent hat mir von den Plänen dieser Liga und den damit verbundenen Möglichkeiten erzählt. Die Chance, an diesen Events teilzunehmen und Teil einer wachsenden Bewegung zu werden, wollte ich mir nicht entgehen lassen.“

Schwieriger Start

Ihre ersten Versuche wurden zunächst belächelt, inzwischen hat sich Bouchard im Pickleball aber mehr als etabliert. Sie belegt Rang 17 im Ranking und bestreitet die populärsten Turniere. „Es war in der Tat ein holpriger Anfang.“

„Mit Blick auf meine Tenniskarriere gingen viele – ich inbegriffen – davon aus, dass ich auf den Platz gehe und gleich gewinne. Doch bei den ersten Turnieren wurde ich regelrecht zerstört. Das Niveau ist hoch, die besten Spieler trainieren seit Jahren und machen teilweise nichts anderes. Auch wenn es Ähnlichkeiten zum Tennis gibt, verlangt Pickleball doch ganz andere Fähigkeiten. Diese musste ich mir aneignen. Diese Reise hat für mich erst begonnen und ich bin gespannt, wohin sie noch führen wird“, sagt Bouchard.

Ich habe zu jedem Zeitpunkt meiner Karriere nach bestem Gewissen und Wissen gehandelt – das lässt mich nachts ruhig schlafen. 

Eugenie Bouchard

Aber sie blickt auch gerne auf ihre sportlichen Anfänge zurück, die sie bis heute nicht ganz losgelassen haben: „Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich diese Erlebnisse auf der WTA-Tour machen durfte. Meine Karriere begann sehr früh und ich musste viele Opfer bringen, um dorthin zu kommen, wo ich zwischendurch stand. Die Ergebnisse von 2014 waren der Lohn für die harte Arbeit, die ich von klein auf in diese Laufbahn gesteckt habe. Auch wenn ich an diese Ergebnisse in den darauffolgenden Jahren nicht anknüpfen konnte, bin ich sehr stolz auf meine Tenniskarriere.“

Dass Bouchard vielleicht nicht immer die richtigen Entscheidungen traf, lässt sie ungern auf sich sitzen. „Natürlich hätte ich verschiedene Entscheidungen anders treffen, vielleicht einige Blessuren verhindern können. Aber ich bin mit mir im Reinen. Ich habe zu jedem Zeitpunkt meiner Karriere nach bestem Gewissen und Wissen gehandelt – das lässt mich nachts ruhig schlafen. Vorwürfe mache ich mir keine“, sagt sie bestimmt.

Eugenie Bouchard teilt ihr Privatleben in den sozialen Medien. Foto: Getty Images

Nicht verändert hat sich ihre Präsenz in den sozialen Medien. Von Anfang an ließ Bouchard ihre Follower (mittlerweile 2,3 Millionen auf Instagram) an ihrem Weg teilhaben und handelte sich so nicht nur positive Reaktionen ein. „Wenn man sein Leben so offen teilt wie ich, stößt das nicht immer auf Verständnis – das ist mir bewusst. Es gibt Menschen, die ohne ersichtlichen Grund mit negativen Kommentaren reagieren. So ist es nun einmal. Auch wenn solche Worte nicht immer leicht zu verkraften sind, haben sie mich nie von meinem Weg abgebracht. Ich konzentriere mich ganz auf meine Fans. Ihnen möchte ich Einblicke geben in all das, was mir meine Karriere ermöglicht“, erklärt die frühere Weltranglistenfünfte.

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Im Oktober wird Bouchard zum ersten Mal an den Luxembourg Ladies Tennis Masters teilnehmen. Die Einladung sorgte bei ihr zunächst für gemischte Gefühle. „Als ich die Nachricht bekam, fühlte ich mich plötzlich alt. Ein Legendenturnier – und das mit gerade einmal 31 Jahren“, schmunzelt sie.

Dennoch sagte sie zu: „Während meiner aktiven Laufbahn war ich mehrfach in Luxemburg und ich freue mich, noch einmal dorthin zurückzukehren. Das Format gefällt mir. Der Druck ist vielleicht weniger hoch als bei einem regulären WTA-Turnier, dennoch starten alle Spielerinnen mit vollem Einsatz. Auch ich werde mich intensiv auf dieses Event vorbereiten, blamieren will ich mich auf keinen Fall.“

Zwei Siegerinnen kehren zurück

Neben Eugenie Bouchard dürfen sich die Organisatoren der vierten Ausgabe der Luxembourg Ladies Tennis Masters (9. bis 12. Oktober 2025) auf die Rückkehr zweier prominenter Titelträgerinnen freuen. Kirsten Flipkens (B) hatte bereits im vergangenen Jahr bei der Siegerehrung angekündigt, ihren Titel im Gymnase der Coque verteidigen zu wollen.

Anett Kontaveit (EST), ehemalige Nummer zwei der Weltrangliste und Siegerin des Turniers 2023, musste letztes Jahr auf ihre Teilnahme verzichten, da sie kurz zuvor Mutter eines kleinen Sohnes geworden war. Nun ist sie wieder fit und wird – ebenso wie die sieben weiteren Akteurinnen – um den Titel kämpfen.