Mein Kontakt mit der Hausverwaltung beschränkte sich bisher auf die wiederholte Bitte, endlich meinen Namen am Briefkasten anzubringen und mir meine Schlüsselkarte für den Müllcontainer zukommen zu lassen.

Dass ausgerechnet die Mülltrennung zum Streitpunkt Nummer eins der Generalversammlung werden würde, hätte ich nicht erwartet. Während die meisten Tagesordnungspunkte mit Kopfnicken quittiert wurden, sorgte diese für eine rege Diskussion. Neben der Frage „Wer kümmert sich darum?“ stand vor allem eine Sorge im Mittelpunkt: Wer schmeißt ständig Zeug in die Biotonne, das dort nicht hingehört? „Entweder se wëllen et net verstoen, oder se sinn domm wéi d‘Aarschlächer!“, regte sich ein Herr auf und sorgte für ein hörbares Lachen meinerseits.

Sollen die Nachbarn doch sehen, wie ich meinen Dreck gewissenhaft trenne.

Die Mehrheit scheint sich einig zu sein: „Wir müssen Kameras installieren!“ Wir konnten zwar nichts beschließen, weil nicht genügend Leute anwesend waren, aber das soll mir recht sein.

Die Kamera an sich, wenn sie denn kommt, ist mir egal. Sollen die Nachbarn doch sehen, wie ich meinen Abfall gewissenhaft trenne. Nur der Gedanke, dass es dann Beweise für meinen „Ich räume den Dreck weg“-Look gibt, nervt mich. In der Regel vergewissere ich mich zuerst, dass ich niemandem begegne. Dann schlurfe ich entspannt, meist mit ungekämmten Haaren, in Jogginghose oder Schlafanzug und meinen tollen lila Birkis durch den Keller.

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Bei einem anderen Thema habe ich dann doch lieber innerlich abgeschaltet, weil es zu sehr an die Muppet Show erinnerte. Am Rande habe ich mitbekommen, dass es um die Hochbeete im Innenhof geht, die derzeit wohl nur von den Freigängerkatzen, also meinen Flauschfreunden, gedüngt werden. Dazu kann ich nur sagen: Wenn das unsere Hauptsorgen sind, geht es uns wirklich gut.

Aus dem Leben der LW-Journalisten

Das „Gazettchen“ ist eine informelle Kolumne, in der die Autoren auf legere Weise von ihren Alltagserlebnissen erzählen oder auch schon mal Einblick in ihre Gedankenwelt gewähren. Das hat eine lange Tradition: Am 3. Dezember 1946 erscheint erstmals ein Meinungsstück mit dem Titel „Heute“ am Seitenanfang oben links auf der ersten Lokalseite im „Luxemburger Wort“. Am 13. Januar 1971 wird dann aus der bei den Lesern ausgesprochen beliebten und sehr persönlichen Kolumne das „Gazettchen“, das bis heute und über alle Layout-Überarbeitungen hinweg seinen Premium-Platz in Luxemburgs auflagenstärkster Tageszeitung behalten hat.