Nazis ließen ihren Mann sterilisieren – 98-Jährige kämpft heute gegen rechts

by Rogash1513

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  1. “Über das Schicksal von Herta Kaiser-Grimms verstorbenem Mann Josef Kaiser hat der pensionierte Lehrer Michael Lauter ein Buch geschrieben. Es heißt: “Der schwarze Kaiser”. Josef Kaiser war ein uneheliches Kind. “Nach dem Ersten Weltkrieg sind die Franzosen ins Rheinland mit etwa 25.000 Kolonialsoldaten eingezogen. **Josef Kaiser war der Sohn einer Speyerer Mutter und eines Soldaten aus Madagaskar. Diese Kinder wurden damals schon als Rheinlandbastarde benannt**”, erklärt der Autor. 

    **Josef Kaiser, der durch seine Hautfarbe auffiel, durfte keine Ausbildung machen und trat im Zirkus auf, zusammen mit Kleinwüchsigen, damit das Publikum etwas zum Staunen hatte. 1937 wurde Josef Kaiser zwangssterilisiert.** Michael Lauter sagt und blickt auf Herta Kaiser-Grimm: “Nicht nur ihr Mann war ein Opfer, sondern auch sie war ihr ganzes Leben lang immer ein Opfer der Nationalsozialisten gewesen. Ihr größter Wunsch, der Kinderwunsch, konnte nicht erfüllt werden und das ist für sie – glaube ich – ein Trauma gewesen, ihr ganzes Leben lang.” Herta Kaiser-Grimm fängt an zu weinen. Sie erzählt, dass **ihr Mann bis zu seinem Lebensende von Selbstzweifeln geplagt war und sich für seine Hautfarbe geschämt habe**: Mit brüchiger Stimme beschreibt sie, wie er immer im Schatten gelaufen ist, damit seine Haut nicht noch dunkler wird.

    Herta Kaiser-Grimm stützt sich auf ihren Rollator und schaut zu den Stolpersteinen für ihren Mann und seine Schwester, ihre Schwägerin, herunter: “Ich werde auf dieser Welt nicht mehr lange bleiben, ich bin jetzt 98.” Sie zeigt in den Himmel und ergänzt mit zitternder Stimme: **”Aber wenn ich zu ihm komme, werde ich ihm das alles erzählen, dass er es heute schöner hätte. Haut ist Haut, ob sie weiß ist oder schwarz. Der Mensch ist immer derselbe.”**

  2. >”Was soll mir jetzt noch passieren mit 98. Ich sterbe sowieso bald, ob die mich jetzt noch vielleicht von hinten totstechen oder sowas, kann auch sein.”

    Ich hoffe, ich bin in dem Alter auch so stabil und gelassen.

  3. Werde diese Generation wirklich vermissen. Klar nicht alle sind/waren so aber aus meinen eigenen Erfahrungen mit Menschen in ihrem Alter war da wenigstens eine gewisse Akzeptanz, ein Wille sich zu arrangieren auch wenn man etwas nicht versteht. Mein Opa hatte mir schon vor zig Jahren erzählt dass “das damals alle gewusst haben”. Er selbst hatte an der Ostfront gekämpft. Schade dass solche Einstellungen es scheinbar nicht in die Köpfe der Generation meiner Eltern geschafft hat. Da heißt es nur “Will ich nicht. Versteh ich nicht. Fuck you, got mine”

  4. Wieviele Opfer wir doch vergessen haben….

    Aber wir lernen ja “eh vIeL zU ViEl in der sChUeLe zu dem Thema.”

  5. Musste die Überschrift mehrfach lesen, bis ich verstanden habe, dass es nicht der Mann der Nazis war, der sterilisiert wurde. Kann man das nicht irgendwie besser formulieren? Nen Pronomen zu verwenden wenn das Subjekt noch gar nicht genannt wurde, ist verwirrend.

  6. Ich hab mal als Schüler ein Praktikum beim hiesigen Gericht machen dürfen. Der Rechtspfleger der am ersten Tag für mich zuständig war hatte so gar keinen Bock sich vom Zeitunglesen ablenken zu lassen – aktuelle Akten durfte ich nicht lesen (Datenschutz, laufende Verfahren und so) – also musste ich ins Archiv und mich da austoben.

    Hab mich dann an einer Akte über einen “Volksschädling” festgelesen. Ein assoziales Element, Ende der 1930er. Der Typ fiel als Jugendlicher durch chronische Unlust auf und hat dann nicht mal eine Ausbildung abgeschlossen. Außerdem wurde er als “Schwachsinnig” diagnostiziert. Da er keine lebenden Verwandten hatte wurde er Mündel des Staates. Aus Gründen der “Rassehygiene” und “Volksgesundheit” wurde er dann auch zwangssterilisiert (war eine einfache Aktennotiz). Irgendwann (Anfang der 40er?) starb er dann (vermeintlich?) an einer Infektionskrankheit.

    Leider habe ich mir den Namen des jungen Mannes nicht aufgeschrieben. Ich denke oft darüber nach, ob auch andere Menschen von seinem Schicksal wissen oder ihn vielleicht gekannt haben. Oder ob er einfach eines der vielen unbekannten Opfer ist und bleiben wird.

  7. Speyerer Omas wie immer stabil. Erinnert mich an meine verstorbene Oma. Die gab auch keinen Fick auf die Rechten und hatte auch ein Opfer nationalsozialistischer Gewalt geheiratet.

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